Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
ernstes Gesicht, als er weiter berichtete.
„Kevin und ich waren schon immer sehr vertraut miteinander, und dieser Unfall hat uns erst recht zusammengeschweißt."
Und was er dann von sich gab, klang abwertend und regelrecht enttäuscht.
„Clemens hat sich nie um Kevin gekümmert. Er benimmt sich, als ginge ihn das alles nichts an. Als wäre er etwas Besseres. Dabei ist er eigentlich das Schwarze Schaf."
Schneider lächelte. „Ihr mögt ihn wohl nicht besonders?"
Josh zuckte mit den Schultern.
„Er ist ein Schnösel, der denkt, nur weil er in der Bank in einer wichtigen Position arbeitet und mehr verdient als wir ist er besser dran."
Schneider hakte weiter nach:
„Aber weswegen sollte er dann Sven Cychowski ins Bärengehege befördert haben? Ist das nicht etwas weit hergeholt?"
Josh senkte den Kopf. Wollte er seinen Bruder wirklich anprangern? Sollte er sagen, was er wirklich annahm?
Er sah wieder auf. „Ich halte es für möglich."
„Wieso?" Der Anwalt verstand es nicht.
„Kevin und ich, wird sind schwul", sagte Josh dann. „Clemens verurteilt das. Er sieht uns als was Niederes an, weil wir keine Frau und Kinder haben wie er."
„Aha?" Schneider klang deutlich interessiert an der Geschichte.
„Aber Clemens", meldete sich Kevin zu Wort. „Der kann keiner Fliege was zu Leide tun. Der ekelt sich vor Dreck und den Tierställen ..." Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Meinst du wirklich, er wäre zu so etwas fähig?"
Josh zuckte mit den Schultern.
„Man sollte es nicht ausschließen, oder?"
„Jedenfalls zeigt es, dass es ohne weiteres Männer geben kann, die im Dunkeln gleich aussehen. Ob verwandt oder nicht."
Schneider klappte seine Mappe mit den Unterlagen zusammen. Für heute hatte er genug erfahren.
„Ich werde nochmals mit Inspektor Piepgras reden und ihn dezent auf euren „vergessenen" Bruder hin ansprechen. - Wenn ich Neuigkeiten habe, melde ich mich, ansonsten müssen wir wohl erst einmal abwarten, was weitere Ermittlungen ergeben."
Josh trug seine schweren Arbeitsschuhe. Die waren vorteilhaft, bei jedem Wetter. Überhaupt hatte er das Gefühl, dass ihn seine Arbeit im Freien weniger empfindlich machte als andere Menschen.
Die Arbeit an der frischen Luft hatte eigentlich nur Vorteile, wenn es nicht gerade in Strömen regnete oder eisig fror.
Aber auch das war, mit der passenden Schutzkleidung, einigermaßen zu ertragen. Die Tiere mussten es ja auch hinnehmen, wie es kam.
Josh hatte keine Abneigung gegen Schmutz und Dreck. Trotzdem, jeden Tag, wenn er von der Arbeit kam, war eine Dusche fällig. Oftmals feilte er nach Feierabend seine Fingernägel, obwohl er genau wusste, dass sie spätestens am nächsten Morgen, nach einer Stunde Reinigungsarbeiten, genauso dreckig sein würden wie zuvor.
Aber Josh mochte es reinlich - privat. Bei der Arbeit war alles andere egal.
So auch jetzt, als er auf allen Vieren unter die dichten Büsche kroch und sich einen Weg zum Zaun bahnte, welcher den Zoo weitläufig umgab. Einige Meter legte er kriechend zurück, bis er sich etwas aufrichten konnte. Er musterte den Metallzaun genau. Der war über zwei Meter hoch, und die einzelnen Gitter hatten spitze Enden. Nein, der Zaun war mächtig und wies keinerlei Beschädigungen auf. Zwischen den einzelnen Zaunelementen waren immer kurze, hohe Mauerstücke gesetzt, die ebenso robust wirkten.
Er marschierte weiter.
Er wollte den ganzen Zoo absuchen: nach einem unbemerkten Eingang, nach einem Hinweis, wie eventuell der Mörder verbotenerweise in den Zoo gekommen sein könnte. Denn noch immer konnte er sich nicht vorstellen, dass einer der Mitarbeiter seine Hände mit im Spiel hatte.
„Hey, Sie!", rief plötzlich jemand. Josh verharrte.
„Was machen Sie da?"
Josh ging ein wenig in die Knie, lugte zwischen den dicht gewachsenen Ästen vorbei und sah Jürgen, einen der Gärtner des Zoos.
„Ich bin's!", rief Josh. Er kam näher, doch blieb er weiterhin im Dickicht stehen.
„Ach du", erwiderte Jürgen. Er legte seine Harke ab, mit der er soeben noch den erdigen Boden um die Büsche herum aufgelockert hatte. „Was um alles in der Welt machst du da?" Er runzelte die Stirn. „Ich hoffe nicht, was ich vermute. Habt ihr kein WC in eurem Revier?"
Josh lachte, als er das hörte.
„Keine Angst. Ich wollte nur den Zaun abgehen. Ich möchte mich vergewissern, dass es keine geheimen Eingänge gibt, wo ungebetene Gäste hineinkommen."
Inzwischen hatte er Augenkontakt mit Jürgen aufgenommen. Jener
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