Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
dem Gestrüpp nicht nutzbar auswerten und Fingerabdrücke gibt es nur von Cychowski."
Er sah Josh zuversichtlich an.
„Es gibt also keine wirklich erdrückende Beweislast gegen dich."
Josh seufzte. „Trotzdem verdächtigen sie mich. Und ich bin der Einzige, der Sven gekannt hatte."
Schneider nickte, dennoch überlegte er laut weiter. „Wir müssen jemanden ausfindig machen, der dir ähnelt, der die Möglichkeit besitzt, nachts im Zoo ein und aus zu gehen und der für diesen Mord ein Motiv hat."
„Nicht unbedingt einfach, wenn man bedenkt, dass selbst die Polizei nicht weiterweiß!", konterte Josh.
Er drehte sich und bemerkte, wie Kevin ins Esszimmer fuhr.
„Störe ich?", fragte er leise.
Josh schüttelte den Kopf. Er streckte seine Hand aus, welche Kevin sofort griff und ungehemmt näher kam.
„Wir überlegen gerade, wer der Mörder sein könnte. - Irgendwie muss man da doch einen Hinweis finden."
Josh biss sich auf die Unterlippe.
Der Anwalt war noch nachdenklicher geworden. Prüfend sah er Kevin und Josh an, die sich immer noch an den Händen gefasst hielten.
„Welcher der Angestellten ist noch relativ jung, groß gewachsen, wie du, und wer könnte sich so einfach den Schlüssel von Herrn Zöllner aneignen?", fragte er dann.
Josh zuckte mit den Schultern. Das konnte man wirklich nicht genau sagen. Er versuchte, die Tatsachen aufzuzählen
„Jeder der Tierpfleger hat einen Schlüssel für den Eingang im Wirtschaftshof. Und jeder Pfleger für sein eigenes Revier. Demzufolge kommen alle in Frage, die woanders arbeiten als bei den Bären. Und ich habe viele junge Kollegen. Natürlich sieht mir keiner total ähnlich. Aber im Grunde genommen hätte jeder Thomas beklauen können."
„Mmh." Schneider sah auf seine Unterlagen.
„Vielleicht war es der Nachtwächter selbst?" Er sah in die Runde und erhielt nur ein müdes Lächeln der Brüder zurück.
„Wieso sollte er das getan haben?", konterte Josh. „Ich denke, es ist ihm peinlich genug, dass er nicht bemerkt hat, dass die Bären frei waren und Sven in der Anlage festsaß."
Es schien so, als kämen sie nicht weiter, bis sich Kevin zu Wort meldete.
„Und was ist mit mir? Ich sehe dir doch ähnlich", sagte er. Er kam mit seinem Rollstuhl noch näher, bettete die Hände auf den Tisch, dann sah er beide Männer fast vorwurfsvoll an.
„Ich frage mich, warum die Polizei nicht auch mich verdächtig? Das ziehen sie überhaupt nicht in Betracht."
Schneider senkte den Kopf. Er wusste sichtlich nicht, was er darauf antworten sollte. Und auch Josh hielt einen Moment inne, bis er sich dazu äußerte:
„Kevin!" Er fixierte seinen Bruder dabei, als würde er ihm eine unbekannte Begebenheit verraten, doch diese Begebenheit war keineswegs fremd.
„Du sitzt im Rollstuhl", sagte er eindringlich. Musste er seinen Bruder wirklich daran erinnern? „Warum sollte die Polizei ausgerechnet dich verdächtigen?"
„Warum nicht?", zischte Kevin schnippisch.
„Okay!" Josh lehnte sich im Stuhl zurück und deutete in die Küche, die sich an das Esszimmer anschloss. „Dann hole mir doch bitte mal ein Glas Wasser aus der Küche - gehend!"
Als er das sagte, sah Schneider verblüfft auf. Eine beklemmende Stille stellte sich ein. Mit offenem Mund verfolgten sie nun, wie Kevin mit dem Rollstuhl ein wenig zurückfuhr und die Fußstützen hochklappte. Er atmete tief durch, nahm alle Kraft zusammen, dann stemmte er seine Hände vor sich auf den Tisch. Er drückte sich hoch, dabei zitterten seine Muskeln angestrengt. Sein Gesicht war verzerrt, er atmete schwer, doch erhob er sich Zentimeter für Zentimeter, bis sich sein ganzes Gewicht auf die Arme verlagerte hatte. Er war aufgerichtet, jedoch konnte man deutlich erkennen, dass seine Beine nichts von seiner Körperlast trugen. Sie waren nicht komplett durchgedrückt, sie standen nicht gerade auf dem Boden und auch seine Füße boten keinen richtigen Halt.
Josh seufzte, als er das sah. Etwas anderes hatte er nicht erwartet. Trotzdem stachelte er seinen Bruder weiter an.
„Und? Zeig uns, wie du laufen kannst. Zeig uns, wie du zum Bärengehege gegangen bist, um Sven umzubringen."
Kevin ächzte. Die Anstrengung war in sein Gesicht geschrieben. Noch immer hielten ihn seine Arme aufrecht. Unsicher sah er zur Küche. Und dann wagte er es. Sein Oberkörper drehte sich, die Hände lösten sich von dem Tisch. Aber ehe er nur einen Schritt tun konnte, knickten seine Knie weg, und er sackte kraftlos zu Boden. Dabei prallte er
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