Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
sehen war?
Er ging ein paar Stufen hinab. Das Handy hatte er inzwischen zurück in die Tasche gesteckt. Das Messer ruhte versteckt in dem Ärmel seiner Jacke.
Dicht neben der Treppe raschelte es, aber nur kurz. Lukas drehte sich. Ob es Josh war? Hielt er sich dort versteckt?
Er sah wieder weg. Er durfte unmöglich zu auffällig erscheinen. Auf der vorletzten Stufe blieb er stehen. Plötzlich ging sein Handy, was ihn fast zu Tode erschreckte. Es war Josh.
„Wo bleibst du denn?", fragte Lukas, in der Annahme, er würde eventuell von dem Täter belauscht werden. „Dauert es noch lange? - Bringst du mir eine Cola mit?"
„Das machst du super", hörte er Josh leise durchs Handy flüstern. „Ich bin ganz in der Nähe."
„Gut." Lukas beendete das Gespräch. Er tat ganz gefasst, dabei war seine innere Unruhe kaum zu ertragen. Doch alles schien nach Plan zu laufen.
Auf dem Sandplatz saß plötzlich ein Kaninchen, was Lukas sofort ein Lächeln entlockte. Es war so wunderbar im Zoo, abgesehen davon, dass man hier seines Lebens nicht sicher war.
Über ihm, in den Bäumen, hörte man Vögel mit den Flügeln schlagen. Es war nicht einfach, die verschiedenen Geräusche genau zu orten und zu deuten.
Ein paar Minuten verstrichen, doch nichts geschah. Lukas beruhigte sich allmählich. Wahrscheinlich würde wohl gar nichts passieren. Wahrscheinlich war der unbekannte Übeltäter heute gar nicht hier.
Er grinste. Womöglich würden sie bis zum Morgengrauen warten und Moos ansetzen. Aber vielleicht könnten sie nachher wenigstens im Bärenrevier einen Kaffee trinken ... und Thomas brühwarm von der misslungenen Aktion berichten.
Lukas erstarrte. Das Kaninchen auf dem Gehweg hob plötzlich den Kopf und hoppelte ängstlich davon.
Hatte es etwas gewittert?
Sofort setzte sich Lukas in Bewegung. Er nahm wieder ein paar Stufen nach oben, ließ dabei den Gehweg allerdings nicht aus den Augen. War da ein Schatten gewesen? Hatte er was gesehen? Er kniff die Augen zusammen. Wieso war es auch so dunkel?
Völlig verunsichert lehnte er sich an das Treppengelände. So war er wenigstens von hinten geschützt. Immer wieder sah er auf den Gehweg, wo das Kaninchen gesessen hatte. War da nun etwas gewesen oder nicht? Hatte er was gesehen? Er fuhr sich über die Augen. Die Müdigkeit hatte seine Lider längst schwer gemacht. Wahrscheinlich hatte er da gar nichts gesehen. Wahrscheinlich hatten seine Sinne ihm einfach nur einen Streich gespielt.
Es vergingen weitere Minuten, in denen Lukas wie erstarrt auf den Gehweg sah und sich still ausrechnete, wann der Sonnenaufgang endlich beginnen würde. Am Horizont war erst ein schmaler dunkelblauer Streifen zu sehen. Er musste sich also gedulden und einfach weiterhoffen, dass nichts Schlimmes geschehen würde.
Sein Zeitgefühl ging verloren. Er konnte absolut nicht einschätzen, wie lange er da inzwischen stand. Und obwohl ihn die plötzlichen Geräusche und das gleichzeitige Rascheln in den Büschen entsetzlich erschreckten, spürte er doch auch eine kleine Erleichterung, dass jetzt endlich etwas geschah. Er umklammerte das Messer fest. Hinter der Treppe lief jemand entlang und wurde im nächsten Moment auch sichtbar. Lukas hielt die Luft an.
Doch es war nur Josh, der aus seinem Versteck kam und resignierend den Kopf schüttelte.
„Ich glaube, das hat heute keinen Sinn", sagte er.
„Da könntest du recht haben", erwiderte Lukas aufatmend. Er kam die Stufen hinab und umarmte Josh innig. Die Anspannung fiel von ihm ab. Eigentlich war er froh, dass ihr Plan nicht aufgegangen war. Wer wusste denn, was sonst noch alles passiert wäre?
„Ich werde nur noch das Licht im Aquarium wieder löschen und dann ..." Josh stoppte. Sein Körper erstarrte augenblicklich zu einer Salzsäule. Lukas bemerkte es sofort. Fragend fixierte er seinen Freund, der ihm allerdings nicht in die Augen blickte, sondern hölzern an ihm vorbei sah.
„Josh? Was ist?", erkundigte sich Lukas sogleich. Die Angst kam wieder und kroch in Form von eisiger Kälte seinen Nacken empor.
Joshs Blick war starr, genau wie sein Körper.
„Ich sehe ihn ...", flüsterte er, dabei bewegten sich seine Lippen kaum. „Er steht in den Büschen, er starrt hierher ..."
Sofort senkte Josh seinen Blick und schluckte trocken. Unmöglich durften sie in Panik verfallen. Obwohl die dünne, schwarze Person zwischen den Sträuchern alles andere als vertrauenerweckend aussah.
Josh hatte sogar einen immensen Schreck bekommen, als er die Gestalt
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