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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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»Alexandra? Bist du hier?«
    Harris’ Stimme ließ sie augenblicklich in Tränen ausbrechen.
    »Hier oben!«, rief Alexandra, so laut sie es schluchzend vermochte. Es dauerte nur Sekunden, bis Harris in der Lukenöffnung stand und sie mit großen Augen ansah. »Wieso bist du noch hier?«
    »Wieso nicht?«
    »Weil das Gebiet schon lange evakuiert wurde. War denn niemand hier, um dich abzuholen?«
    Alexandra schüttelte den Kopf und brach erneut in Tränen aus. »Hier war niemand! Hier war überhaupt niemand! Außer …«
    Harris verschloss ihren Mund mit seiner Hand. »Ist ja gut. Lass uns gehen, bevor wir nicht mehr durchkommen!« Er umschlang Alexandras Hüfte und stellte sie auf die Füße. Mit einem lauten Aufschrei brach sie zusammen.
    »Ich kann nirgendwohin gehen. Mein Knöchel ist gebrochen.«
    »Scheiße! Wie ist das denn passiert?«
    Bestürzt sah er auf Alexandras verdrehten Fuß. »Kein Problem,dich Fliegengewicht krieg ich auf einer Hand bis zum Auto.« Er entdeckte ein dünnes Brett auf einem Stapel, zerbrach es über dem Knie in zwei Hälften und warf sie auf den Boden. Dann zog er sein Hemd aus, riss es mit kräftigen Bewegungen auseinander, bis er einigermaßen gleiche Streifen hatte. Die provisorische Schiene hielt den Fuß zumindest in einer halbwegs natürlichen Stellung.
    »Ich hab ihn getötet, Harris!«
    »Was?«, fragte er leicht irritiert, während er mit dem Hemdstreifen den Knöchel bandagierte.
    »Er liegt unten im Wasser.«
    Harris schüttelte den Kopf.
    »Da liegt niemand. Außer dir ist hier niemand!«
    »Doch. Der Mann, von dem ich dir erzählte. Adam. Ich hab ihn getötet.«
    »Alexandra! Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden, dass du …«
    »Irre bist? Das bin ich ganz bestimmt nicht. Der da unten, der ist irre!«
    Harris setzte sich in die Luke und ließ erschöpft die Schultern fallen.
    »Pass auf. Ich hab ’nen Scheißtag hinter mir. Ich habe mich, ohne mich abzumelden, vom Fluss entfernt. Ich hab ein Auto gestohlen und es fast zu Schrott gefahren, um dich hier rauszuholen. Ab jetzt drängt die Zeit ein bisschen! Verstehst du?«
    »Er hat mir die Namen der getöteten Frauen aufgezählt. Alle sechs Vornamen!«
    »Wer?«
    »Adam!«
    »Blödsinn. Niemand kennt diese Namen.«
    »Er wusste sie!«
    Harris tat, was er immer tat, wenn er nervös wurde. Er griff an sein rechtes Ohr und massierte es angestrengt.
    »Also noch mal. Niemand außer der Polizei kennt die Namen der Frauen, sie gingen nämlich ausnahmsweise mal nicht durch die Presse. Und ich glaube auch, dass nicht mal der Mörder selbst sie weiß. Reicht das? Können wir jetzt los?«
    »Dann weiß Adam sie von dir!«
    »Das ist doch idiotisch! Ich kenne keinen Adam, und ich habe auch niemand anderem die Namen gesagt.«
    »Stefanie, Michaela, Sabine, Katrin, Theresia, Claudia.«
    Seine versteinerte Miene ließ ihr Herz ein paar Schläge lang aussetzen, und der anfängliche Verdacht überfiel sie erneut mit ungeheurer Wucht.
    Harris reagierte unlogisch. Sie hatte zugegeben, einen Menschen getötet zu haben, dessen Leiche irgendwo da unten im Wasser schwamm, und er erklärte, dass er keinen Adam kenne. Selbst wenn er unter Zeitdruck stand, musste er doch, wenn nicht als Freund, dann wenigstens als Polizist reagieren. Adam hatte gesagt, dass erst ihr Tod den Alptraum beenden würde, aber sie lebte noch. Wollte sich Harris nur vergewissern, ob Adam erfolgreich gewesen war? Sie wusste inzwischen zu viel, als dass man sie am Leben lassen konnte.
    »Wieso bist du hergekommen, wenn du eigentlich dachtest, ich wäre nicht mehr hier? Was wolltest du hier?«
    »Mich selbst davon überzeugen, dass du …!«
    »Tot bist?«
    Harris stöhnte laut auf. »Dass man dich abgeholt hat! Ich habe keine Rückmeldung bekommen! Wovon redest du überhaupt?«
    Alexandra erwog kurz, Harris auf den Kopf zuzusagen, dass sie ihn durchschaut hatte. Aber sollte er sich daraufhin zu erkennen geben, blieb ihm nur die Möglichkeit, sie als Zeugin spurlos verschwinden zu lassen. Doch das konnte er unmöglich in ihrem Haus tun.
    »Du traust mir nicht, oder?«, fragte Harris. »Deshalb auch die Aktion mit der roten Kammer. Aber ich sag dir jetzt was.Ich trau dir auch nicht. Dein ganzes Interesse an diesem Fall hat nur einen einzigen Grund. Ich bin selbst nicht darauf gekommen, es war Schneider. Du bist Journalistin, nicht wahr? Das alles ist ein abgekartetes Spiel, von Anfang an. Und wir wären jetzt nicht in dieser Scheißsituation, wenn

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