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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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gar nichts verstand, wusste sie doch zumindest, dass eine herausgesprungene Sicherung sich nicht allein umlegte. Anscheinend handelte es sich nur um einen Wackelkontakt, aber da absehbar war, dass so etwas immer wieder passieren würde, musste sie wohl einen Fachmann beauftragen. An die daraus entstehenden Kosten mochte sie noch gar nicht denken. Jetzt war nur wichtig, dass die Steckdose durchhielt, bis das Wasser brodelte.
    Wenige Minuten später ging Alexandra, eine Tasse heißen, wohlriechenden Kaffee unter ihre Nase haltend, leise summend durch den Flur. Ganz plötzlich blieb sie stehen und sah verwundert auf die Spur schmutziger Fußabdrücke, die sich kreuz und quer durch den gesamten Flur zog und an der Haustür endete. Als dürfe sie die Fährte nicht zerstören, bahnte sie sich schlängelnd einen Weg bis zur Tür und betrachtete dann nachdenklich ihre sauberen Turnschuhe. Konnte es sein, dass der Schmutz noch von der ersten Nacht herrührte, als sie wieder und wieder hinausgelaufen war, um die Kartons zu holen? Es hatte geregnet, es war dunkel, und sicher war ihr nicht aufgefallen, dass sie derart viel Schmutz ins Haus getragen hatte. Der Adrenalinstoß durchfuhr sie wie ein Stromschlag. Was war das? Ein Poltern, oder waren es Schritte? Einige Sekunden verharrte sie bewegungslos, dann tat sie zaghaft einen Schritt nach vorn. Zeitgleich setzte auch das Geräusch ein, und wie schon in der vergangenen Nacht kam es vom Dachboden.
    Kein Zweifel, es waren unverkennbar Schritte, und sie hatte das Gefühl, dass sie verstummten, wenn sie innehielt. Kaum tat sie jedoch den nächsten Schritt, knarrte auch das Gebälk über ihr. War es möglich, dass sie es selbst verursachte? Das Ohr eng an die Wand gepresst, rührte Alexandra sich nun minutenlang nicht mehr. Eine gespenstische Stille herrschte im Haus, einzig ihr Herz schlug so laut und schnell in ihrer Brust, dass sie meinte, man könne es noch Meter von ihr entfernt hören. Aufmerksam suchte sie mit den Augen die Zimmerdecke ab. Erschütterungen waren nicht zu erkennen, aber da es gerade still war, bewies das gar nichts. Alexandra erschauderte bei dem Gedanken, es könnte sich vielleicht doch jemand auf dem Dachboden befinden. Warum, verdammt noch mal, hatte sie nicht am Tage nachgesehen? Missmutig gestand sie sich ein, dass sie es schlichtweg vergessen hatte. Wer sollte allerdings da oben auch sein?
    Von Obdachlosen in ländlicher Gegend hatte sie noch nie gehört, und selbst wenn der Boden einem verliebten Pärchen des Nachts als Treffpunkt für heimliche Rendezvous gedient hatte, so wäre es doch spätestens bei der Feststellung, dass eseinen neuen Bewohner gab, klammheimlich wieder verschwunden. Bliebe eine Sache, von der sie schon oft gehört hatte und die derlei Geräusche plausibel machte. Ein Marder! Möglich, dass dies sogar eine Erklärung für die Instabilität der elektrischen Leitungen war. So possierlich diese Pelztierchen auch waren, einmal auf dem Dachboden eines Hauses niedergelassen, wurden sie zu kaum vertreibbaren, nächtlichen Ruhestörern, denen selbst die heimtückischsten Fallen selten den Garaus zu machen vermochten. Die Existenz eines Marders, der sich für den Winter einrichtete, war zwar wenig erfreulich, aber Unwissenheit war weitaus beängstigender. Sie musste der Sache nachgehen, wollte sie vermeiden, dass sie weiterhin jedes nächtliche Geräusch in Angst und Schrecken versetzte. Momentan allerdings gab es nur eine Sache, vor der siesich wirklich fürchtete: das Dachgeschoss ein weiteres Mal im Dunkeln zu betreten. Was, wenn die Gestalt im Schaukelstuhl keine Sinnestäuschung gewesen war? Allein der Gedanke daran ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Obwohl es dumm war und ihre Ängste nur verstärkte, rannte sie, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her, nach draußen und hielt erst an, als sie zwischen sich und das Haus einen gebührenden Abstand gebracht hatte.
    Aus sicherer Entfernung und atemlos vor innerer Anstrengung begutachtete sie Meter für Meter das Dach. Selbst den schwachen Strahl einer Taschenlampe würden die maroden Dachziegel in der Dunkelheit preisgeben. Es war jedoch nichts zu sehen. Das Haus lag in tiefer Dunkelheit. Einzig die Lampe im Flur warf einen matten Schein durch die offene Eingangstür.
    »Wenn du hier wohnen bleiben willst, musst du damit aufhören«, beschwor sich Alexandra. Dann holte sie tief und langsam Luft, drückte den Rücken durch, ließ entspannt die Schultern fallen und atmete ebenso langsam

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