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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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nichts.«
    Lächelnd hob Nina ihr Glas, trank einen Schluck und stellte es dann mit einem tiefen Seufzer zurück auf den Boden.
    »Zu schade, dass du dich nicht selbst sehen kannst! Das Rot steht dir nämlich gut!«
    »Ich bin noch nie rot geworden!«
    »Dann nenn’s orange! Ist doch scheißegal! Auf jeden Fall läuft da was!«
    »Ach ja? Und warum hast du ihn dann vor meinen Augen angebaggert?«
    »Um ihn zu testen!«
    »Vielen Dank! Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie kommt er mir komisch vor!«
    »Das musst du mir genauer erklären!«
    Obwohl sie es eigentlich strikt vermeiden wollte, da sie fest davon überzeugt war, dass es schädlich für ihre Haut ist, zog Nina überraschend die Stirn in Falten. »Der hat was, was mir nicht gefällt«, sagte sie nachdenklich.
    »Er soll dir ja auch nicht gefallen. Aber vielleicht gefällt er mir?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hast du Frankfurt verlassen, um dich von den Männern …«
    »Von Marcel!«, fuhr Alexandra dazwischen.
    »Okay Und nun willst du gleich in die nächste Zwangsjacke, ja?«
    »Hör auf mit diesem Schwachsinn! Will ich überhaupt nicht!«
    »Wärst du aber mit diesem Dorf…«
    »Harris. Sein Name ist Harris Zimmering!«
    »Ha! Du verteidigst ihn!«
    »Kann ja sein, aber auch nur, weil du einfach alle über einen Kamm scherst … Ihn zum Dorfdeppen machst! Kein Status, kein dickes Bankkonto, also minderbemittelt, wenn nicht gar doof.«
    Nina wurde mit einem Mal ernst. »So denke ich nicht. Und ich meine so etwas prinzipiell nicht ernst. Irgendwas an ihm gefällt mir nicht. Ich weiß nicht, was es ist. Vielleicht sein Machogehabe, die Art, wie er mich angesehen hat.«
    Alexandra ließ sich ihre Schadenfreude nicht anmerken. Ja, Harris war auf Ninas Test nicht eingegangen, er hatte nicht mitgespielt, hatte sie links liegengelassen, und wenn es etwas gab, was Nina zutiefst verletzte, dann war es das. Und das wiederum machte ihn für Alexandra interessant. Allerdings verspürte sie keinerlei Lust, auf dieser Basis mit der Freundin über ihre Gefühle für Harris zu reden. Also lenkte sie ein.
    »Wie ich schon sagte, da läuft überhaupt noch nichts. Wir haben uns vor zwei Tagen unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen kennengelernt und, um mit deinen Worten zureden, befinden uns jetzt in der Testphase … mit offenem Ausgang. Ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpasse!«
    »Mehr wollte ich ja auch nicht!«, knurrte Nina und lächelte versöhnlich. Sie schenkte sich Wein nach, zog den Käseteller zu sich heran und ließ sich wieder nach hinten fallen. »Und? Malst du wieder?«
    »Ich habe angefangen, aber so richtig läuft’s noch nicht.«
    Nina nickte vor sich hin.
    »Ich finde es schön, wie ruhig es in diesem Haus ist«, sagte sie nach einer Weile.
    »Es ist alles andere als ruhig«, erwiderte Alexandra. »Vor allem nachts. Entweder hat die gesamte Brandenburger Mäusepopulation mein Haus zum Winterquartier auserkoren oder aber … es ist ein Marder … ich bin noch nicht dahintergekommen. Insgeheim hoffe ich ja, dass es Letzteres ist.«
    »Du hoffst, einen Marder auf dem Dachboden zu haben?« Nina schüttelte den Kopf, richtete sich ein wenig auf und sah Alexandra ungläubig an. »Das hoffst du? Weißt du, was diese Mistviecher für Schaden anrichten können? Wenn du Pech hast, erwählt er die Stelle über deinem Bett als Klo und pinkelt dir zielsicher Nacht für Nacht ins Gesicht! Und du hoffst, es ist ein Marder! Na sicher doch!«
    »Ja«, entgegnete Alexandra verdrossen, »das wäre das kleinere Übel.« Sie nickte eine Weile still vor sich hin, stocherte mit einem kleinen Holzspieß in den Käsewürfeln, suchte den größten heraus und schob ihn sich in den Mund. »Eigentlich müsste es jetzt losgehen«, sagte sie leise.
    »Was?«
    »Die Geräusche … die Schritte über uns.«
    »Du machst Witze!«
    Sie parierte Ninas skeptischen Blick, indem sie mit dem Spieß an die Zimmerdecke deutete. »Ich glaube, da oben wohnt jemand«, sagte sie kauend. »Ich höre ihn jede Nacht … tanzen!«
    Nina reagierte nicht. Sie hielt ein Stück Brot zwischen Daumen und Zeigefinger, drehte es vor ihren Augen hin und her und betrachtete es eingehend. »Bist du sicher, dass dir die Einsamkeit guttut?«, fragte sie nach einer langen Pause. »Ich meine, nach allem, was passiert ist?«
    Dass Alexandra nicht, wie es sonst ihre Art war, mit spitzer Zunge zurückschoss, sondern weiterhin mit verzagtem Blick nach oben sah, ließ

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