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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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hätte, Schneider großmütig diesen Tipp zu geben, hatte er seine Entdeckung verschwiegen, denn es war ja durchaus möglich, dass er sich irrte.
    Zielstrebig steuerte Harris jetzt das Boot in eine winzigeBucht auf der Rückseite der Insel, die einzige Stelle, an welcher der Baumbestand von großflächigen Steinen über einen knappen Meter natürlich zurückgedrängt wurde. Nur hier war es möglich, unbeschadet und trocken an Land zu gehen.
    Als Kind, als sich die Insel noch nicht in Privatbesitz befand, hatte er auf dem Eiland sogar einige Nächte verbracht. Endlose Auseinandersetzungen mit seinem Vater waren zu jener Zeit für Harris an der Tagesordnung, an einem Juliabend jedoch hatten die Streitigkeiten eine andere Qualität bekommen. Dem Vater war nach einer heftigen verbalen Attacke des damals Siebenjährigen die Hand ausgerutscht. Harris hatte die Ohrfeige stillschweigend und ohne auch nur im Geringsten das Gesicht zu verziehen hingenommen, verließ aber noch in der gleichen Nacht das Elternhaus. Erst am nächsten Morgen hatte es seine Mutter bemerkt und daraufhin das gesamte Dorf alarmiert. Überall wurde nach ihm gesucht, aber auf die Idee, er könne des Nachts schwimmend die Insel erreicht haben, war niemand gekommen. Demzufolge wurde sie bei der Suche ausgespart. Harris verschaffte dieser Umstand drei abenteuerliche Tage, am vierten jedoch trieb ihn der Hunger an den elterlichen Tisch zurück. Die Erleichterung der Eltern, ihn wohlbehalten wiederzusehen, bewahrte ihn allerdings nicht davor, die folgende Woche unter Hausarrest in seinem Zimmer verbringen zu müssen.
    Während sich Harris durch das Unterholz kämpfte, kreisten seine Gedanken um die Begegnung mit Alexandras Freundin. Unmöglich, sich vorzustellen, dass die beiden Frauen miteinander befreundet waren. Nina bediente seiner Meinung nach jedes Klischee. Ihr Styling war das einer New Yorker Businessfrau, das schwarze Cabriolet unterstrich ihr Faible für Luxusgüter, und die Art, wie sie Männer ansah, schlug sicherlich jeden Bewerber direkt in die Flucht. Alexandra hingegen stellte in seinen Augen das komplette Gegenteil dar, wenngleich er zugeben musste, dass er sie nach der ersten Begegnungebenfalls in die Kategorie »Großstadtzicke« eingeordnet hatte.
    Harris war so in Gedanken, dass er, ohne es zu bemerken, inzwischen auf der anderen Seite der Insel angelangt, wieder am Wasser stand. Verdrossen stellte er fest, dass er weder nach menschlichen Spuren noch nach Theresia selbst gesucht hatte, sondern einfach nur, ohne nach rechts und links zu sehen, geradeaus gelaufen war. Kopfschüttelnd machte er kehrt. Auch wenn die Insel flächenmäßig klein war, so war es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, bei diesen Lichtverhältnissen ohne einen Spürhund im dichten Gestrüpp eine Leiche ausfindig zu machen. Theresia konnte überall sein. Ganz plötzlich kam ihm seine fixe Idee von einer herzförmigen Anordnung gar nicht mehr so genial vor. Warum sollte der Mörder diesen enormen Aufwand betreiben, wenn er doch die anderen fünf Leichen nicht verschwinden lassen, sondern gewissermaßen zur Schau gestellt hatte? Und da war noch eine Sache, die er schon seit dem Betreten der Insel erfolglos zu verdrängen versuchte. Er hatte noch nie in seinem Leben nach einer Leiche gesucht! Seine Phantasie gaukelte ihm fortwährend Bilder von blutüberströmten, aus dem Laub ragenden Armen oder Beinen vor, von Wölfen, die um die Reste eines Leichnams kämpften, oder gar mutierten Wesen, die Jagd auf Menschen machten. Die Jagdschreie eines Raubvogels über dem Wasser und der aufziehende Abendnebel vervollständigten die Szenerie, die er aus jedem Horrorfilm kannte. Nicht, dass er sich Furcht hätte eingestehen müssen, aber ein Gefühl äußersten Unbehagens beschlich ihn schon. Schließlich war die Tote, nach der er suchte, keine beliebige.
    Die Dämmerung hatte eingesetzt, und die tiefstehende Sonne warf nur noch ein mattes Licht in das Unterholz. Die Luft war erfüllt vom Summen Abertausender Insekten, die, im morastigen Boden aufgescheucht, sich nun, durstig nach dem Blut des weit und breit einzigen Opfers, auf ihn stürzten.Harris hatte aufgeben, nach ihnen zu schlagen, und bewegte sich nun beinahe katzengleich durch die eng stehenden Bäume, den Blick nicht vom Boden lassend.
    Mittlerweile hatte er die Insel ohne einen einzigen Anhaltspunkt drei Mal durchquert. Missgestimmt ob seiner eigenen Unfähigkeit oder der Tatsache, dass sich Theresias Leiche wohl nicht

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