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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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begrüßen. Für Alexandra war es genug der Verabschiedung, sie wollte jetzt nur eins: eine Tasse heißen Kaffee an Pauls Tresen.

34.
    Der strömende Regen ließ das Licht in der Baracke schwächer werden und die Konturen im Raum mehr und mehr verschwimmen. Schneider hatte seine Füße auf dem Fensterbrett abgelegt und starrte vor sich hin. Seine Finger trommelten dabei nervös auf den Telefonhörer, die einzige Bewegung, zu der er seit Stunden fähig war. Robert und Dirk Schumann befanden sich in Untersuchungshaft, der Polizeipräsident hatte die Fahndung für beendet erklärt und plante mittlerweile eine Pressekonferenz, in der er den Erfolg zu verkünden gedachte.
    »Ach, scheiß drauf«, sagte Schneider plötzlich, ließ die Füße vom Fensterbrett fallen und drehte sich zu Harris um. Dieser lag ausgestreckt auf Schneiders Klappliege und betrachtete die Pinnwand schräg über ihm.
    »Worauf?«, murmelte Harris.
    »Auf den Job, auf den Polizeipräsidenten, auf meine Frau. Kommen Sie, Zimmering, ich lad Sie zu ’ner kühlen Blonden ein!«
    Schneider zerrte aus einer winzigen Plastikhülle, die kaum größer als eine Zigarettenschachtel war, einen knallgrünen Folienregenmantel heraus und zog ihn umständlich über sein Jackett. Als er es schließlich geschafft hatte, sah er an sich herunter und zog den Regenmantel wieder aus. »So was Dämliches können auch nur die Chinesen erfinden.«
    Obwohl er seit Stunden nur an sie gedacht hatte, war Harris nicht sonderlich erbaut, als er Alexandra an Pauls Tresen sitzen sah. Einerseits, weil er befürchten musste, dass sie sofortauf Schneider losging, andererseits, weil Schneider sie nun sicher direkt danach fragen würde, ob sie bereit wäre, für ihn den Lockvogel zu spielen. Harris war sich sicher, dass Schneider trotz allem keine Ruhe geben und, wenn nötig, auf eigene Faust weiterermitteln würde. Er haderte mit dem Gedanken, ein wichtiges Telefonat vorzutäuschen und die beiden sich selbst zu überlassen. Wie er Alexandra kannte, würde sie Schneider gegenüber zumindest verbal nicht den Kürzeren ziehen, aber was brachte es, wenn sie aneinandergerieten? Seit Harris Sünkeberg begegnet war, hatte Schneider in seinen Augen jede Widerlichkeit verloren, und da dieser ihn gerade zum Bier einlud, konnte er davon ausgehen, dass auch Schneider seine Haltung geändert hatte.
    Außerdem hatte Schneider in einem vollkommen recht. Als Lockvogel stand Alexandra unter ständiger Beobachtung und war nirgendwo sicherer als im eigenen Haus.
    Alexandras Reaktion war wie geahnt zweischneidig. Ihr Blick zu Harris war liebevoll und erfreut, der zu Schneider von einer Kälte, wie sie nur Frauen ausstrahlen konnten. Schneider, durchaus beeindruckt, aber zu selbstbewusst und vor allem zäh, wenn er eine Chance witterte, ließ sich auf dem Barhocker neben Alexandra nieder und streckte ihr die Hand entgegen. »Frieden?«
    Sie wirkte überrascht und zögerte für Harris’ Empfinden einen Tick zu lang, letztendlich aber schlug sie ein. »Ich kann solche Typen wie Sie nicht ausstehen, aber es kommt immer wieder vor, dass ich mich irre«, sagte sie kühl.
    »Ganz meinerseits, Großstadtzicke ist auch nicht mein Geschmack, beim Rest bin ich Ihrer Meinung.«
    »Pari«, dachte Harris, setzte sich aber vorsichtshalber zwischen sie, denn aufgrund Schneiders Wechselhaftigkeit und Alexandras Schnelligkeit konnten beide binnen weniger Minuten in ihr altes Muster zurückfallen. Er würde auf der Hut sein und, wenn nötig, vermitteln.
    »Ich sag’s ohne Umschweife, wir brauchen Ihre Hilfe«, begann Schneider und nickte dankend zu Paul, der soeben zwei frisch gezapfte Biere über den Tresen schob. »Ich weiß ja nicht, was Harris inzwischen ausgeplaudert hat, aber ich gehe davon aus, dass Sie zumindest grob über den Fall Bescheid wissen.«
    Harris hielt Alexandra für klug genug, dass sie darauf nicht wahrheitsgemäß antworten würde, und zu seiner Erleichterung tat sie es auch nicht. Stattdessen fasste sie sich in ihre Haare und wedelte mit einer Strähne. »Soweit ich weiß, stehe ich auf der Abschussliste.«
    »Genau das ist das Thema, worüber ich mit Ihnen reden will.«
    »Wie beruhigend«, flüsterte Alexandra sarkastisch.
    »Ich brauche Sie als Lockvogel. Wären Sie dazu bereit?«
    Harris hielt die Art, wie Schneider vorging, für äußerst undiplomatisch, ja geradezu brachial, aber wenn er damit Erfolg hatte, war sie legitim.
    »Und wie stellen Sie sich das vor?«
    Schneider griff nach seinem

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