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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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Glas und hob es an die Lippen.
    »Ganz ehrlich? Darüber hab ich noch nicht nachgedacht.«
    »Dann sag ich’s Ihnen«, hörte Harris zu seiner Überraschung Alexandra sagen. »Ich setze mich heute Abend wieder hierher, ohne Harris natürlich, und fahre danach mit dem Rad nach Hause.«
    Schneider stellte verdutzt das Bier ab. »Das würden Sie tun?«
    »Wenn hinter jedem Busch einer von Ihnen sitzt, warum nicht?«
    »Hinter jedem dritten Busch!«
    »Ich feilsche nicht«, sagte Alexandra.
    »Und ich habe keine zweihundert Mann.«
    Für Harris war es an der Zeit einzugreifen. »Ich versprechedir, dass nichts passieren wird«, sagte er zu Alexandra und wandte sich danach an Schneider. »Wenn doch, dann sind Sie allein dafür verantwortlich«, raunte er so leise, dass Alexandra es unmöglich hören konnte.
    Schneider setzte ein Pokerface auf und hielt Alexandra die Hand hin. »Wenn das aufgeht, haben Sie was gut bei mir!«

35.
    Die Sieben-Meter-Marke war überschritten, die Deiche der Oder standen unter maximaler Belastung, und das allgemeine Chaos in der Bevölkerung, aufgeheizt durch tägliche Liveticker und Vorortübertragungen verschiedener Fernsehanstalten, nahm von Stunde zu Stunde zu.
    Die ausgiebigen Niederschläge der vergangenen Wochen hatten im gesamten odernahen Gebiet zu Hochwasser geführt, das nunmehr den Richtwert der Alarmstufe drei erreicht hatte. Fortan sollten alle Einsatzkräfte der Feuerwehr zum Bewachen der Deiche rund um die Uhr verfügbar sein, beschädigte Dämme mussten repariert und mit Sandsäcken verstärkt werden. Die Einwohner von Lunow saßen bereits, bis auf wenige Ausnahmen, auf gepackten Koffern, und auch die Tageszeitungen berichteten über nichts anderes mehr als die aktuelle Lage, mit der dringenden Aufforderung, den Anweisungen der Einsatzkräfte unbedingt Folge zu leisten. Immer wieder hatten sich in den letzten Jahren Zivilisten in evakuierten Gebieten geweigert, ihr Haus zu verlassen, und mussten dann in großangelegten Rettungsaktionen geborgen werden.
    Der Fall des Serienmordes ging im allgemeinen Drunter und Drüber unter und geriet bei der Bevölkerung mehr und mehr in den Hintergrund. Schneider, der vor allem dem Druck der Öffentlichkeit nervlich immer weniger standgehalten hatte, hätte eigentlich aufatmen können, tat es aber nicht. Die Vernehmungen von Robert und Dirk Schumann hatten keine neuen Erkenntnisse gebracht und gemäß Schneiders Erwartung auch kein Geständnis. Seine ganze Hoffnung stütztesich nun auf Alexandra. Infamerweise hatte er ihr verschwiegen, dass es gerade für ihn, der mit seiner Meinung, der Mörder liefe noch immer frei herum, allein stand, unmöglich war, eine Hundertschaft an Polizisten für die Überwachung des Waldes zu beschaffen. Sein Vorschlag war bei den Kollegen des Eberswalder Teams auf taube Ohren gestoßen und zog eine harte Diskussion mit Harris nach sich. Das machte zwar sein Vorhaben nicht unmöglich, aber das Risiko extrem hoch. Harris hatte ihm außerdem das Versprechen abgenommen, beim geringsten Anzeichen einer Gefährdung von Alexandra die Aktion sofort abzubrechen. Unter normalen Umständen würde Schneider sich niemals von einem Untergebenen Vorschriften oder gar Drohungen anhören, in diesem Fall aber blieb ihm nichts anderes übrig. Er nahm, was er kriegen konnte, und das war verdammt wenig. Achtzehn Beamte hatten sich bereit erklärt, die Nacht zu opfern, und das auch nur, weil Harris sie darum gebeten hatte.
    Die Uhr über Pauls Tresen zeigte halb elf, als Alexandra ihre Rechnung bezahlte und sich mit banger Miene von Paul verabschiedete.
    »Momentan ist alles ruhig«, sagte Paul. »Kein Gesicht, das ich nicht kenne.« Man hatte Paul eingeweiht, damit er am Abend in der Gastwirtschaft die Augen offen hielt.
    »Dein Wort in Gottes Gehörgang«, scherzte Alexandra, obwohl ihr wahrhaft nicht zum Scherzen zumute war. Sie lächelte tapfer und lief dann zögerlich zum Ausgang. Obwohl es Samstag war, lag das Dorf zu dieser Uhrzeit schon in totenähnlichem Schlaf. Die Jugend saß in Pauls Kneipe, der Rest der Einwohner vor dem Fernseher oder hatte sich zur Deichbewachung außerhalb des Ortes versammelt. So weit sie blicken konnte, war keine Menschenseele zu sehen. Am Horizont zuckten die Blitze eines herannahenden Gewitters.
    So sehr Alexandra sich auch fürchtete, so sehr hoffte sie, dass Schneiders Plan noch in dieser Nacht aufging. Ansonstenwürde er keine Ruhe geben und sie ganz sicher eine weitere Nacht auf den Weg

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