Nachts lockt das Verlangen
blinzelte. „Machst du Witze?“
„Sicher nicht. Der Tagesablauf sollte sich in den ersten Jahren nach dem Kind richten.“
Er schwieg und kniff die Augen zusammen. „Du treibst Spielchen mit mir, oder?“
Sie riss ihm den Lebenslauf aus den Händen und knallte ihn mit der Rückseite nach oben auf den Tisch. „Die Nächste.“
„Dem Kind die Kontrolle überlassen? Meine Güte, Devin, es ist ein Baby!“
Sie nahm den nächsten Lebenslauf vom Stapel. „Zeugnis für frühkindliche Erziehung vom Boise College.“
„In Idaho?“
„Wird innerhalb weit gefasster Grenzen ein positives und förderndes Umfeld schaffen, das die Individualität und Kreativität jedes Kindes respektiert.“
„Ist das ein Code für verzogene Gören mit schlechten Manieren?“
„Es ist ein Code für Liebenswürdigkeit und Einfühlungsvermögen.“
Lucas entriss ihr den Lebenslauf. „Die Nächste.“
„Hey!“
„Wenn du ein Vetorecht hast, hab ich das auch.“
Devin presste die Lippen zusammen.
„Sollen wir den Stapel aufteilen?“, fragte er. Vielleicht konnten sie die Sache vereinfachen, wenn sie nur die Lebensläufe derjenigen miteinander verglichen, die sie jeweils akzeptabel fanden.
„Können wir das morgen machen?“
Lucas blickte auf seine Uhr. Halb zehn. „Was passt dir nicht an jetzt?“
„Ich bin müde.“
Er verdrehte die Augen. „Vom Schwimmen im Pool und Herumliegen in der Sonne?“
Sie nahm die Laptoptasche vom Stuhl neben sich und zog den Reißverschluss auf. „Diese Eisteegläser waren unheimlich schwer.“
Ihr Scherz überraschte ihn. „Ich würde das hier gern erledigen“, erklärte er.
„Schau.“ Sie seufzte. „Für dich mag es ja noch früh am Abend sein, aber ich hatte die letzten drei Monate gerade mal sechs Stunden Schlaf pro Nacht, und das auch nur abschnittsweise. Ich bin müde.“ Sie wies auf den Laptop. „Und ich habe eine Deadline. Ich würde gern noch joggen gehen, ein kurzes Bad nehmen und mein Bestes versuchen, meine Gehirnzellen aufzufrischen, bevor Amelia wieder aufwacht.“
Devin stopfte den Laptop in die Tasche und stand auf. Er erhob sich mit ihr. Das Licht des Kronleuchters fiel auf ihr Gesicht, und zum ersten Mal bemerkte er die dunklen Ringe unter ihren Augen.
Bislang hatten ihre saphirblauen Augen ihn davon abgelenkt. Das Blau darin strahlte, wenn sie Amelia ansah, funkelte, wenn sie wütend war, und wurde kristallklar, wenn sie ein Problem durchdachte oder ihm eine clevere Retourkutsche verpasste.
Aber jetzt schienen sie verblasst, wie ein dunstiger Himmel an einem Sommertag im Süden.
„Geht es dir gut?“, fragte er automatisch.
„Ich bin in Ordnung. Nur müde.“
„Sicher, dass du noch joggen willst?“ Er erwog, ihr anzubieten, sie wieder zu begleiten. Aber er hatte sich das letzte Mal ziemlich schuftig aufgeführt. Er war sich nicht sicher, was er hatte beweisen wollen. Dass er längere und muskulösere Beine hatte?
„Sicher“, antwortete sie.
„Weißt du“, er konnte sich einfach nicht zurückhalten, „sobald wir ein Kindermädchen finden, wirst du mehr Schlaf bekommen.“
Für den Bruchteil einer Sekunde schloss sie die Augen, und ihre Schultern sanken herab. Er musste den Impuls unterdrücken, sie in den Arm zu nehmen und festzuhalten.
„Ich hab mich geirrt, als ich behauptet habe, dass du kontrollsüchtig bist“, sagte sie leise.
Machten sie etwa Fortschritte? Hoffnung keimte in ihm auf.
„Du bist nicht kontrollsüchtig. Du bist wahnsinnig zielorientiert“, fügte sie hinzu.
Bei ihr klang das wie ein Makel.
„Es hat nur den Anschein von Kontrolle“, fuhr sie fort, „weil du versuchst, den Rest der Welt mitzuziehen.“
„Manchmal hat die Welt das nötig.“
Devin zum Beispiel. Sie konnte heute Nacht eine zusätzliche Stunde schlafen oder sich mit ihm auf ein Kindermädchen einigen und in Zukunft jede Nacht ruhig schlafen. Da lag die Lösung doch klar auf der Hand.
„Manchmal musst du dir eine Pause gönnen, einfach den Duft der Rosen genießen“, gab sie zurück.
„Die blühen erst im Juli“, erwiderte er.
Devin ließ ein schmales Lächeln sehen, obwohl sie den Kopf schüttelte. Dann griff sie nach der Tasche, und Lucas streckte unwillkürlich den Arm aus, um sie ihr abzunehmen, und streifte dabei ihre Schulter.
Die Berührung war elektrisch, und er zuckte reflexartig zurück. Die Bewegung führte dazu, dass sich sein Oberschenkel an ihren drückte, und eine kraftvolle Erregung durchströmte ihn.
Was war nur mit
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