Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
blitzschnell gehen. Der Förster wird den Schnee auf die Seite räumen, entsetzt auf das ungeheuerliche Bild starren und unverzüglich die Polizei alarmieren.
    Unter dem Schnee wird eine tote Frau liegen. Ohne Kleidung. Mit gefesselten Händen. Vierundzwanzig Stunden später wird die Tote bereits identifiziert sein: Luise Hosang.
    Der Kreisleiter wird Herrn Hosang die entsetzliche Mitteilung an die Front schicken. Mit ein paar Phrasen und deutschem Gruß.
    Die Polizei wird den Mörder suchen. Ergebnislos. Denn zu dieser Zeit weiß sie noch nicht, daß er bereits in Haft ist, daß er wegen seines letzten Mordes gefaßt wurde, bevor man noch sein vorletztes Opfer in der ›Gottesstiege‹ bei Genthin fand.
    Einmalig und gespenstisch ist die Jagd der Berliner Polizei auf den unbekannten Frauenmörder. Eine Geschichte mit tausend Alarmen und 999 Niederlagen. Mit Dutzenden von Festnahmen und ebenso vielen Entlassungen. Mit Hoffnungen und Enttäuschungen. Aber das Netz wird immer enger. Wenn der Mörder wirklich in Berlin lebt, muß er sich eines Tages darin verfangen.
    Da viele der Opfer Dirnen und leichtsinnige Mädchen waren, leben getarnte Beamte der weiblichen Kriminalpolizei vorübergehend in diesem Milieu. Wochenlang lauern sie schon im Schatten anrüchiger Häuser, treiben sich in einschlägigen Lokalen herum, schreiben sie am Morgen hundemüde und angeekelt von dem Leben, das sie vortäuschen müssen, ihre nichts sagenden Rapporte.
    Kurz nach Neujahr 1943, am 17. Januar, um 23 Uhr 30, ist Großalarm. In einer kleinen, zweifelhaften Pension in der Nähe des Kurfürstendammes schreit eine Frau um Hilfe. Eine Polizeistreife hört die Angstschreie. Vier, fünf Polizeibeamte sind auf einmal zur Stelle, stürmen die Treppe zur Pension hoch.
    Seit Wochen wird die Straße überwacht. Eine Kriminalbeamtin schläft in der Pension. Sie steht in der Tür.
    »Ein Mann«, sagt sie hastig, »klein und untersetzt. Er ist nach oben gelaufen.«
    »Warum haben Sie uns nicht gleich gerufen?« fragt einer der Beamten.
    Die Kriminalbeamtin lacht verächtlich.
    »Was meinen Sie, wie viele kleine und untersetzte Männer jeden Tag hierher kommen?«
    Das Überfallkommando ist im Nu zur Stelle. Nach Plan wird die Straße umzingelt. Indessen untersuchen die in das Haus eingedrungenen Beamten die Wohnungen der sechs Stockwerke. In der zweiten Etage wurde der Anschlag auf eine Dirne verübt. Daß der Mörder nicht nach unten geflüchtet sein kann, weiß die Polizei, also muß er sich noch im Haus verborgen halten. Dritter Stock. Vierter Stock. Fünfter Stock. Sechster Stock. Nichts zu sehen. Die Hausbewohner öffnen bereitwillig ihre Türen. Sie alle haben den Schrei der Überfallenen gehört. Aber sie glaubten zunächst, daß eine Betrunkene im Haus randaliert. Kriminalkommissar Schmitz leitet die Verfolgung.
    »Er kann nicht raus, Herr Kommissar«, sagt ein Beamter neben ihm.
    »Die Rückseite ist umstellt?«
    »Jawohl.«
    »Holen Sie Scheinwerfer! Wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe, schalten Sie sie ein und tasten das Dach ab!«
    »Jawohl, Herr Kommissar.«
    Um mit dem Frauenmörder fertig zu werden, ist Kriminalkommissar Schmitz fest entschlossen, trotz des ewigen Voralarms mit den Verdunkelungsvorschriften radikal zu brechen. Vorher aber sucht er noch den Dachboden ab.
    Keine Spur. Nicht der geringste Hinweis. Es gibt nur eine Möglichkeit: Der Mörder muß auf das Dach geflüchtet sein.
    »Los!« schreit Schmitz. »Scheinwerfer einschalten!«
    Sekunden später ist die Straße taghell angestrahlt. Die Passanten denken, es handle sich um eine Flakübung. Als sie aber die vielen uniformierten Beamten sehen, bleiben sie neugierig stehen. Langsam läuft der gleißendhelle Lichtstrahl am Dach entlang.
    Die Häuser sind in einem Block zusammengebaut. Gebannt stehen die Beamten auf der Straße und starren auf die Dächer.
    Da, ein Schatten auf dem letzten Haus!
    »Mehr nach links!« brüllt Schmitz.
    Der Scheinwerfer reagiert sofort, und jetzt, in dieser Sekunde, sehen die Beamten auf der Straße einen Mann oben auf dem Dach entlanggleiten.
    Noch bevor der Kommissar seine Anweisungen geben kann, handeln seine Leute automatisch. Sie stürzen auf das Haus zu. Sie sehen, wie der Flüchtige sich durch die Dachluke zurückzwängt.
    Die Scheinwerfer werden auf die Ausgänge des Hauses gerichtet. Der Verbrecher sitzt in der Falle.
    Sekunden später dringen die Polizisten in das Haus ein. Jetzt können sie sich Zeit lassen. Sie warnen die Hausbewohner

Weitere Kostenlose Bücher