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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er es selbst vielleicht eines Tages einmal machen würde, wenn er auf sich allein gestellt und kein Mitglied des vernünftigen Lagers da war, um ihn vor einer schrecklichen Eingebung zu beschützen, einem irregeleiteten Instinkt.
    Sein Vater, schien es, war selbst einmal kurzzeitig Mitglied des instinktiven Lagers gewesen. Es war schwer zu glauben, aber war das nicht der Beweis?
    »Richtig.«
    »Aber du hast mit ihm gewettet.«
    »Nicht gleich«, sagte sein Vater. »Ich sagte ihm, meiner Meinung nach würden die Sechsundsiebziger Meister werden, aber vierhundert Dollar waren ein großes Risiko für jemanden, der nur Vermessungsassistent war.«
    »Aber du hast ihm nie frei heraus gesagt, daß du das Geld nicht hattest.«
    »Ich fürchte, ich bin sogar noch etwas weiter gegangen, Kevin.
    Ich habe angedeutet, ich hätte es. Ich sagte ihm, ich könnte es mir nicht leisten, vierhundert Dollar zu verlieren, und das war geschwindelt, um es noch milde auszudrücken. Ich sagte ihm, ich könnte soviel Geld nicht bei einer EinszueinsWette riskieren was immer noch nicht gelogen war, aber haarscharf am Rand der Wahrheit.
    Verstehst du das ?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, was passiert wäre, hätte der Vorarbeiter nicht ge
    rade in diesem Augenblick das Ende der Pause signalisiert wahrscheinlich nichts. Aber so war es, und dieser Ingenieur hob die Hände und sagte: >Ich biete dir zwei zu eins, Junge, wenn du darauf hinauswillst. Mir ist das gleich. Ich habe immer noch vierhundert in der Tasche.< Und ehe ich mich versah hatte ich eingeschlagen, mehr als ein Dutzend Männer sahen zu, und ich steckte bis über beide Ohren drin. Als ich an diesem Abend nach Hause ging, dachte ich an deine Mutter und was sie sagen würde, und da hielt ich mit dem alten Ford, den ich damals hatte, am Straßenrand und habe zur Tür rausgekotzt.«
    Ein Polizeiauto fuhr langsam die Harrington Street entlang. Norris Ridgewick fuhr, Andy Clutterbuck war Beifahrer. Clut hob die Hand, als der Streifenwagen links auf die Main Street einbog. John und Kevin Delevan hoben ebenfalls grüßend die Hände, und der Herbst döste friedlich rings um sie herum, als hätte John Delevan nie in der offenen Tür seines alten Ford gesessen und zwischen die eigenen Füße in den Staub der Straße gekotzt.
    Sie überquerten die Main Street.

    »Nun man könnte sagen, ich habe trotzdem etwas für mein Geld bekommen. Die Sechser haben bis zu den letzten Sekunden der siebten Runde durchgehalten, und dann hat einer der irischen Mistkerle welcher weiß ich nicht mehr Hal Greer den Ball abgenommen und einen Durchmarsch damit gemacht, und meine vierhundert Dollar, die ich nicht hatte, waren dahin. Als ich den verfluchten Ingenieur am nächsten Tag ausbezahlt habe, hat er nur gesagt, gegen Ende des Spiels sei er >ein wenig nervös geworden>, mehr nicht. Ich hätte ihm mit den Daumen die Augen ausstechen können.«
    »Du hast ihn am nächsten Tag ausbezahlt? Wie hast du das gemacht?«
    »Ich habe dir gesagt, es war wie ein Fieber. Nachdem wir in die Wette eingeschlagen hatten, war das Fieber vorbei. Ich hoffte von ganzem Herzen, ich würde diese Wette gewinnen, wußte aber, ich mußte bedenken, daß ich sie verlieren konnte. Es stand viel mehr auf dem Spiel als nur vierhundert Dollar. Es ging natürlich um meinen Job und darum, was passieren würde, wenn ich den Mann nicht ausbezahlen konnte, mit dem ich gewettet hatte. Schließlich war er Ingenieur und rein rechtlich gesehen mein Boß. Der Bursche hatte genügend Gift in sich, daß er mich bestimmt gefeuert hätte, wenn ich die Spielschuld nicht bezahlte. Nicht wegen der Wette, aber er hätte etwas gefunden, und es wäre etwas gewesen, das mit großen roten Buchstaben in meinem Zeugnis gestanden hätte. Aber das war nicht das Schlimmste, bei weitem nicht.«
    »Was dann?«
    »Deine Mutter. Unsere Ehe. Wenn man jung ist und weder einen Pott zum Reinpissen noch ein Fenster hat, um ihn rauszuwerfen, ist eine Ehe ständig großen Belastungen ausgesetzt. Es spielt keine Rolle, wie sehr man sich liebt, eine Ehe ist wie ein überladenes Lastpferd, und man weiß, es kann in die Knie gehen oder sogar tot umfallen, wenn zur falschen Zeit etwas Falsches passiert. Ich glaube nicht, daß sie sich wegen einer Wette um vierhundert Dollar von mir hätte scheiden lassen, aber ich bin froh, daß ich es nie darauf ankommen lassen mußte. Als das Fieber vorbei war, wurde mir klar, daß ich möglicherweise etwas mehr als nur vierhundert Dollar gesetzt

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