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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte. Ich hatte womöglich meine ganze verdammte Zukunft gesetzt.«
    Sie näherten sich dem Emporium Galorium. Am Rand des Rasens im Stadtpark stand eine Bank, und Mr. Delevan bedeutete Kevin mit einer Geste, sich zu setzen.

    »Es wird nicht lange dauern«, sagte er und lachte. Es war ein knirschendes, gepreßtes Geräusch, als würde ein ungeübter Fahrer sich verschalten. »Es ist selbst nach all den Jahren noch zu schmerzhaft, es breitzutreten.«
    Und so setzten sie sich auf die Bank, und Mr. Delevan erzählte die Geschichte zu Ende, wie es kam, daß er Pop Merrill kannte, während sie über den Rasen mit dem Musikpavillon in der Mitte sahen.
    »Ich ging an dem Abend zu ihm, als ich in die Wette eingeschlagen hatte«, sagte er. »Deiner Mutter habe ich gesagt, ich würde Zigaretten holen gehen. Ich ging nach Einbruch der Dunkelheit, damit mich niemand sah. Niemand aus der Stadt, meine ich. Sie hätten gewußt, daß ich irgendwie in Schwierigkeiten war, und das wollte ich nicht. Ich ging rein, und Pop sagte: >Was hat ein berufstä
    tiger Mann wie Sie in so einem Haus verloren, Mr. John Delevan?< Und ich erzählte ihm, was ich gemacht hatte, und er sagte: >Sie haben eine Wette abgeschlossen und sind schon der Überzeugung, daß Sie verlieren werden?< >Wenn ich sie verliere<, sagte ich, >soll wenigstens gewährleistet sein, daß ich sonst nichts verliere.«
    Da mußte er lachen. >Ich habe Respekt vor einem klugen Mann<, sagte er. >Ich schätze, ich kann Ihnen vertrauen. Wenn die Celtics gewinnen, kommen Sie zu mir. Ich kümmere mich um Sie. Sie haben ein ehrliches Gesicht.<«
    »Und das war alles!« fragte Kevin. In der achten Klasse hatten sie im MathematikUnterricht das Wichtigste über Kredite durchgenommen, und er wußte das meiste noch. »Er hat keine, äh, Sicherheit verlangt?«
    »Die Leute, die zu Pop gehen, haben keine Sicherheiten«, sagte sein Vater. »Er ist kein Kredithai, wie man sie in Filmen sieht; er bricht dir nicht das Bein, wenn du nicht bezahlst. Aber er kennt Mittel und Wege, es den Leuten zu zeigen.«
    »Was für Mittel und Wege?«
    »Darum geht es nicht«, sagte John Delevan. »Als das letzte Spiel fertig war, ging ich rauf, um deiner Mutter wieder zu sagen, ich würde Zigaretten holen gehen. Aber sie schlief, so blieb mir diese Lüge erspart. Es war spät, jedenfalls für Castle Rock, kurz vor elf, aber bei ihm brannte noch Licht. Das hatte ich gewußt. Er gab mir das Geld in Zehnern. Er holte sie aus einer alten Kaffeekanne. Nur Zehner. Das weiß ich noch. Sie waren zerknittert, aber er hatte sie glattgestrichen. Vierzig Zehndollarscheine, und er zählte sie ab wie ein Bankkassierer, und dabei qualmte er die Pfeife und hatte die Brille auf den Kopf geschoben, und mir war einen Augenblick danach zumute, ihm die Zähne einzuschlagen. Statt dessen dankte ich ihm. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es manchmal sein kann, danke zu sagen. Ich hoffe, du wirst es nie erfahren. Er sagte:
    >Sie sind sich über die Bedingungen im klaren, ja?< und ich bejahte, worauf er sagte: >Das ist gut. Ich mache mir Ihretwegen keine Sorgen. Ich will damit sagen, Sie haben ein ehrliches Gesicht. Sie gehen jetzt und bringen die Sache mit dem Typen bei Ihnen im Geschäft in Ordnung, und dann die Sache mit mir. Und machen Sie keine Wetten mehr. Man muß Ihnen nur ins Gesicht sehen und weiß, Sie sind nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem Spieler sind.< Ich nahm das Geld, ging nach Hause, versteckte es unter der Fuß
    matte des alten Chevy, legte mich neben deine Mutter und machte die ganze Nacht kein Auge zu, weil ich mir schäbig vorkam. Am nächsten Tag gab ich die Zehner dem Ingenieur, mit dem ich gewettet hatte, und dcr zählte sie, und dann legte er sie einfach zusammen und steckte sie in eine Tasche und knöpfte die Klappe zu, als wäre ihm das viele Geld nicht wichtiger als eine Benzinquittung, die er vor Feierabend beim Bauleiter abrechnen mußte. Dann schlug er mir auf die Schulter und sagte: >Du bist ein prima Kerl, Johny. Besser als ich dachte. Ich habe vierhundert gewonnen, aber zwanzig davon an Bill Untermeyer verloren. Er hat gesagt, du würdest gleich heute morgen mit dem Zaster ankommen, und ich habe dagegen gewettet, ich würde ihn frühestens Ende der Woche zu sehen bekommen. Wenn überhaupt je.< >Ich bezahle meine Schuldem, sagte ich. >Nur die Ruhe<, sagte er, und ich glaube, da war ich wirklich kurz davor, ihm mit den Daumen die Augen auszustechen.«
    »Wieviel Zins hat Pop verlangt,

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