Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Spiegel an eine Wand gelehnt, und in den s ah Pop nun, ob der Junge oder sein Vater die Kamera mitnehmen oder weiter vom Rand wegschieben würden. Er hielt es nicht für möglich, aber es war denkbar.
    Sie warfen ihr nicht einmal einen Blick im Vorübergehen zu, und als Pop sie die uralte Treppe mit dem ausgetretenen Gummibelag hinaufführte, grinste er auf eine Weise, die ganz schlecht fürs Geschäft gewesen wäre, hätte es jemand gesehen, und dachte: Verdammt, bin ich gut!
    Er machte die Tür auf, und sie gingen in die Wohnung.
    Weder John noch Kevin Delevan waren je in den Privatgemächern von Pop gewesen, und John kannte keinen, dem diese Ehre je zuteil geworden wäre. In gewisser Weise war das nicht überraschend; niemand würde Pop je als Ehrenbürger der Stadt nominieren. John hielt es nicht für ausgeschlossen, daß der alte Wichser einen oder zwei Freunde hatte schließlich hörten die Wunder in der Welt nie auf , aber falls, wußte er nicht, wer sie waren.
    Kevin seinerseits dachte flüchtig an seinen Lieblingslehrer Mr.
    Baker. Er fragte sich, ob Mr. Baker womöglich auch einmal in eine Klemme geraten war und jemand wie Pop gebraucht hatte, der ihm heraushalf. Dies kam ihm so unwahrscheinlich vor wie seinem Vater der Gedanke, Pop könnte Freunde haben, aber vor einer Stunde wäre die Vorstellung, sein eigener Vater
    Nun. Am besten, schien es, ließ man es dabei bewenden.
    Pop hatte einen Freund (oder zumindest Bekannten) oder zwei, aber er brachte sie nicht hierher. Er wollte es nicht. Es war sein Zuhause und verriet mehr von seinem wahren Wesen, als ihm lieb war. Dieses bemühte sich um Ordnung, schaffte es aber nicht ganz.
    Die Tapete hatte Wasserflecken; nicht überdeutlich, sondern verstohlen und braun wie die Phantomgedanken, die ängstliche Gemüter quälen. In einem altmodischen tiefen Spülbecken stand schmutziges, verkrustetes Geschirr, und obwohl der Tisch sauber und der Deckel auf dem Plastikmülleimer war, herrschte ein kaum wahrnehmbarer Geruch nach Sardinen und etwas anderem vor
    möglicherweise ungewaschenen Füßen. Ein so verstohlener Geruch wie die Wasserflecken an den Tapeten.
    Das Wohnzimmer war winzig. Hier roch es nicht nach Sardinen und (möglicherweise) ungewaschenen Füßen, sondern nach Pfeifenrauch. Zwei Fenster führten auf nichts Malerischeres als die rückwärtige Gasse hinter der Mulberry Street, und die Scheiben zeigten zwar, daß sie geputzt wenigstens aber hin und wieder abgewischt worden waren , aber die Ecken waren fettig und durch jahrelanges Pfeifenrauchen verschmiert. Die ganze Wohnung roch nach schlimmen Dingen, die unter die ausgetretenen, verblichenen Teppiche gefegt und unter dem altmodischen Plüschsessel und Sofa versteckt worden waren. Diese beiden Möbelstücke waren grün, und das Auge wollte einem sagen, daß sie zusammenpaßten, konnte es aber nicht, weil sie nicht paßten. Nicht ganz.
    Das einzig neue Mobiliar in dem Zimmer waren ein riesiger MitsubishiFernseher mit einer EinMeterzwanzigBildröhre und ein Videorecorder auf einem Beistelltisch daneben. Links von diesem Tisch stand ein Regal, welches Kevins Aufmerksamkeit auf sich zog, weil es völlig leer war. Pop hatte es für das Beste gehalten, seine über siebzig Pornofilme vorübergehend im Schrank zu verstauen.
    Eine Videokassette lag in einer neutralen Hülle auf dem Recorder.
    »Setzt euch«, sagte Pop und deutete auf die zerschlissene Couch.
    Er ging zum Fernseher und holte die Kassette aus der Hülle.
    Mr. Delevan sah die Couch kurz mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck an, als befürchtete er, sie könnte Wanzen haben, dann setzte er sich zimperlich. Kevin setzte sich neben ihn. Er hatte mehr Angst denn je.
    Pop schaltete den Recorder an und schob die Kassette ein. »Ich kenne einen Mann in der Stadt«, begann er (für Einwohner von Castle Rock bedeutete der Ausdruck >in der Stadt< immer Lewiston),
    »der seit zwanzig Jahren oder so einen Kameraladen hat. Er ist ins Videogeschäft eingestiegen, als es angefangen hat, weil er sagte, das wäre das Geschäft der Zukunft. Er wollte, daß ich mit fünfzig Prozent bei ihm einsteige, aber ich habe ihn für verrückt gehalten. Nun, diesbezüglich habe ich mich geirrt, will ich damit sagen, aber «
    »Kommen Sie zur Sache«, sagte Kevins Vater.
    »Das versuche ich ja«, sagte Pop mit großen und gekränkten Augen. »Wenn Sie mich lassen würden.«
    Kevin stieß seinem Vater behutsam den Ellbogen in die Seite, worauf Mr. Delevan nichts mehr

Weitere Kostenlose Bücher