Nachts
war die ganze verdammte Bande, einschließlich Jim Frey, des Managers.
Und nach der Fertigstellung hat er sie nach Kansas City gebracht und von allen Spielern außer einem signieren lassen. Wen er nicht bekam, das war Darrell Porter, der Fänger. Der hatte die Grippe, versprach aber, den Ball mit seinem Gesicht, so schnell er konnte, zu signieren. Und das hat er gemacht.«
»Mann«, sagte Sam leise.
»Und das alles hat Dave gemacht der Mann, über den die Leute in der Stadt lachen und den sie Dirty Dave nennen. Ich will Ihnen eins sagen, wenn ich die Leute manchmal so reden höre und zurückdenke, was er für Joe getan hat, als Joey an Leukämie starb, könnte ich «
Soames sprach nicht zu Ende, aber er ballte die Hände auf den kräftigen Oberschenkeln zu Fäusten. Und Sam der den Namen bis heute auch benützt und mit Craig Jones und Frank Stephens über den alten Säufer mit seinem Einkaufswagen voll Zeitungen gelacht hatte spürte dumpfe Hitze der Scham auf den Wangen.
»Das war doch wunderbar, oder nicht?« fragte Naomi und berührte wieder Soames’ Wange. Sie weinte.
»Sie hätten sein Gesicht sehen sollen«, sagte Soames verträumt.
»Sie können sich nicht vorstellen, wie er ausgesehen hat, als er auf die Gesichter mit ihren Baseballmützen auf den runden Köpfen hinabgesehen hat. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich werde es meiner Lebtag nicht vergessen.
Sie hätten sein Gesicht sehen sollen.
Am Ende war Joe ziemlich krank, aber es ging ihm nie so elend, daß er nicht die Royals im Fernsehen angesehen hätte oder sich die Übertragungen im Radio angehört , und er hat die Bälle überall in seinem Zimmer verstaut. Der Fenstersims war aber sein spezieller Ehrenplatz. Dort hat er die neun Männer aufgereiht, die an dem Spiel teilnahmen, das er ansah oder im Radio hörte. Wenn Frey den Werfer auswechselte, nahm Joe den Ball vom Fenstersims und legte den Ersatzwerfer hoch. Und wenn ein Mann schlug, hielt Joe dessen Ball in der Hand. Und jetzt «
Stan Soames verstummte unvermittelt und verbarg das Gesicht im Taschentuch. Seine Brust hob sich zweimal heftig, und Sam konnte sehen, wie er ein Schluchzen im Hals zurückhielt. Dann wischte er sich noch einmal die Augen und steckte das Taschentuch brüsk in die Tasche.
»Und jetzt wissen Sie, warum ich Sie beide heute nach Des Moines gebracht habe und warum ich Sie auch nach New York geflogen hätte, um diese beiden Bücher zu holen, wenn es nötig gewesen wär. Es war nicht mein Verdienst, es war das von Dave. Er ist ein ganz besonderer Mensch.«
»Ich glaube, das sind Sie auch«, sagte Sam.
Soames lächelte ihn an ein seltsam verzerrtes Lächeln und machte die Tür von Dawsons Buick auf. »Vielen Dank«, sagte er.
»Herzlichen Dank. Aber jetzt sollten wir uns sputen, wenn wir nicht in den Regen kommen wollen. Vergessen Sie Ihre Bücher nicht, Miss Higgins.«
»Ganz bestimmt nicht«, sagte Naomi, die beim Aussteigen das obere Ende der Tüte ganz fest um die Hand wickelte. »Glauben Sie mir, ganz bestimmt nicht.«
Kapitel Dreizehn
DER BIBLIOTHEKSPOLIZIST (II)
1
Zwanzig Minuten nach dem Start in Des Moines riß sich Naomi vom Blick aus dem Fenster los sie hatte die Route 79 verfolgt und über die Spielzeugautos gestaunt, die daraufhin und her wuselten
und wandte sich Sam zu. Was sie sah, machte ihr Angst. Er war eingeschlafen, den Kopf an eins der Fenster gelehnt, aber sein Gesicht war alles andere als friedlich; er sah aus wie ein Mann, der tiefe und heimliche Qualen leidet.
Tränen quollen langsam unter seinen geschlossenen Lidern hervor und rannen an den Wangen hinab.
Sie beugte sich nach vorne, um ihn wachzurütteln, da hörte sie ihn mit kläglicher Kleinjungenstimme sagen: »Bekomme ich Är
ger, Sir?«
Die Navajo bohrte sich in die Wolken, die sich über dem westlichen lowa zusammengebraut hatten, und bäumte sich auf, aber Naomi bekam es kaum mit. Ihre Hand verharrte einen Moment über Sams Schulter, dann zog sie sie zurück.
Wer war IHR Bibliothekspolizist, Sam ?
Wer immer es war, dachte Naomi, er hat ihn, glaube ich, wiedergefunden. Ich glaube, er ist jetzt bei ihm. Tut mir leid, Sam aber ich kann dich nicht wecken. Ich glaube, momentan bist du, wo du sein solltest wo du sein mußt. Tut mir leid, aber träum weiter. Und vergiß nicht, was du geträumt hast, wenn du aufwachst. Vergiß es nicht.
Vergiß es nicht.
2
In seinem Traum sah Sam Peebles Rotkäppchen wie es mit einem zugedeckten Einkaufskorb an einem Arm von einem
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