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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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unerfreuliche Sache«, bemerkte der Zulu ernst. »Von einer Entführung mitten im Game Reserve habe ich noch nie gehört. Das wird wieder einige Touristen abschrecken, und das können wir gar nicht gebrauchen.«
    Silke nickte stumm.
    Jonas fuhr schweigend weiter und sehr schnell. Silke wurde herumgeworfen wie ein Sandsack, obwohl sie sich am Haltegriff festhielt und ihre Beine gegen die Seiten gestemmt hatte.
    »Geht’s nicht ein bisschen langsamer«, keuchte sie. »Hast du nicht die Befürchtung, mit irgendeinem großen Tier zusammenzustoßen?«
    Er nahm sofort den Fuß vom Gas. »Oh, tut mir leid. Ich glaube nur, dass wir uns beeilen sollten, denn wenn die Polizei das Auto vor dir findet, werden die nicht zulassen, dass du irgendetwas dar aus mitnimmst. Egal, ob es dein Pass und dein Geld oder sonst was ist.«
    »Sch…«, fluchte Silke, verschluckte jedoch den Rest des Schimpf wortes. »Okay, fahr so schnell, wie du es verantworten kannst. Ich halte mich fest.«
    Jonas trat aufs Gas. Nach den ersten hundert Metern schloss Silke allerdings die Augen, um nicht mitzubekommen, wie haarscharf und wie oft sie einem Zusammenstoß mit einem Zebra oder Büffel entgingen. Aber weil ihr dabei übel wurde, öffnete sie die Augen wieder. Die nächste Dreiviertelstunde wurde für sie zu einem wahren Horror. Irgendwann jedoch sah sie etwas kurz im Busch aufblinken.
    »Stopp!«, rief sie. »Ich habe da einen Lichtblitz gesehen. So als würde das Sonnenlicht von Metall oder Glas reflektiert werden. Fahr bitte ein Stück zurück, zehn Meter ungefähr.«
    Jonas setzte zurück und spähte angestrengt in die Richtung, die Silke ihm wies. »Ich glaube, du hast Glück«, meinte er schließlich. »Da vorn ist das Wrack und keine Uniform in Sicht. Ein Seitenspiegel scheint immerhin intakt zu sein«, bemerkte er, als ein Sonnenstrahl durch die Akazien flimmerte und blendend zurückgeworfen wurde.
    »Dem Himmel sei Dank«, rief Silke, sprang aus dem Auto, noch bevor es vollständig zum Stehen gekommen war, und rannte zu den Überresten des Geländewagens.
    Der zerbeulte Haufen war nur noch mit viel Fantasie als Fahrzeug zu erkennen, und Silke brauchte eine Weile, bis sie in etwa die Vordersitze lokalisiert hatte. »Ich muss da reinklettern, rette mich bitte, wenn ich stecken bleibe.«
    Aufgeregt begann sie, Zweige und Äste beiseitezuräumen. Flie gen flogen auf, Käfer stoben davon – Silke kümmerte sich nicht darum, so sehr war sie darauf versessen, ins Innere des Autos zu gelangen. Der Weg durch die zerborstenen Seitenfenster war unmöglich. Zu viel Glas war stehen geblieben, sie würde sich die Haut aufreißen, außerdem hatte sie vergessen, dass der Spalt zwischen Sitzen und Dach zu schmal war, um hindurchzugelangen.
    In diesem Moment erinnerte sie sich, dass Marcus durch die Frontscheibe nach draußen gekrochen war. Gebückt versuchte sie unter der ragenden Motorhaube das Wageninnere zu erkennen, aber vergeblich. Ein Wust von Blättern und Ästen, verklebt mit nasser Erde, war vom Wolkenbruch vor dem Wrack aufgeräumt worden und verwehrte ihr den Blick. Hastig schaufelte sie den Blättermatsch beiseite und wand sich dann bäuchlings durch die geborstene Scheibe und sah sich um. Abgerissenes Grün hatte sich in den Mulden des eingedrückten Dachs gesammelt, und ein metallisch blau schimmernder Käfer wuselte aufgescheucht darunter hervor. Sonnenflecken spielten auf dem feuchten Blätterhaufen vor ihr. Silke sah nur flüchtig hin.
    Und schrie gleich darauf entsetzt auf.
    Die vermeintlichen Sonnenflecken bewegten sich, und erst nach panischen Sekunden erkannte sie, dass keinen Meter von ihr entfernt eine dicke Schlange lag, die ihren diamantförmigen Kopf wie ein Periskop auf sie gerichtet hatte und ihre gespaltene Zunge hervorschnellen ließ. Das Reptil war goldbraun gemustert und fixierte sie unverwandt mit glänzend schwarzen Augen.
    Silke erstarrte in Bewegungslosigkeit.
    »Was ist los?« Jonas spähte zu ihr hinüber, wuchtete dabei einen abgebrochenen Ast beiseite.
    »Schlange«, krächzte Silke. »Direkt vor mir … in der Mulde.«
    Jonas ließ den Ast fallen und blickte genauer hin. »Das ist eine Puffotter. Zieh dich ganz langsam zurück, lass das Biest dabei nicht aus den Augen. Du darfst auf keinen Fall hektische Bewe gungen machen.«
    Silke hätte fast laut gelacht. Toller Rat, wenn man schlotterte wie Espenlaub. Aber sie riss sich zusammen und zog sich Zenti meter für Zentimeter zurück, ihr Blick klebte dabei auf der

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