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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Schlange, die aufgeregt züngelnd ihren Leib ringelte.
    Kaum war sie außer Reichweite des Reptils, schleuderte Jonas Äste, Erdklumpen und Steine auf das Wrack, bis die Puffotter aufgescheucht auf die Erde glitt und blitzschnell ins Gebüsch schoss.
    »Ist sie weg?«, flüsterte Silke und streckte den Hals vor, um sich selbst zu vergewissern.
    Jonas warf noch ein paar Erdklumpen. »Glaub schon. Lass mich aber erst mal richtig nachsehen.« Mit einem langen Ast stocherte er an der Stelle herum, wo sie die Schlange zuletzt gesehen hatten, umkreiste anschließend das Auto und stieß den Ast in alle Winkel und Löcher, in denen sich ein Reptil hätte verstecken können.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Die Luft ist rein, aber halt trotzdem die Augen auf.«
    Silke näherte sich dem Wrack mit größter Vorsicht, ging auf die Knie und spähte hinein. Nichts rührte sich. Sie verdrehte den Hals und suchte die über ihr hängenden Sitze mit den Augen ab.
    Und dann entdeckte sie die Schlaufe ihrer Umhängetasche, die sich im Gestänge des Beifahrersitzes verfangen hatte.
    »Heureka«, flüsterte sie. »Da ist sie.«
    Alle Angst vor Schlangen beiseite schiebend, aalte sie sich so weit in den Innenraum, dass sie mit ausgestrecktem Arm die Schlaufe zu fassen bekam. Sie zerrte daran, aber die Tasche war eingeklemmt. Glücklicherweise war der Schulterriemen aus breitem Büffelleder, und nach minutenlangem Rucken und Zerren kam die Tasche so überraschend frei, dass Silke von der Motorhaube auf die Erde rutschte. In fieberhafter Eile öffnete sie die Tasche. Und stieß einen unterdrückten Freudenschrei aus.
    Pass, Führerschein und Geldbörse waren noch da. Alles war zwar vom Regen durchweicht und verklebt, aber das war ihr egal. Irgendwie würde sie die Sachen trocknen können. Am wichtigsten war, sie hatte alles wieder und man konnte ihr Foto, ihre Daten und das Einreisevisum im Pass erkennen.
    Auf allen vieren schob sie sich noch einmal ins Frontfenster, falls sich noch etwas im Wagen befand, das sie mitnehmen konnte. Doch trotz genauester Untersuchung konnte sie nichts entdecken. Vorsichtig wand sie sich rückwärts hinaus und stand auf. Greta Carlssons Kleid hing, mit rotem Schlamm durchtränkt, schwer an ihr herunter. Sie kratzte daran, was aber die Flecken allenfalls verschlimmerte.
    »Ich werde es sofort waschen, wenn ich wieder auf Inqaba bin. Es wird sicher schnell trocknen.«
    »Gib es Prisca, dem Hausmädchen. Die wird es für dich waschen«, sagte Jonas und wippte nachdenklich auf den Fußspitzen. »Du solltest das Wrack fotografieren. Schon wegen der Versicherung und auch als Beweismaterial für die Polizei. Hat dein Handy eine Kamera?«
    »Hat sie. Eine sehr gute sogar. Das ist eine blendende Idee.« Silke prüfte, ob die Kamera noch funktionierte. »Perfekt, alles in Ordnung.«
    Sie fotografierte das zerstörte Auto von allen Seiten, kletterte sogar auf einen abgebrochenen Baumstamm, um den zermalmten Wagen von oben aufzunehmen.
    Jonas stand kopfschüttelnd daneben. »Totalschaden, ein Fall für die Versicherung. Mein Himmel, irgendetwas muss die Dickhäuter geradezu in Raserei versetzt haben, so wie sie hier gewütet haben. Ihr könnt von Glück sagen, dass ihr das überlebt habt.«
    Silke wurde aus dem Nichts von einem Schwall schrecklichster Angst um Marcus überfallen. Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Das ja«, murmelte sie. »Das ja, aber …«
    Jonas legte auf einmal den Finger auf die Lippen. »Schsch«, flüsterte er. »Ich glaube, die Polizei ist im Anmarsch.«
    Und tatsächlich hörte Silke Motorengeräusch. »Gut, dann kann ich mich gleich erkundigen, wie weit die mit der Suche sind, ob sie schon Spuren gefunden haben, ob sie wissen, wo er ist.« Ein Schluchzen fing sich in ihrer Kehle.
    Aber der Zulu winkte mit einer vehementen Handbewegung ab. »An deiner Stelle würde ich mich jetzt erst einmal verkrümeln. Lass sie doch in Ruhe Spuren sichern, dann können sie dich auf Inqaba verhören. So ein Verhör kann lange dauern, kann ich dir aus eigener leidvoller Erfahrung versichern, und der Ausgang kann unangenehmer werden, als man angenommen hat. Das heißt nicht, dass unsere Polizisten unfähig sind, eher …«, er suchte nach einem Wort, »eher unerfahren«, ergänzte er. »Vielleicht willst du erst deine Geschichte auf die Reihe bekommen? Du hast doch letzte Nacht kaum geschlafen und wirkst noch ziemlich durcheinander. Polizisten reagieren immer komisch, wenn man die Sache erst

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