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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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verstanden! Der Haufen reicht für diesen Braten nicht aus. Hamba shesha, du fauler Affe, sonst schlitz ich dir ein zweites Maul in deinen Hals!«
    Ein ausgemergelter Schwarzer mit knochigen Schultern schlich heran. Auf die Beschimpfung reagierte er nur mit aufsässigem Schweigen und einem instinktiven Griff an die Kehle. Sein Blick huschte zwischen Mandla und Marcus hin und her, dann verschwand er im Gebüsch. Mittlerweile erschien eine Gruppe von fünf Afrikanern, die Marcus vorher noch nicht gesehen hatte. Sie schleppten Äste und Zweige heran und schleuderten sie auf den Holzhaufen.
    Marcus drehte seinen Kopf so, dass er die Männer im Blick hatte, ignorierte den heißen Schmerz, als er mit den offenen Wunden über die harte Erde schurrte. Der offensichtliche Anführer der Gang war ein überraschend gut gekleideter, muskulö ser Typ mit einer blauen Baseballkappe auf dem Kopf. Er hatte ei nen schweren Baumstamm herangeschafft – der nach Marcus’ Schätzung dicker war als sein eigener Oberschenkel – und suchte jetzt einen geeigneten Platz, ihn abzulegen.
    »Mandla«, rief er und tätschelte den Stamm. »Wohin mit diesem schönen, dicken Baum?«
    Mandla kam hinter dem Scheiterhaufen hervor, taxierte den Baum mit erfreuter Miene und zeigte auf eine Lücke an der Basis des Haufens. »Genosse Hellfire, du bist stark! Leg ihn hierher, der wird schön lange brennen. Und schön heiß.«
    Marcus merkte sich den Namen, was nicht schwer war. Hellfire war dem Anlass sehr gemäß, er vermied jedoch den Gedanken, für wen der Scheiterhaufen bestimmt war. Jeden Gedanken an seinen Vater schob er ebenfalls energisch beiseite. Sein Hass auf den Mann würde ihn lähmen. Er schwor sich, wenn er diesem Albtraum entkommen würde, würde er sich mit seinem Vater auseinandersetzen. Ein für alle Mal. Der alte Mann sollte nie wieder Gelegenheit bekommen, sich in sein Leben einzumischen. Und das Wort Sohn in dem Firmennamen Bonamour & Sohn würde er löschen lassen. Sollte jemand anderes den Geschäftsführer in der Firma spielen. Und den Laufjungen und Sündenbock für den großen Henri Bonamour.
    Marcus spürte, wie die Wut in seinem Bauch wühlte, sodass er nicht bemerkte, dass jemand herangeschlichen war, bevor ihn wieder ein Tritt in die Nierengegend traf. Er schluckte ein Stöhnen hinunter und schielte hoch. Einer der Kumpane dieses Hellfires grinste auf ihn herunter, ein jüngerer Mann mit pickeligem, vorzeitig gealtertem Gesicht und alberner Zöpfchenfrisur, der her umzappelte, als stünde er auf heißen Kohlen. Der ist high bis an die Augenbrauen, schoss es Marcus durch den Kopf. Vermutlich auf Tik, die augenblickliche Lieblingsdroge in den Straßen Südafrikas.
    »Wer ist das?«, fragte der Mann mit schriller Fistelstimme. »Wieder so ein dämlicher Tourist?« Er stieß einen Laut zwischen Kichern und Grunzen hervor. »Wir hatten so eine letzte Nacht. Sie hatte gelbe Haare, aber war so braun wie wir, weil sie voller Dreck und Schlamm war.« Er kicherte. »Sie sagte, sie hat sich mit einem Warzenschwein um sein Loch gestritten … Sie stank!« Sein Kichern endete in einem Hustenanfall. »Und dann hat sie erzählt, dass Elefanten auf ihrem Auto herumgetrampelt sind …«
    Marcus durchfuhr es wie ein Stromstoß. Redete der Mann von Silky?
    »… in Umfolozi«, sagte der Zulu gerade. »Aber wir haben nicht aus ihr herausgekriegt, wo das war. Ich hätte sie gerne …« Er rammte sich mehrfach die Faust in seine Handfläche und grinste breit, dass sein goldüberkronter Vorderzahn blitzte. »Dann hätte sie mir das bestimmt erzählt. Aber das macht auch nichts, einer der Ranger ist mein Cousin. Der wird wissen, wo wir suchen müssen.«
    Marcus war starr vor Entsetzen. Der Kerl meinte offenbar wirklich Silky. Ihm sprang das Herz fast aus der Brust. Er konnte nicht nachfragen, natürlich nicht. Wenn es nicht um seine Silky ging, würden seine Fragen die Zulus erst auf ihre Spur und sie in Lebensgefahr bringen.
    Mandla sah Hellfire unverwandt an. »Was habt ihr mit der gemacht?«, fragte er langsam.
    In den folgenden Sekunden, bevor der Zulu antwortete, starb Marcus mehrere Tode. Würde er jetzt erfahren, was diese Gangster mit seiner Silky angestellt hatten? Sie vergewaltigt? Gequält? Getötet? Sein Herz zitterte.
    »Wir haben die Frau zu Iqili Greta auf die Carlsson-Farm gebracht«, hörte er Hellfire sagen. »Die Polizei mag es nicht, wenn wir Touristen …« Er zog mit einem Grinsen, das Marcus eiskalt und niederträchtig

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