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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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außer der ortsansässigen Warzenschweinherde, die vor der Haustür grunzend nach Leckerbissen wühlte. Silke sprang eiligst aus dem Wagen und konnte das Haus ungehindert betreten.
    Die Zimmer waren noch nicht aufgeräumt worden, ihre Sachen lagen dort, wo sie und Marcus sie hatten liegen lassen. Jonas bot ihr an, beim Packen zu helfen, was sie dankend annahm. Sie warfen alles in Windeseile in die Koffer, wobei sie sich ein Paar ihrer Sandalen herausfischte, und innerhalb von Minuten konnten sie das Gepäck im Wagen verstauen.
    Silke schwang sich auf den Beifahrersitz, streifte die Schlappen ab und zog ihre Sandalen an. »So, das wäre geschafft. Nun müssen die uns nur noch rauslassen.«
    »Ach, mach dir keine Sorgen. Die lassen uns raus«, gab Jonas selbstsicher zurück.
    Am Ausgang nahm er einige Unterlagen vom Rücksitz und stieg aus. »Bleib hier. Ich bin gleich zurück«, sagte er, überquerte den sonnenheißen Platz und verschwand im Gebäude.
    Silke blieb im Wagen, öffnete die Tür weit. Ein Schwall Hitze strömte hinein, das gleißende Licht reflektierte von der Motorhaube, dass ihre Augen tränten. Sie lehnte den Kopf ans Polster und zog sich in ihr Innerstes zurück, während sie auf Jonas wartete.
    Jonas war tatsächlich innerhalb von zehn Minuten zurück. »Alles in Ordnung«, verkündete er.
    Erst jetzt wurde Silke klar, wie nervös sie während dieser zehn Minuten gewesen war. Warum, fragte sie sich. Nur weil man sie hier festgehalten hätte? Bis sie – was getan hätte? Strafe gezahlt? Nüchtern betrachtet, was hätte Schlimmes passieren können? Nichts, gab sie sich zur Antwort. Gar nichts.
    Aber eine Frage blieb. Was machte dieses Land mit ihr? War sie auf dem Weg, genauso paranoid zu werden wie die Einheimischen?
    Sie schüttelte sich kurz und zwang sich, einem blau schillern den, amselgroßen Vogel nachzusehen, der vor ihnen in einem Busch herumturnte.
    Am Nyalazi Gate zeigten sie ihre Tageskarten hervor und gelangten, ohne weiter aufgehalten zu werden, auf die Straße, die zu Inqaba führte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
    »Eigenartig«, murmelte Jonas irgendwann. »Ich hätte ein großes Aufgebot an Polizei beim Wrack erwartet, und auch dass der Bungalow inzwischen noch nicht versiegelt worden war, finde ich eigenartig.«
    »Vielleicht haben die verschlafen«, scherzte Silke.
    »Hm«, machte er, wirkte aber sehr nachdenklich. »Ich werde gleich, wenn wir zu Hause sind, bei der Polizei nachhaken. Ich kenne da jemanden.«
    Hier, so ging es ihr durch den Kopf, kannte immer jeder jemanden.
    Captain Sangwesi hatte keine gute Laune an diesem Tag, obwohl nach der Sintflut der vergangenen Nacht die Sonne vom tiefblauen Himmel strahlte. Seit er morgens einen Anruf bekommen hatte, tobte er mit finsterer Miene durch die Polizeistation, was seine anwesenden Leute dazu veranlasste, seine geblafften Anweisungen schnell und möglichst genau auszuführen.
    Sangwesi riss die Tür von seinem Büro auf und streckte den Kopf raus. »Habt ihr ihn endlich?«, brüllte er.
    »Yes, Sir, ich hab ihn. Glaube ich«, antwortete die junge Frau im Rang eines Sergeants, die gerade ihrem Kollegen, mit dem sie sich einen Schreibtisch teilte, eine dünne Akte reichte.
    »Was heißt ›glaube ich‹, Sergeant Khumalo?«, raunzte Captain Sangwesi sie an. Er schob seine bullige Gestalt in den Raum, den ein hoher Tresen vom Eingangsbereich trennte.
    Vor dem Tresen drängelten sich mehrere Schwarze und ein Weißer mit Schlapphut, Vollbart und schäbigem Anzug, der sich lautstark beschwerte und dabei seinen blutigen Arm hochhielt, was aber keinerlei Reaktion bei den Beamten hervorrief. Drei oder vier Polizisten waren damit beschäftigt, Anzeigen aufzunehmen, zwei weitere schleppten einen Mann, der sich heftig wehrte, aus dem Raum, vermutlich in eine der Arrestzellen. Alle redeten oder riefen durcheinander. Der Lärmpegel war beachtlich.
    »Ruhe!«, donnerte Captain Sangwesi, und als die eingetreten war, wandte er sich an Sergeant Phindile Khumalo. »Zeigen Sie her«, befahl er.
    Sie drehte den Bildschirm ihres Computers so, dass der Captain den Eintrag gut lesen konnte, und zeigte auf das Bild eines jungen, beklommen dreinblickenden weißen Mannes. »Marcus Bonamour« stand unten in kleiner Druckschrift mit weiteren Einzelheiten.
    »Das ist sein Einstellungsfoto von der Armee. Ich denke, das ist er. Marcus Bonamour, der Sohn von Hangman Bonamour.«
    Sangwesi studierte das Foto eingehend, grunzte endlich zufrieden und eilte zurück

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