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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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vorkam, eine Hand über die Kehle. »Da werden die unangenehm, auch wenn sie sonst unser Geld nehmen.« Er rieb Daumen und Zeigefinger in der uralten Geste aneinander.
    Marcus hätte fast vor Erleichterung geheult. Wenn es sich bei dieser Touristin tatsächlich um seine Silky handelte, war sie wohl im Augenblick in Sicherheit. Mit einem unhörbaren Seufzer ließ er seinen Kopf zurücksinken, hob ihn aber wieder, als er Schritte hörte. Gleich darauf schoben sich Mandlas schmutzige Schuhspitzen vor seine Nase. Er stählte sich in der Erwartung, dass einer der Stiefel in seinem Gesicht landen würde.
    »Iqili Greta«, murmelte Mandla und sah auf Marcus herab. »Cha!«, flüsterte er. »Das ist kein dämlicher Tourist. Das ist der Sohn vom Hangman.«
    »Hau«, entfuhr es Wiseman. Er hockte sich vor Marcus hin und starrte ihm in die Augen. »Der Hangman, eh?«
    »Yebo«, sagte Mandla. »Der Sohn des Hangman. Wir kennen uns aus Angola.« Er lächelte. »Und die Frau, die ihr gefunden habt, ist seine Frau.«
    »Aii!«, rief Wiseman mit vor Gier glitzernden Augen.
    Marcus riss, ohne zu überlegen, seine rechte Hand aus der Schlinge, wappnete sich, dem Zulu an die Kehle zu gehen, aber gerade noch rechtzeitig erkannte er die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens. Niemals würde er es allein mit diesen sechs Männern aufnehmen können. Sie würden ihn töten. So sicher wie das Amen in der Kirche. Und dann war seine Silky ihnen allein ausgeliefert. Behutsam schob er die Hand zurück, hoffte nur, dass keiner seine Aktion mitbekommen hatte.
    »Ich bin durstig«, sagte er, um den Zulu abzulenken.
    Der lehnte sich überraschend vor, rollte ihn auf den Rücken, riss ein Blatt von einem Busch und stopfte es ihm in den Mund. »Da, friss, Mhlope!«
    Marcus war so froh, dass Mandla nicht die gelockerten Fesseln bemerkt hatte, dass er eifrig auf dem Blatt kaute. Es schmeckte bitter und irgendwie ranzig, und er hoffte, dass es nicht giftig war. Er wartete, bis Mandlas Aufmerksamkeit auf Jimmy gelenkt wurde, der mit einem Arm voll Holz auftauchte, dann spuckte er das Blatt wieder aus.
    »Die Frau ist also auf der Farm von Carlsson?«, hörte er Mandla fragen.
    »Nein«, antwortete Hellfire. »Iqili Greta hat sie nach Inqaba gebracht.«
    Marcus war so glücklich über diese Mitteilung, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen.
    »Inqaba«, schrie Wiseman und tanzte aufgeregt herum. »Inqaba!«
    Marcus fragte sich, warum der Mann darüber so aufgeregt war, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen, ganz gleich, von welcher Seite er es auch betrachtete.

22
    S ilke machte sich rasch fertig und lief durch den Blättertunnel zum Parkplatz, wo Jonas bereits am Geländewagen lehnte. »Hi«, begrüßte er sie, öffnete erst ihr die Tür und stieg dann selbst ein.
    Silke kletterte auf den Beifahrersitz. »Vielen Dank, dass du mich fährst. Sonst hätte ich nicht gewusst, wie ich nach Umfolozi kommen sollte. Meine Tasche mit allen Papieren und dem Geld ist im Wrack zurückgeblieben, und da muss ich unbedingt zuerst hin. Und anschließend müsste ich Marcus’ und meine Sachen aus dem Bungalow räumen. Wir haben ihn nur bis heute gemietet. Ich hoffe, dass ich nicht zu viel verlange?«
    Dass sie sich später, wenn der Ersatzwagen geliefert worden war, auf die Suche nach Hellfire und seinen Genossen machen wollte, behielt sie für sich. Hauptsächlich deswegen, weil sie sich selbst noch nicht ganz klar über diesen plötzlichen Impuls war und weil sie sich auch sicher war, dass alle versuchen würden, sie davon abzuhalten.
    »Kein Problem. Aber wir sollten uns beeilen. Es gibt viele Hyänen im Park …« Er grinste vielsagend.
    Silke spürte die Gänsehaut, die ihr über den Rücken kroch, fragte jedoch vorsichtshalber nicht nach, was der Zulu damit meinte. Die Sorge, dass ihre Tasche mit allen Papieren vielleicht schon von jemand anderem gefunden worden war, saß ihr ohnehin im Nacken.
    Nach einer Fahrt durch ein von Blechhütten zersiedeltes Gebiet, wo gackernde Hühner, Ziegen und Kühe die Fahrbahn bevölkerten und Frauen mit stumpfem Gesichtsausdruck am Wegrand Schnitzereien und Körbe mit Avocados anboten, bogen sie ab und rumpelten die letzten paar hundert Meter über die rote Sandstraße zum Umfolozi-Reservat.
    Am Nyalazi Gate war der Schlagbaum heruntergelassen, und eine uniformierte Afrikanerin, die Maschinenpistole über die Schulter gehängt, marschierte vor dem riedgedeckten Gebäude auf und ab. Jonas fuhr vor und stieg aus.
    »Wir

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