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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Wir können uns von der Küche einen Picknickkorb einpacken lassen und dort etwas essen. Da ist auch die Anlegestelle für das Ausflugsboot. Vielleicht sind wir rechtzeitig da, um mitzufahren. Danach machen wir uns auf den Weg durch Hluhluwe nach Mpila. Einverstanden?«
    Betreten wich sie seinem Blick aus. Nach der Vorstellung eben war sie auf einen Streit vorbereitet gewesen, laute Vorwürfe, verletztes Schweigen. Dieser abrupte Übergang zur Tagesordnung brachte sie unversehens aus dem Gleichgewicht. Nach kurzem Nachdenken kam sie zu der Überzeugung, dass er damit ihren Fragen nach den wahren Hintergründen dieser Reise aus dem Weg gehen wollte. Aber das würde sie nicht zulassen. Um ihrer ge meinsamen Zukunft willen. Jetzt war weiß Gott nicht der rechte Augenblick, aber heute Abend in Mpila würde sie in Ruhe mit ihm reden. Und sich entschuldigen.
    »Äh … das klingt gut«, sagte sie. »Zinca… wie?«
    »Zincakeni Dam. Das ist ein kleiner Staudamm. Er liegt nicht weit von hier. Aber zuerst müssen wir zurück zum Hilltop Camp, um unsere Sachen abzuholen.«

12
    M arcus schwieg auf der Fahrt, worüber Silke mehr als froh war, denn sie hatte schon ein Verhör über ihren Ausflug mit Rick befürchtetet. Als sie auf den weiten Platz vor der Rezeption einbogen, sah Marcus auf die Uhr.
    »Kurz vor zehn. Gerade noch rechtzeitig. Aber wir müssen uns beeilen und auch gleich unsere Rechnung bezahlen.«
    Er fuhr weiter zum Chalet und parkte so nahe am Eingang wie möglich. Die Sonne stand inzwischen als weiß glühende Scheibe am brennend blauen Himmel, die Hitze strahlte von den Pflastersteinen wider und brannte sich durch die Sohlen ihrer Sandalen.
    Silke wurde bewusst, dass ihre Bluse und Shorts durchgeschwitzt waren. »Ich muss erst duschen«, sagte sie.
    »Dazu ist es jetzt zu spät. Die Reinigungskolonne ist bereits im Anmarsch.« Er wies auf die zwei schwarzen Frauen, die mit Mopp, Besen und Eimer langsam den Weg zu ihnen herunter schlenderten.
    Silke entschuldigte sich, rannte ins Bad und erbrach ihr brennend schlechtes Gewissen in die Toilette. Kurz erwog sie, sich die Bluse vom Leib zu reißen und sie in den Mülleimer unter dem Waschtisch zu stopfen – die Erinnerung an Rick und das, was sie getan hatte, würde sie nie herauswaschen können, aber ihre frische Kleidung war bereits im Koffer verstaut. Also spülte sie sich wenigstens schnell den Mund aus und half danach Marcus, die Sachen in der Küche zusammenzupacken. Im Supermarkt in Umhlanga Rocks hatten sie vorsorglich auch Kühltaschen gekauft, um ihren Proviant bis nach Mpila frisch zu halten.
    In Windeseile wurden sie fertig, und Marcus vergewisserte sich mit einem schnellen Rundgang durchs Chalet, dass sie nichts hatten liegen lassen.
    Unter den überhängenden Zweigen eines gelb blühenden Baumes fand er direkt vor der Rezeption einen Parkplatz. Außer Gläserklingen und schläfrigen Stimmen, die vereinzelt von den Sonnendecks der anderen Chalets herüberklangen, war es still. Die meisten Gäste hielten nach der Morgensafari wohl eine Siesta oder lagen am Pool.
    Verstohlen schnupperte Silke an ihrem Top und verzog das Gesicht. Sie musste unbedingt duschen, das Gefühl und den Ge ruch von Ricks Händen von ihrer Haut abwaschen. Und ihr schlechtes Gewissen. Vielleicht konnte nur sie das riechen, aber so konnte sie unmöglich mit Marcus zum Picknick fahren. Ihr Blick glitt schuldbewusst zu ihm, und ihr wurde noch heißer. Außerdem musste sie auf die Toilette und hatte keine Vorstellung, wie derartige Örtlichkeiten in der Wildnis aussehen würden. Wenn es sie denn überhaupt gab. Sie hatte nicht vor, sich einfach in den Busch zu setzen und sich danach in einem krokodilverseuchten Gewässer zu reinigen.
    »Weißt du, wo sich die Waschräume befinden? Ich könnte glatt als Stinktier preisgekrönt werden.«
    Mit dem Daumen zeigte er auf das ockerfarben verputzte Toilettengebäude, das auf dem Weg zur Bar lag. »Da entlang«, sagte er lakonisch.
    Aber bevor sie sich in Bewegung setzen konnte, zog er sie zu ihrer Überraschung mit einem Ruck in seine Arme und begann, sie wortlos zu streicheln. Über den Rücken, ihre nackten Schultern, am Hals entlang und sehr sachte über ihre Lippen. Sie spürte die angenehme, trockene Wärme seiner schlanken Finger, fühlte das Pochen seines Herzens durch ihr dünnes Oberteil, fühlte ihr eigenes schneller schlagen.
    »Ich liebe dich«, murmelte er in ihr Haar. »Vergiss das nie, was immer auch passiert. Du bist alles,

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