Nachtsafari (German Edition)
passiert?«, fragte sie, während sie einstieg.
Rick hatte den Motor schon gestartet. »Mach dir keine Sorgen, das hat nichts mit den Gästen zu tun. Interner Ärger. Der allerdings ist saftig.«
Er fuhr weitaus schneller als die erlaubten vierzig Stundenkilometer, sodass Silke sich am Sitz festklammern musste, um nicht hin und her geworfen zu werden. Als sie endlich den geteerten Weg erreichten, atmete sie auf und löste ihre verkrampften Hände vom Sitz. Völlig unvermittelt bremste Rick scharf und nahm ihren Kopf so fest in seine Hände, dass sie ihn nicht mehr bewegen konnte.
»Das muss jetzt sein«, raunte er und bedeckte ihr Gesicht, ihren Hals, ihren Mund mit wilden Küssen.
Sie konnte sich nicht wehren. Seine Hände hielten ihr Gesicht wie in einer Schraubzwinge. Sie packte seine Finger, um sie ausein anderzubiegen, aber er war zu kräftig. Mit seinem Körper drückte e r sie ins Polster, presste seinen Mund auf ihre fest geschlossenen Lippen und versuchte, sie mit seiner Zunge auseinanderzuschieben. Als sie um sich trat, schlang er seine Beine um ihre. Silke hatte die beklemmende Vision einer Python, die ihren Leib immer fester um sie wickelte. Panisch trommelte sie mit den Fäusten auf seinen Rücken, als sie über seine Schulter hinweg einen Geländewagen erblickte, der auf sie zuraste. Sie schrie dumpf auf, aber Rick verschloss ihr die Lippen mit seinen, sodass ihre Warnung unhörbar wurde. Sie trat um sich, denn der Zusammenprall mit dem Geländewagen schien unausweichlich, doch plötzlich bremste der scharf, und Marcus sprang heraus.
Mit zwei, drei Schritten erreichte er ihr Auto und riss die Fahrertür auf. Ohne ein Wort zu sagen, packte er Rick am Hemd, zog ihn mit einem Ruck heraus auf die Straße und verpasste ihm einen Faustschlag, dass der Ranger drohte, in die Knie zu gehen.
»Du geiles Schwein«, knurrte Marcus. »Lass die Finger von meiner Frau, wage ja nicht, sie auch nur noch einmal anzusehen. Hast – du – das – verstanden, du versauter Bock?« Mit jedem Wort schüttelte er Rick, dass diesem der Kopf wackelte. »Antworte«, brüllte er.
Rick brachte es fertig zu grinsen. »Okay, okay«, nuschelte er, weil ihm Blut aus der Nase lief. »Beruhige dich, Mann.«
Marcus holte jedoch wortlos ein weiteres Mal mit der Faust aus und traf Rick im Solarplexus. Der krümmte sich mit einem Aufschrei zusammen, presste die Hände auf seine Mitte, würgte und hustete.
Silke war vor Schock erstarrt. Marcus hielt Rick am Halstuch fest, und der Ranger schien völlig hilflos zu sein. Sprachlos sah sie zu, wie Marcus, ihr zurückhaltender, liebevoller Marcus, der eine lästige Fliege verschonen würde, das Halstuch mit einer abrupten Bewegung seiner Faust zudrehte und Rick mühelos hochhob. Rick zappelte nach Luft japsend in seinem Griff und lief puterrot an.
»Marcus!«, schrie Silke in Panik auf. »Um Himmels willen, lass ihn los. Du erwürgst ihn ja.«
»Hoffentlich«, zischte er bösartig und drehte noch einmal am Tuch.
Endlich löste sie sich aus ihrer Starre und lief um den Wagen herum, drängte sich zwischen die Männer, hängte sich mit ihrem ganzen Gewicht an Marcus’ freien Arm und hinderte ihn tatsächlich daran, noch einmal zuzuschlagen. Als sähe er sie zum ersten Mal, starrte er sie an.
»Du lässt ihn sofort los, verdammt!«, fauchte sie.
Immer noch starrte Marcus sie an, als würde er sie gar nicht erkennen. Dann stieß er plötzlich den Ranger so heftig von sich, dass der strauchelte und hinfiel.
»Hau ab, du Würstchen«, sagte er und wandte sich Silke zu. »Kommst du mit mir?«, fragte er leise. Sein Ton klang bittend.
Silke, eine Hand an den Lippen, als könnte sie Ricks Kuss im Nachhinein wegwischen, sich peinlich bewusst, dass Marcus mit Sicherheit den Kuss beobachtet hatte, hörte die Traurigkeit darin, die Sehnsucht, und ihr fehlten die Worte, darauf zu antworten. Mit einem heißen Stich im Herzen nickte sie nur.
In der Hitzestille klangen ihre Schritte laut wie Trommelschläge. Hinter ihnen knallte die Fahrertür zu und mit abgewandtem Gesicht fuhr Rick an ihnen vorbei. Ihren Blick fest auf ihre Fußspitzen gerichtet, vermied Silke es, ihm nachzusehen.
Marcus war stehen geblieben und musterte sie aus schmalen Augen. »Khaki-Fieber scheint hier zu grassieren«, bemerkte er wie nebenbei, überging ihre gestotterte Frage, was er damit meine, und fuhr ruhig fort: »Ich dachte, wir fahren erst an den Zincakeni Dam, dann weiter zur Maphumalo Picnic Site am Hluhluwe-Fluss.
Weitere Kostenlose Bücher