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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Swimmingpools gibt es bei uns eher selten.«
    »Jodeln und Lederhosen, richtig?« Cheryl gluckste. »Und dieses Schürzenkleid mit dem sexy Ausschnitt – wie nennt ihr das?«
    Silke genoss die unverfängliche Unterhaltung. »Dirndl. Kennen Sie Bayern?«
    »Das hab ich im Fernsehen gesehen.« Cheryl kicherte. »Okto berfest, ’ne Menge grölender Menschen, humpa-humpa.« Sie spielte mimisch Trompete. »Ich war noch nie in Übersee«, fügte sie hinzu, schwang sich auf den Beckenrand und ließ sich stöhnend in den Liegestuhl fallen.
    Auch Silke stieg aus dem Pool, legte sich wieder in den Schatten und schloss die Augen. Bis auf das durchdringende Sirren der Zikaden erstickte die Hitze jedes andere Geräusch.
    »Was machen Sie? Haben Sie Kinder?«, erkundigte sich Cheryl.
    »Noch nicht, aber hoffentlich bald«, antwortete Silke und unterdrückte die Erinnerung an London. »Und Sie?«
    »Drei. Wir haben sie und unser Kindermädchen bei meinen Eltern abgeladen. Die haben ein großes Haus, ein noch größeres Grundstück und viel Zeit. Außerdem züchten sie Hunde, und eine ihrer drei Hündinnen hat immer Junge.« Sie lachte. »Wenn wir die Gören wieder abholen, stinken sie meist nach Hundescheiße und haben ihre Manieren vergessen, aber dafür haben wir ein paar Tage Ruhe. Peter ist sehr beschäftigt, und ich bin viel allein.«
    »Was macht er denn?«
    »Keinen Schimmer. Irgendwas mit Aktien. Um Peters Geschäfte kümmere ich mich grundsätzlich nicht. Meine Aufgabe ist es, das Geld unter die Leute zu bringen, und das tue ich mit Leidenschaft.«
    Ihre Unterhaltung plätscherte schläfrig dahin, und in kürzester Zeit platzte Silke vor Hitze fast der Kopf. Das lauwarme Wasser im Pool bot überhaupt keine Abkühlung mehr. Mit Verlangen dachte sie an die Klimaanlage im Auto. Marcus schien das zu spüren, denn er sah auf die Uhr.
    »Wir müssen los, Schatz, es wäre schade, durchs Reservat zu hetzen. Wir haben im Mpila Camp einen Bungalow gebucht«, erklärte er den Johannesburgern. »Und die werden mittags verteilt. Wer zuerst kommt, hat die Auswahl.«
    »Ja, sicher. Ich komme.« Silke stand auf und warf sich ihr Handtuch über die Schulter. Aber da fiel ihr noch etwas ein. »Geh schon vor«, rief sie ihm nach. »Ich komme gleich nach.«
    Sie wartete, bis Marcus die Sachen zusammengepackt hatte und sich außer Hörweite befand. Dann wandte sie sich an die beiden Südafrikaner. »Können Sie mir sagen, ob es hier Khaki-Fieber gibt und ob es gefährlich ist?«, fragte sie leise.
    Zu ihrem Erstaunen prusteten beide laut los. »Khaki-Fieber befällt nur Frauen«, gluckste Cheryl. »So bezeichnet man das, wenn sich eine Frau einem Ranger an den Hals wirft. Die tragen ja alle khakifarbene Uniformen.« Sie machte eine Handbewegung. »Verstehen Sie? Daher Khaki-Fieber.«
    Silke schoss die Schamröte ins Gesicht. »Danke«, stotterte sie, setzte schnell die Sonnenbrille auf und lief, ohne sich zu verabschieden, davon.
    Marcus hatte alle Türen des Wagens geöffnet und lächelte ihr entgegen.
    »Bin gleich wieder da«, rief sie ihm zu und floh ins Toilettengebäude, um sich umzuziehen und sich zu sammeln. Als sie Marcus wieder gegenübertreten konnte, hatte er sich ebenfalls umgezogen und saß bereits hinterm Steuer. Die offenen Türen hatten zwar den Hitzestau im Auto nicht wesentlich verbessert, aber auf ihrem Sitz lag ein Handtuch.
    »Danke«, sagte sie und beugte sich zu ihm, um ihm die Wange zu streicheln.
    Er fing ihre Hand ein und drückte einen Kuss auf die Innenseite. »Alles wieder gut?«
    Nein, antwortete sie schweigend. Das ist es nicht, aber das klären wir später, wenn ich aufgehört habe, mich zu Tode zu schämen. Khaki-Fieber! Also nickte sie und wandte ihr Gesicht ab, bis sie sicher war, dass die verräterische Röte abgeklungen war.
    »Heute Abend reden wir über alles«, sagte Marcus. »Versprochen.«
    »Über alles?«, stammelte sie, glaubte für einen schrecklichen Augenblick, dass er ihren Fast-Fehltritt mit Rick meinte.
    Marcus starrte ins Gestrüpp vor ihnen. »Heute Abend erkläre ich dir, was mir auf der Seele liegt. Allein packe ich das nicht mehr.« Ohne sie anzusehen, startete er den Motor.
    Silke war zu verblüfft, um Worte zu finden. Dass Marcus von sich aus über seine Probleme reden würde, hatte sie am wenigsten erwartet. Ihr wurde ganz leicht ums Herz. Spontan zog sie seinen Kopf zu sich heran und küsste ihn. Erst sanft, dann mit wachsen der Leidenschaft. Eine Meerkatze, die zusah, schnatterte

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