Nachtsafari (German Edition)
warten.«
»Okay«, sagte Rick gedehnt. »Klar, schaffen wir leicht. Wir sind gleich bei den Unterkünften. Vielleicht bleibt ja doch Zeit …« Wieder dieses laszive Grinsen, und es war offensichtlich, dass er sich dessen Wirkung mehr als hinreichend bewusst war.
Silke sah es, und Ärger schoss in ihr hoch. Anscheinend glaubte er, dass er nur einen Knopf bei ihr zu drücken hatte und schon würde sie in seine Arme fallen. So ist es doch auch, kicherte eine ungebetene Stimme in ihrem Kopf, genau so. Sie zog eine Grimasse und zwang sich, aus dem Fenster zu sehen.
Nach ein paar Minuten bogen sie in einen Feldweg ein und hiel ten vor einem winzigen, riedgedeckten Bungalow. »Wir sind da.«
Mit einem Satz war er auf die harte, rote Erde gesprungen, um den Wagen herumgelaufen und hatte ihr die Tür aufgerissen, bevor sie es selbst tun konnte. Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr herunterzuhelfen, aber Silke schlug sie aus, wollte jede Berührung mit ihm vermeiden.
»Danke«, sagte sie und schlängelte sich an ihm vorbei. »Ist das dein Haus?«, fragte sie, um die Unterhaltung unverfänglich zu halten.
»Mein eigenes Haus steht woanders, das hier ist meine dienstliche Unterkunft. Vorsicht!«, rief er, umfasste ihre Taille und zog sie so ruckartig zur Seite, dass sie die Balance verlor und gegen ihn fiel. »Da war eine besonders große Spinne. Die können sehr unangenehm beißen.«
Silke konnte keine Spinne sehen, weder eine große noch eine kleine. »Ich habe keine Angst vor Spinnen«, bemerkte sie trocken und wollte sich aus seinem Griff winden, aber seine Hand lag noch immer fest auf ihrer Hüfte, während er mit der anderen die Haustür öffnete.
»Komm rein, es ist noch genug Zeit, die Kaffeemaschine auszuprobieren«, sagte er dicht an ihrem Ohr und langte dabei blitzschnell unter ihre Bluse, um ihre Brust zu streicheln.
»Lass das«, fauchte sie und schlug seine Hand weg. Hart, dass es klatschte.
»Nun sei doch nicht so«, murmelte er in ihr Haar und schob sie über die Türschwelle.
Silke stolperte über Buschstiefel, die im Eingang standen, und stürzte gegen die Wand, die über und über mit Fotografien bedeckt war, die alle Rick mit großen Tieren zeigten. Rick wollte ihr aufhelfen, aber sie schob ihn beiseite. Ihr Blick fiel zu der offenen Tür am Ende des Flurs, durch die blendendes Sonnenlicht strömte, und auf ein breites Bett. Die Bettwäsche war blütenweiß, die Decke einladend zurückgefaltet.
Sah es bei ihm immer so aus? Oder hatte er ihr Treffen geplant, hatte sie wie eine Spinne in sein Netz locken wollen? Sie versteifte sich und wurde rot vor Scham. Jetzt wollte sie nur noch eins, nämlich zurück zum Chalet, zurück in Marcus’ Arme.
»Komm, ich zeig dir das Haus«, raunte Rick, und abermals spürte sie seine Hand an ihrer Taille.
Mit einer heftigen Bewegung schüttelte sie ihn ab. Der Kerl gab ja wirklich nie auf. Sie wollte ihm gerade ein für alle Mal klarmachen, dass er sie in Ruhe lassen sollte, als eine weibliche, etwas schrille Stimme ertönte.
»Rick, dem Himmel sei Dank, dass du kommst.«
Silke drehte sich um. Eine Frau kam auf sie zugelaufen. Wild tanzender, blonder Pferdeschwanz, sportliche Figur, lange Beine, verweinte Augen, schwarze Wimperntusche rann ihr über die Wangen. Silke erkannte sie. Es war die Frau, die gestern Abend an ihrem Tisch gewesen war und Rick etwas gefragt hatte.
Die Frau nickte Silke wortlos zu, zog den Ranger zur Seite und redete eindringlich auf ihn ein. Es musste etwas Unangenehmes sein, denn die Stimme der Frau war tränenschwer und seine Miene wurde sehr ernst. Er zog sie kurz an sich, streichelte ihr tröstend den Rücken, bevor die Frau wieder davonhastete.
Rick war blass unter seiner Sonnenbräune geworden. »Wir müssen sofort zurück ins Camp. Ich hole nur schnell die Unterlagen aus dem Haus, dann fahren wir«, teilte er Silke hastig mit. »Wir müssen unsere …«, er zögerte, ein blasser Abglanz seines frechen Lächelns huschte über sein Gesicht, »unsere Kaffeepause vertagen.« Damit verschwand er im Haus.
Silke setzte sich auf einen weißen Plastikstuhl, der neben dem Eingang stand. Insgeheim war sie heilfroh über die Unterbrechung, die ihr half, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
Als Rick wieder herauskam, einen Stapel Unterlagen unter dem Arm, stand sie auf.
»Komm schnell, wir müssen uns beeilen. Tut mir leid, aber das ist ein Notfall.« Damit lief er zum Wagen, und Silke folgte ihm.
»Ist etwas Schlimmes
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