Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hierhin habe ich anderthalb Stunden gebraucht … hört mal, bekomme ich jetzt eine ANTWORT?« Er stand auf und griff Tookey am Kragen.
    »Mister«, sagte Tookey, »ich habe den Eindruck, diese Hand ist gerade deinem Gehirn entwischt.«
    Lumley sah auf seine Hand, sah Tookey an und ließ ihn los.
    »Maine«, zischte er. Es hörte sich an, als sagte er etwas Schmutziges über die Mutter von irgendwem. »Nun gut«, sagte er.
    »Wo ist die nächste Tankstelle? Die müssen einen Abschleppwagen haben …«
    »Nächste Tankstelle ist in der Stadtmitte von Falmouth«, sagte ich. »Und das ist drei Meilen weit die Straße runter.«
    »Danke«, meinte er, ein wenig sarkastisch, und drehte sich zur Tür, dabei den Mantel zuknöpfend.
    »Wird allerdings nicht offen sein«, fügte ich hinzu.
    Er drehte sich langsam wieder um und sah uns an. 
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Er versucht, dir zu erklären, daß die Tankstelle in der Stadt Billy Larribee gehört, und Billy ist draußen mit dem Pflug, du verdammter Idiot«, sagte Tookey geduldig. »Warum kommst du nicht einfach wieder her und setzt dich, bevor du die ganze Sache versaust?«
    Er kam zurück, verstört und ängstlich. »Wollt ihr sagen, daß es keine … daß ich nicht …«
    »Gar nichts haben wir gesagt«, unterbrach ihn Tookey. »Du redest schon die ganze Zeit, und wenn du eine Minute still wärst, könnten wir die Sache überdenken.«
    »Was ist das für eine Stadt, dieses Jerusalem’s Lot?« fragte er.
    »Warum war die Straße eingeschneit? Warum waren da nirgends Lampen an?«
    Ich sagte: »Jerusalem’s Lot ist vor zwei Jahren niedergebrannt.«
    »Und sie haben sie nicht wieder aufgebaut?« Er sah aus, als könnte er es nicht begreifen.
    »Sieht so aus«, sagte ich und blickte Tookey an. »Was machen wir nun in der Sache?«
    »Wir können sie nicht da draußen lassen«, sagte er.
    Ich ging näher zu ihm hin. Lumley war zum Fenster gewan-dert und blickte in die verschneite Nacht.
    »Was ist, wenn sie hingegangen sind?« fragte ich.
    »Das mag sein«, sagte er. »Aber wir wissen es nicht sicher.
    Ich habe meine Bibel hier auf dem Regal. Trägst du noch deine Medaille vom Papst?«
    Ich zog das Kruzifix aus dem Hemd und zeigte es ihm. Ich bin in einer freien Kirchengemeinde geboren und aufgezogen worden, aber die meisten Leute, die um Jerusalem’s Lot herum leben, tragen etwas - Kreuze, Medaillen des St. Christophorus, Rosenkränze, irgend etwas. Weil vor zwei Jahren, innerhalb eines einzigen dunklen Oktobers, Jerusalem’s Lot verdammt wurde. Manchmal, spät in der Nacht, wenn nur ein paar Einheimische um Tookeys Feuer herum sitzen, reden die Leute darüber. Sie reden drumherum, das kommt der Wahrheit näher. Es begann damit, daß die Leute in Jerusalem’s Lot verschwanden. Erst einige wenige, dann noch ein paar, dann ein ganzer Haufen. Die Schulen wurden geschlossen. Die Stadt stand mindestens ein Jahr lang leer. Oh, ein paar Menschen zogen ein - größtenteils so Idioten von außerhalb wie dieses feine Exemplar hier -, von den niedrigen Grundstückspreisen angezogen, schätze ich. Aber sie blieben nicht lange. Eine Menge von ihnen zog einen Monat oder zwei, nachdem sie gekommen waren, wieder aus. Die anderen … nun, sie verschwanden. Dann brannte die gesamte Stadt nieder. Es war am Ende eines langen, trockenen Herbstes. Man vermutet, daß es im Haus der Marstens anfing, auf dem Hügel, der die Jointner Avenue überragt, aber bis auf den heutigen Tag weiß niemand, wie es wirklich passiert ist. Drei Tage lang wütete das Feuer völlig unkontrolliert. Danach war es, zumindest für eine Zeitlang, besser. Und dann kamen sie wieder.
    Ich hörte nur ein einziges Mal, daß das Wort »Vampire«
    erwähnt wurde. Ein verrückter Trucker namens Richie Messina, der vom Freihafen Früchte herüberbrachte, war an dem Abend bei Tookey’s und verdammt gut abgefüllt. »Jesus Christus«, brüllte dieser Irre und stand auf, zwei Meter lang in seinen Baumwollhosen, dem karierten Hemd und Lederstiefeln, »Habt ihr denn alle einen derartigen Schiß, daß ihr es nicht herausbekommt? Vampire! Jesus Christus und alle Teufel der Hölle auf einem Motorrad! Wie ein Haufen Kinder von den Filmen verschreckt! Wollt ihr wissen, was los ist in ›Salem’s Lot‹? Soll ich’s euch sagen? Soll ich’s euch sagen?«
    »Nur los, Richie, sag’s uns«, sagte Tookey. In der Bar war es absolut still geworden. Man konnte das Feuer zischen hören und draußen das sanfte Klopfen des

Weitere Kostenlose Bücher