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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hast du es höllisch eilig, wieder zu laufen, wenn du stirbst.«
    Er warf mir einen ärgerlichen und verblüfften Blick zu und sagte gar nichts mehr. Wir fuhren den Highway mit gleichmäßigen fünfundzwanzig Meilen hoch. Es war kaum zu glauben, daß Billy Larribee diesen Streifen gerade erst vor einer Stunde geräumt hatte; die Decke war wieder fünf Zentimeter dick, und die Straße schneite ein. Die schlimmsten Windstöße drückten den Scout auf seine Stoßdämpfer. Die Scheinwerfer zeigten ein wirbelndes weißes Nichts vor uns. Wir waren nicht einem einzigen Wagen begegnet.
    Ungefähr zehn Minuten später keuchte Lurrvley: »He! Was war denn das?«
    »Was war was? Wild?« fragte ich.
    »Ich glaube, ja«, sagte er. Es klang etwas zittrig. »Aber seine Augen - sie waren rot.« Er sah mich an. »Sehen die Augen von Tieren so in der Dunkelheit aus?« Es hörte sich fast flehend an.
    »Die können wie alles mögliche aussehen«, sagte ich, und dachte, daß das wahr sein mochte, aber ich habe viel Wild aus vielen Autos nachts beobachtet und niemals dabei ein Augenpaar gesehen, das rot leuchtete.
    Tookey sagte nichts.
    Ungefähr fünfzehn Minuten später kamen wir an ein Stück, an dem der Schneehaufen rechts neben der Straße nicht so hoch war, weil die Pflüge ihre Schaufeln immer etwas anheben, wenn sie an einer Kreuzung arbeiten.
    »Hier könnte es sein, wo wir abgebogen sind«, sagte Lumley, aber er schien sich nicht ganz sicher zu sein. »Ich kann das Schild nicht finden -«
    »Da ist es«, antwortete Tookey. Seine Stimme schien jemand anderem zu gehören. »Man sieht nur das Ende des Mastes herausragen.«
    »Oh. Stimmt.« Lumley klang erleichtert. »Hör mal, Tooklander, es tut mir leid, daß ich eben so kurz angebunden war. Ich war ängstlich und halb erfroren und schimpfte mich selbst einen Idioten. Und ich will euch beiden danken …«
    »Dank’ Booth und mir nicht, bevor wir sie in diesem Wagen haben«, sagte Tookey. Er schaltete den Vierradantrieb ein und brach sich einen Weg durch den Schneehaufen auf die Jointner Avenue, die durch Jerusalem’s Lot geht und auf die 295 mündet. Von den Kotflügeln flog Schnee auf. Das Heck versuchte auszubrechen, aber Tookey war schon durch Schnee gefahren, als Hector noch ein Welpe war. Er trieb den Wagen an, redete ihm ein bißchen zu, und schon waren wir durch. Ab und zu beleuchteten die Scheinwerfer Andeutungen von Wagenspuren, die von Lumleys Wagen stammen mußten, und dann verschwanden sie wieder. Lumley saß nach vorne gelehnt und hielt nach seinem Wagen Ausschau. Und ganz plötzlich meinte Tookey: »Lumley?«
    »Was ist?« Er sah zu Tookey herüber.
    »Die Leute hier in der Gegend sind so etwas wie abergläubisch, was ‘Salem’s Lot angeht«, sagte Tookey leichthin - aber ich konnte die tiefen Falten der Anspannung um seinen Mund herum sehen und wie seine Augen hin und her wanderten.
    »Wenn deine Leute im Auto sind, nun, alles klar. Wir packen sie ein, fahren zu mir und bleiben da. Morgen, wenn der Sturm vorbei ist, wird Billy gern euren Wagen aus dem Schnee ziehen.
    Aber wenn sie nicht im Auto sind-«
    »Nicht im Auto?« unterbrach ihn Lumley scharf. »Warum sollten sie nicht im Wagen sein?«
    »Wenn sie nicht im Auto sind«, fuhr Tookey fort, ohne zu antworten, »werden wir umdrehen und zurück nach Falmouth fahren, um den Sheriff herbeizupfeifen. Hat doch keinen Sinn, nachts in einem Schneesturm herumzuirren, nicht wahr?«
    »Sie werden im Wagen sein. Wo sollten sie denn sonst sein?«
    Ich sagte: »Noch etwas, Lumley. Wenn wir irgend jemandem begegnen sollten, werden wir nicht mit ihm sprechen. Auch nicht, wenn er uns anspricht. Hast du das verstanden?«
    Sehr langsam sagte Lumley: »Was für ein Aberglaube ist das?«
    Bevor ich etwas sagen konnte - Gott allein weiß, was ich geantwortet hätte -, unterbrach Tookey uns.
    »Wir sind da.«
    Wir waren auf das Heck eines großen Mercedes gestoßen.
    Die gesamte Motorhaube war in einer Schneedecke begraben, und auch die ganze linke Seite war zugeweht. Aber die Schlußlichter waren an, und wir konnten den Rauch aus dem Auspuff aufsteigen sehen.
    »Wenigstens ist ihnen nicht der Sprit ausgegangen«, sagte Lumley.
    Tookey machte aus und zog die Notbremse an. »Denk an das, was Booth gesagt hat.«
    »Sicher, sicher.« Aber er dachte an nichts anderes als seine Frau und seine Tochter. Ich glaube nicht, daß ihm das irgendwer verübeln konnte, trotz allem.
    »Fertig, Booth?« fragte Tookey mich. Er sah mir in die

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