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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zurückgekehrt war, inmitten eines schwarzen, heulenden Sturms.
    Tookey machte das Zeichen des Kreuzes zu ihr hin. Sie wich zurück … und grinste uns dann wieder an. Wir waren zu weit entfernt oder vielleicht auch zu ängstlich.
    »Halt es auf!« flüsterte ich. »Können wir es nicht irgendwie aufhalten?«
    »Zu spät, Booth«, sagte Tookey grimmig.
    Lumley hatte sie erreicht. Er sah selbst aus wie ein Geist, über und über von Schnee bedeckt, wie er war. Er streckte die Hände zu ihr aus … und begann zu schreien. Ich werde diesen Laut in meinen Träumen hören, diesen Mann, der schrie wie ein Kind in einem Alptraum. Er versuchte, von ihr loszukommen, aber ihre Arme, lang und nackt und weiß wie der Schnee, griffen ihn und zogen ihn heran. Ich sah, wie sie den Kopf hob und dann nach vorne warf -
    »Booth!« sagte Tookey heiser. »Wir müssen weg von hier!«
    Und so rannten wir. Rannten wie die Ratten, würden manche wohl sagen, aber die waren nicht da draußen in dieser Nacht. Wir flohen den Weg zurück, den wir gekommen waren, fielen hin, standen wieder auf, rutschten und schlitterten.
    Immer wieder blickte ich über die Schulter, um zu sehen, ob diese Frau uns folgte, mit ihrem Grinsen und den entsetzlichen Blicken aus diesen roten Augen.
    Wir erreichten den Seoul, und Tookey krümmte sich mit vor den Bauch gehaltenen Händen zusammen. »Tookey!« sagte ich, zu Tode erschrocken. »Was -«
    »Die Pumpe«, keuchte er. »Seit fünf Jahren oder mehr schon schlecht dran. Bring mich irgendwie auf den Beifahrersitz, Booth, und dann nichts wie weg hier.«
    Ich hakte einen Arm unter seinen Mantel und zog ihn hoch und hievte ihn irgendwie hinein. Er lehnte seinen Kopf zurück und schloß die Augen. Seine Haut war wächsern und gelb.
    Ich trabte um den Kühler des Wagens herum und war verdammt nahe daran, in das kleine Mädchen hineinzulaufen.
    Sie stand einfach da, neben der Fahrertür, das Haar in Pferdeschwänzen, ohne irgend etwas am Leib als ein winziges gelbes Kleid.
    »Mister«, sagte sie mit einer hohen, klaren Stimme, so süß wie die Morgendämmerung, »kannst du mir helfen, meine Mutter wiederzufinden? Sie ist fort, und mir ist so kalt-«
    »Kleines«, sagte ich, »Kleines, du gehst jetzt besser in den Wagen. Deine Mutter –«
    Ich brach ab, und wenn es je in meinem Leben einen Moment gegeben hatte, wo ich beinahe in Ohnmacht gefallen wäre, dann war es dieser. Sie stand da, einfach so, aber sie stand oben auf dem Schnee, und es waren keine Spuren zu sehen, in keiner Richtung. Sie sah dann zu mir herauf, Lumleys Tochter Francie. Sie war nicht älter als sieben Jahre, und sie würde eine Ewigkeit an Nächten sieben bleiben. Ihr kleines Gesicht hatte ein geisterhaftes Leichenweiß, ihre Augen ein Rot und Silber, durch das man hindurchfallen konnte. Und an ihrem Hals konnte ich zwei kleine Punkte wie Einstiche sehen, die an den Rändern auf schreckliche Art zerfetzt waren.
    Sie streckte ihre Arme nach mir aus und lächelte. »Nimm mich hoch, Mister«, sagte sie sanft. »Ich will dir einen Kuß geben. Danach kannst du mich zu meiner Mammi bringen.«
    Ich wollte nicht, aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich lehnte mich nach vorn, die Arme ausgestreckt. Ich könnte sehen, wie sich ihr Mund öffnete, ich sah die kleinen Fänge in dem rosa Ring, den ihre Lippen formten. Etwas tropfte von ihrem Kinn, klar und silbern, und mit dumpfem, fernem Grauen erkannte ich, daß sie geiferte.
    Ihre kleinen Hände verschränkten sich in meinem Nacken, und ich dachte: Nun, vielleicht ist es gar nicht so schlimm, nicht so furchtbar, vielleicht verliert es nach einer Weile seinen Schrecken - als etwas Schwarzes aus dem Scout geflogen kam und sie an der Schulter traf. Es gab einen Knall, seltsam riechender Rauch stieg auf, eine Flamme, die in einem Augenblick wieder verschwand, und dann wich sie zischend zurück.
    Ihr Gesicht hatte sich zu einer viehischen Maske aus Wut, Haß und Schmerz verzogen. Sie drehte sich zur Seite und dann …
    war sie fort. Im einen Moment war sie noch da, und im nächsten war da ein wirbelnder Ballen Schnee, der ein wenig wie eine menschliche Gestalt aussah. Dann zerstreute der Wind es über die Felder.
    »Booth!« flüsterte Tookey. »Beeil dich jetzt!«
    Ich beeilte mich. Aber nicht so sehr, daß ich mir nicht die Zeit nahm, um aufzuheben, was er nach dem kleinen Mädchen aus der Hölle geworfen hatte. Die Bibel seiner Mutter.

    Das ist jetzt eine Weile her. Ich bin jetzt ein ganzes Stück älter,

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