Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
zwischen ihnen, öffnete es und trank es halb leer. »Ich vermute, ihr College-Profs versteht nicht viel von Industriewäschereien?«
    Jackson kicherte. »Der hier schon. Ich habe als Student mal einen Sommer in einer gearbeitet.«
    »Dann kennst du die Maschine, die man Schnellbügler nennt?«
    Jackson nickte. »Sicher. Sie lassen feuchte Mangelwäsche durchlaufen, hauptsächlich große Stücke und Leinen. Eine riesige, lange Maschine.«
    »Genau«, erwiderte Hunton. »Eine Frau namens Adelle Frawley wurde von. so einer Maschine erfaßt. In der Blue-Ribbon-Wäscherei, auf der anderen Seite der Stadt. Sie wurde richtig reingezogen.«
    Jackson sah plötzlich krank aus. »Aber … das kann doch gar nicht passieren, Johnny. Wegen des Sicherheitsriegels. Wenn einer Frau, die Wäsche in die Maschine eingibt, versehentlich die Hand reinrutscht, springt der Riegel sofort auf und stoppt die Maschine. So habe ich es jedenfalls in Erinnerung.«
    Hunton nickte. »Das ist sogar gesetzlich vorgeschrieben. Aber trotzdem ist es passiert.«
    Hunton schloß die Augen und sah den Hadley -Watson -Schnellbügler im Geiste vor sich, so wie er heute nachmittag dagestanden hatte. Ein langer, rechteckiger Kasten, gut zehn Meter von einem Ende zum anderen. Dort, wo die Wäsche in die Maschine eingegeben wird, verläuft ein Fließband aus Segeltuch unter dem Sicherheitsriegel her leicht nach oben und dann wieder abwärts. Das Band transportiert ohne Unterbrechung die bügelfeuchten, knittrigen Wäschestücke zwischen sechzehn riesige Walzen, die den Hauptteil der Maschine ausmachen.
    Acht Walzen oben und acht Walzen unten pressen die Wäsche wie dünnen Schinken zwischen Lagen überhitzten Brotes. Die Walzen können auf eine maximale Trockenstufe von 300 Grad gebracht werden. Der Druck auf die Wäsche liegt bei 800 Pfund pro Quadratzentimeter, um auch die kleinste Falte rauszubügeln.
    Und Mrs. Frawley wurde irgendwie erfaßt und reingezogen.
    Die stählernen, asbestverkleideten Druckwalzen waren so rot wie Ziegellack, und der aufsteigende Dampf aus der Maschine stank ekelerregend nach heißem Blut. Teile ihrer weißen Bluse und blauen Hose und sogar abgerissene Stücke ihres BHs und Slips wurden 30 Fuß weiter hinten, am anderen Ende dery Maschine ausgeworfen. Die größeren, blutgetränkten Kleidungsstücke wurden mit geradezu grotesker Ordentlichkeit automatisch gefaltet. Aber das war noch nicht einmal das Schlimmste.
    »Die Maschine versuchte einfach alles zu falten«, sagte er zu Jackson und fühlte, wie ihm etwas Bitteres vom Magen hochstieg. »Aber ein Mensch ist kein Stück Wäsche, Mark. Was ich sah … was von ihr übrigblieb …» Wie Stanner, der arme Vorarbeiter, konnte er den Satz nicht beenden. »Sie trugen es in einem Korb hinaus«, fuhr er leise fort.
    Jackson pfiff. »Und wer bekommt jetzt eins aufs Dach? Die Wäscherei oder die Kontrolleure?«
    »Weiß ich noch nicht genau«, gab Hunton zurück. Dieses unheimliche Bild stand ihm immer noch vor Augen. Das Bild dieses keuchenden, krächzenden, zischenden Manglers, an dessen grünen Seitenwänden das Blut in kleinen Bächen her -unterlief, der Gestank ihres verbrannten Körpers … »Kommt drauf an, wer diesen verdammten Sicherheitsriegel genehmigt hat und unter welchen Umständen.«
    »Falls die Geschäftsleitung was damit zu tun hat, können die sich da raus winden?«
    Hunton lächelte trocken. »Die Frau ist tot, Mark. Falls Gartley und Stanner die Maschine tatsächlich auch nur im geringsten manipuliert haben, wandern sie ins Gefängnis. Egal wen sie im Stadtrat kennen.«
    »Glaubst du, sie haben was manipuliert?«
    Hunton dachte an die Blue-Ribbon-Wäscherei; schlecht beleuchtet, die Fußböden naß und rutschig, einige Maschinen unglaublich veraltet und quietschend. »Ich halte es für wahrscheinlich«, erwiderte er ruhig.
    Sie standen auf und gingen ins Haus. »Erzähl mir später, wie es ausgegangen ist, Johnny«, meinte Jackson noch. »Es interessiert mich.«
    Hunton irrte sich, was den Mangler betraf; die Sache war eindeutig ohne Fremdverschulden - ohne wenn und aber.
    Sechs staatliche Aufsichtsbeamte der technischen Überwachung untersuchten den Mangler Stück für Stück vor der gerichtlichen Untersuchung der Todesursache. Das Endergebnis ergab absolut nichts.
    Tod durch Unfall.
    Er war sprachlos. Nach der Untersuchung hängte er sich an Roger Martin, einen der Kontrolleure. Martin war ein großer, schlanker Mann und trug eine Brille, dick wie

Weitere Kostenlose Bücher