Nachtschicht
Brenngläser.
Während Huntons Fragen spielte er an einem Kugelschreiber herum.
»Nichts? Absolut nichts, was mit der Maschine zu tun hat?«
»Nichts«, erwiderte Martin. »Natürlich haben wir uns besonders auf den Sicherheitsriegel konzentriert. Er arbeitet ein -wandfrei. Sie haben doch die Zeugenaussage dieser Mrs. Gillian gehört. Mrs. Frawley muß ihre Hand zu weit reingescho -ben haben. Das hat aber niemand genau gesehen; sie waren alle mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt. Plötzlich fing sie an zu schreien. Ihre Hand war schon drin, und die Maschine erfaßte ihren Arm. Sie versuchten, sie rauszuziehen, anstatt das Ding abzustellen - reine Panik. Eine andere Frau, Mrs. Keene, sagte aus, sie hätte versucht, die Maschine auszustellen, aber in der Aufregung den Startknopf mit dem Ausknopf verwechselt.
Und dann war es auch schon zu spät.«
»Also hat der Sicherheitsriegel doch nicht funktioniert«, erwiderte Hunton kategorisch. »Es sei denn, sie hatte ihre Hand drüber und nicht drunter?«
»Das geht gar nicht Über dem Sicherheitsriegel ist eine Chrom-Mangan-Verkleidung. Und der Sicherheitsriegel selbst hat nicht versagt. Er ist mit der Maschine gleichgeschaltet.
Wenn er defekt ist, schaltet die Maschine automatisch ab.«
»Also, wie um Gottes willen ist es dann passiert?«
»Das wissen wir eben nicht. Meine Kollegen und ich sind der Auffassung, daß es nur eine Möglichkeit gegeben haben kann, wie der Schnellbügler Mrs. Frawley getötet hat; sie muß von oben reingefallen sein. Aber sie stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Ein Dutzend Zeugen können das bestätigen.«
»Sie beschreiben da einen unmöglichen Unfall«, meinte Hunton leicht gereizt.
»Nein. Nur eines verstehen wir nicht.« Er hielt inne, zögerte und sagte dann: »Ich werde Ihnen jetzt was erzählen, Hunton, da Sie sich diesen Fall offensichtlich sehr zu Herzen nehmen. Wenn Sie es aber irgend jemandem gegenüber erwähnen, werde ich alles ableugnen. Ich mag diese Maschine nicht. Sie schien sich … fast über uns lustig zu machen. Ich habe in den letzten fünf Jahren über ein Dutzend Schnellbügler regelmäßig überprüft. Einige sind in einem derart miserablen Zustand, daß ich dort noch nicht mal einen Hund frei herumlaufen lassen würde - das Gesetz ist bedauerlicherweise sehr lasch. Aber es gibt nun mal Maschinen für den ganzen Bügel-Kram. Doch diese hier … ist wie ein Gespenst. Ich weiß nicht warum, aber sie ist eins. Ich glaube, wenn ich nur irgendwas gefunden hätte, selbst die kleinste Kleinigkeit, hätte ich die sofortige Stillegung angeordnet. Verrückt, was?«
»Mir ging’s genauso«, antwortete Hunton.
»Lassen Sie mich Ihnen von einer Sache erzählen, die vor zwei Jahren in Milton passiert ist«, fuhr der Überwachungsbeamte fort. Er nahm seine Brille ab und polierte sie gemächlich an seiner Weste.
»Ein gewisser Fella hatte einen alten Kühlschrank in seinem Hof abgestellt. Die Frau, die uns anrief, berichtete, ihr Hund sei dort hineingeraten und erstickt. Wir informierten den zuständigen Polizeibeamten darüber, daß das Ding auf die städtische Müllkippe gebracht werden müsse. Schön für Fella, schade um den Hund. Er lud den Schrank in seinen Kleintransporter und schaffte ihn am nächsten Morgen auf die Müllkippe. An diesem Nachmittag meldete eine Frau aus der Nachbarschaft ihren Sohn als vermißt.«
»Guter Gott«, erwiderte Hunton, Böses ahnend.
»Der Kühlschrank war auf der Müllkippe, und das Kind lag drin, tot. Nach Aussage der Mutter ein cleveres Kerlchen. Sie sagte, er würde genauso wenig in einem leeren Kühlschrank spielen, wie er mit einem fremden Mann mitgehen würde.
Nun, er hatte drin gespielt. Wir schrieben die Sache ab. Fall abgeschlossen?«
»Ich vermute«, sagte Hunton.
»Nein. Am nächsten Tag wollte der Verwalter des Müllplat -zes die Kühlschranktüre abmontieren. Städtische Verordnung Nr. 58 über die Unterhaltung öffentlicher Müllabladeplätze.«
Martin blickte ihn ausdruckslos an. »Er fand sechs tote Vögel darin.. Möwen, Sperber, ein Rotkehlchen. Und er sagte, die Tür schloß sich um seinen Arm, während er die Tiere herauskehrte. Hat sich höllisch erschrocken. Der Mangler in der Blue -Ribbon -Wäscherei kommt mir ebenso komisch vor, wie diese Geschichte hier. Hunton, ich mag diesen Mangler nicht.«
Sie blickten sich wortlos an in dem leeren Untersuchungszimmer, etwa sechs Häuserblocks von dem Hadley-Watson-6-Gang-Bügel-und Faltautomaten entfernt,
Weitere Kostenlose Bücher