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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der in der geschäftigen Wäscherei dampfend Wäschestücke mangelte.
    Innerhalb einer Woche hatte er den Fall unter dem Streß alltäglicher Polizeiarbeit vergessen. Er wurde erst wieder daran erinnert, als er mit seiner Frau abends zu Mark Jackson auf eine Partie Whist und Bier ging.
    Jackson begrüßte ihn: »Hast du dich schon mal gefragt ob es in der Maschine, von der du mir neulich erzähltest, vielleicht spukt, Johnny?«
    Hunton stutzte. »Was?«
    »Na, der Schnellbügler in der Blue-Ribbon-Wäscherei. Ich vermute, diesmal hast du das Geschrei nicht mitbekommen.«
    »Welches Geschrei?« fragte Hunton interessiert.
    Jackson reichte ihm die Abendzeitung und zeigte auf einen Bericht auf Seite zwei unten. Eine Dampfleitung war über dem Schnellbügler abgerissen, aufgeplatzt und hatte drei von sechs Frauen verbrüht, die am vorderen Teil der Maschine gearbeitet hatten, dort, wo die Wäsche eingegeben wird. Der Unfall passierte um 15.45 Uhr und wird auf einen Anstieg des Dampfdrucks durch den Kessel der Wäscherei zurückgeführt. Eine der Frauen, Mrs. Annette Gillian, wurde mit Verbrennungen zweiten Grades in das City-Receiving-Hospital eingeliefert.
    »Komischer Zufall«, knurrte Hunton kurz angebunden, doch plötzlich fielen ihm Martins Worte in dem leeren Untersuchungszimmer wieder ein: Es ist ein Gespenst … Und die Geschichte über den Hund und den Jungen und die Vögel in dem ausrangierten Kühlschrank.
    In dieser Nacht spielte er sehr schlecht Karten.
    Mrs. Gillian saß aufgestützt im Bett und las in einer Illustrierten, als Hunton in das Vier-Bett-Krankenzimmer trat. Ein großer Verband bedeckte ihren Arm und die seitliche Halspartie.
    Die andere Zimmergenossin, eine junge Frau mit bleichem Gesicht, schlief.
    Mrs. Gillian schaute auf die blaue Uniform und lächelte zögernd. »Wenn Sie zu Mrs. Cherinikov möchten, müssen Sie später noch mal wiederkommen. Sie hat gerade Medikamente bekommen.«
    »Nein, ich komme zu Ihnen, Mrs. Gillian.« Ihr Lächeln schwand ein wenig. »Ich bin inoffiziell hier - das heißt, ich bin neugierig wegen des Unfalls in der Wäscherei. John Hunton.«
    Er streckte ihr seine Hand entgegen. Das war genau das Richtige. Mrs. Gillian strahlte übers ganze Gesicht und erwiderte den Gruß unbeholfen mit ihrer gesunden Hand.
    »Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, fragen Sie ruhig. Guter Gott, ich dachte schon, mein Andy hätte wieder Schwierigkeiten in der Schule.«
    »Was ist passiert?«
    »Nun, wir ließen Tücher durchlaufen, und der Bügler explodierte irgendwie - oder es schien jedenfalls so. Ich war mit meinen Gedanken schon auf dem Nachhauseweg und bei meinen Hunden, die ich noch ausführen wollte, als es plötzlich donnerte und knallte wie bei einer Bombe. Vor lauter Dampf konnte man kaum sehen, und dann dieses Zischen … schrecklich.« Ihr Lächeln zitterte bei dem bloßen Gedanken daran. »Es war so, als ob der Mangler geatmet hätte. Wie ein Drachen. Und Alberta - das ist Alberta Keene - schrie, daß irgendwas explodierte, alle liefen schreiend durcheinander, und plötzlich fing Ginny Jason an zu kreischen, sie hätte sich verbrannt. Ich lief weg, fiel aber hin. Bis dahin wußte ich noch gar nicht, daß es mich am schlimmsten erwischt hatte. Gott sei Dank ist es nicht noch schlimmer. Dieser glühende Dampf ist 300 Grad heiß.«
    »In der Zeitung stand, eine Dampfleitung sei runtergekommen. Was bedeutet das?«
    »Die Oberleitung mündet in diesen elastischen Schlauch, der die Maschine versorgt. George - Mr. Stanner - meinte, es müsse einen Hitzestau im Kessel gegeben haben. Die Leitung war richtig aufgeplatzt.«
    Hunton fielen keine Fragen mehr ein. Er wollte gerade gehen, als sie nachdenklich sagte:
    »Eigentlich hatten wir nie Ärger mit dieser Maschine. Erst kürzlich fing das Theater an. Die Dampfleitung platzte. Dann dieser schreckliche Unfall mit Mrs. Frawley. Und kleinere Sachen. Wie an dem Tag, als sich Essies Kleid im Kettenantrieb verhedderte. Das hätte gefährlich werden können, hätte sie es nicht herausgerissen. Schrauben und anderes Zeug fielen heraus. Oh, Herb Diment - er ist der Handwerker der Wäscherei - hatte alle Hände voll zu tun. Tücher verfingen sich im Faltgerät. George sagt, das passiert nur, weil sie zuviel Bleichmittel beim Waschen verwenden; aber früher ist nie etwas vorgekommen. Jetzt hassen es die Mädchen, überhaupt an dem Mangler zu arbeiten. Essie behauptet sogar, es wären immer noch kleine Stücke von Adelle

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