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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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in ihrem Ton lag eine kalte Gier, die Jim frösteln ließ. »Gib sie mir.«
    Jim warf sie in. das Pentagramm. Wieder blitzte es auf.
    »Es ist gut.«
    »Wenn sie kommen«, gab Jim zurück.
    Er bekam keine Antwort. Die Stimme war verschwunden - falls es sie überhaupt gegeben hatte. Er beugte sich näher zum Pentagramm vor. Das Photo lag immer noch da, aber es war schwarz und rissig. Das Schweißband war weg.
    Draußen auf der Straße war ein Geräusch zu hören, zuerst nur schwach, dann zunehmend lauter. Ein frisierter Wagen mit speziellen Schalldämpfern, der zunächst in die Davis Street einbog und dann näherkam. Jim setzte sich und horchte, ob er vorbeifahren oder einbiegen würde. Er bog ein.
    Das Echo von Schritten auf der Treppe.
    Robert Lawsons hohes Kichern, dann eine Stimme:
    »Schschsch!« und wieder Lawsons Kichern. Die Schritte kamen näher, verloren ihr Echo, und dann wurde die Glastür am Ende der Treppe aufgeschlagen.
    »Juuu-huuu, Normie!« rief David Garcia schrill.
    »Bist du da, Nonnie?« flüsterte Lawson und kicherte. »Hey, bisse da oder nich?«
    Vinnie sagte nichts, aber Jim konnte ihre drei Schatten sehen, als sie den Korridor entlangkamen. Vinnie war der größte, und in einer Hand hielt er einen langen Gegenstand. Es klickte leise, und der lange Gegenstand wurde noch länger.
    Sie standen jetzt vor der Tür, Vinnie in der Mitte. Alle drei hatten sie Messer in den Händen.
    »Wir kommen, Mann«, sagte Vinnie leise. »Wir kommen, um dich ein für alle Male fertigzumachen.«
    Jim schaltete den Plattenspieler ein.
    »Hey« rief Garcia und zuckte zurück. »Was ist das?«
    Der Güterzug kam näher. Man konnte fast spüren, wie die Wände zu zittern begannen.
    Das Geräusch schien plötzlich nicht mehr aus den Laut-sprechern zu kommen, sondern von irgendwo den Korridor hinunter, von Gleisen irgendwo weit entfernt in Zeit und Raum.
    »Die Sache gefällt mir nicht«, stellte Lawson fest.
    »Zu spät«, entgegnete Vinnie. Er trat vor und fuchtelte mit dem Messer herum. »Gib uns dein Geld, Papi.«
    …laß mich in Ruhe …
    Garcia wich zurück. »Was zum Teufel -«
    Aber Vinnie zögerte keine Sekunde. Er bedeutete den anderen, sich zu verteilen, und was Jim in seinem Blick las, hätte Erleichterung sein können.
    »Komm schon, Kleiner, wieviel hast du dabei?« fragte Garcia plötzlich.
    »Vier Cent«, antwortete Jim wahrheitsgemäß. Er hatte sie aus dem Pennyglas im Schlafzimmer herausgesucht. Der jüngste stammte von 1956.
    »Du verdammter Lügner.«
    … laßt ihn in Ruhe …
    Lawson sah über seine Schulter, und seine Augen weiteten sich. Die Wände waren verschwommen, wie nicht vorhanden. Der Güterzug heulte. Das Licht der Straßenlampe auf dem Parkplatz hatte einen rötlichen Ton angenommen, wie das Neonschild der Burrets Building Company, das gegen den abendlichen Himmel flackerte.
    Etwas kam aus dem Pentagramm heraus, etwas mit dem Gesicht eines kleinen Jungen von vielleicht zwölf Jahren. Ein Junge mit kurzgeschnittenen Haaren.
    Garcia schoß vor und schlug Jim auf den Mund. Er konnte Knoblauch und Pepperoni in Garcias Atem riechen. Alles lief ganz langsam und schmerzlos ab.
    Jim fühlte plötzlich eine bleierne Schwere in seinen Leisten, und seine Blase löste sich. Als er an sich herunterblickte, sah er, wie ein dunkler Fleck auf seiner Hose erschien, der sich rasch ausbreitete.
    »Hey, guck mal, Vinnie, er hat sich in die Hose gemacht!« rief Lawson. Der Ton stimmte, doch auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck von Entsetzen - der entsetzte Ausdruck einer Puppe, die zum Leben erwacht ist, nur um feststellen zu müssen, daß sie an Fäden hängt.
    »Laßt ihn in Ruhe«, sagte das Etwas mit Waynes Gesicht, aber es war nicht Waynes Stimme - es war die kalte, gierige Stimme jenes Wesens aus dem Pentagramm. »Lauf, Jimmy!
    Lauf! Lauf weg! Lauf weg!«
    Jim ließ sich auf die Knie fallen, und eine Hand rutschte über seinen Rücken und versuchte, ihn festzuhalten, aber es gelang ihr nicht.
    Als er aufblickte, sah er, wie Vinnie, das Gesicht zu einem Zerrbild des Hasses verzogen, sein Messer direkt unterhalb des Brustbeins in das Wayne-Etwas stieß … und dann ein Schrei, sein Gesicht fiel zusammen, wurde rissig, schwarz und schrecklich.
    Dann war er verschwunden.
    Garcia und Lawson erwischte es einen Augenblick später, und verzerrt und entstellt verschwanden auch sie.
    Jim lag keuchend auf dem Boden, während das Dröhnen des Güterzugs verebbte.
    Sein Bruder sah auf ihn hinunter.
    »Wayne?«

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