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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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    »Halten Sie den Mund!«
    Er war aufgesprungen. Der Tisch fiel zur Seite.
    »Es wird nicht leicht werden«, sagte Jim. »Ich werde es euch nicht einfach machen.«
    »Wir werden dich umbringen - Papi. Dann kannst du dir das Loch mit eigenen Augen ansehen“
    »Raus hier.«
    »Vielleicht auch deine entzückende kleine Frau.«
    »Wage es, sie anzufassen, du gottverdammter Mistkerl -« Bei der Erwähnung von Sally wollte er blind vor Wut und Angst auf Vinnie los.
    Vinnie grinste und ging hinüber zur Tür. »Ganz ruhig. Nur nicht die Nerven verlieren.« Er kicherte.
    »Wenn meiner Frau etwas passiert, bringe ich dich um.«
    Vinnies Grinsen wurde breiter. »Mich umbringen? Mann, ich dachte, Sie wüßten, daß ich schon lange tot bin.«
    Er ging hinaus. Seine Schritte hallten noch lange von den Wänden des Korridors wider.
    »Was liest du da, Schatz?«
    Jim hielt das Buch, Wie man Geister beschwört, so hoch, daß sie den Titel lesen konnte.
    »Wie interessant.« Sie wandte sich wieder dem Spiegel zu, um ihre Frisur zu überprüfen.
    »Nimmst du zurück ein Taxi?«
    »Es sind doch nur vier Blocks. Außerdem ist es gut für meine Figur, wenn ich mal zu Fuß gehe.«
    »Letztens hat jemand eine meiner Schülerinnen in der Summer Street überfallen«, log er. »Sie glaubt, daß er sie vergewaltigen wollte.«
    »Ja? Wer?«
    »Dianne Snow«, erfand er aufs Geratewohl einen Namen.
    »Sie ist ein sehr vernünftiges Mädchen. Nimm dir ein Taxi, ja?«
    »Also gut.« Sie blieb vor seinem Sessel stehen, ging in die Knie, nahm sein Gesicht in die Hände und sah ihm in die Augen. »Was ist los, Jim?«
    »Nichts.« 
    »Doch. Ich fühle es.«
    »Nichts, womit ich nicht fertig würde.«
    »Hat es … hat es mit deinem Bruder zu tun?«
    Ein Hauch von Entsetzen durchfuhr ihn, als ob in seinem Innern eine Tür geöffnet worden wäre. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Du hast letzte Nacht im Schlaf seinen Namen gestöhnt.  Wayne, Wayne, hast du gesagt. Lauf weg, Wayne.«
    »Es ist nichts.«
    Doch sie wußten beide, daß es nicht stimmte. Jim blickte ihr nach, als sie hinausging.
    Um Viertel nach acht rief Mr. Nell an. »Wegen dieser Jungen brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen«, erklärte er.
    »Sie sind alle tot.«
    »So?« Jim hielt den Zeigefinger auf die Stelle in Wie man Geister beschwört, an der er gerade war, und hörte gespannt zu.
    »Ein Autounfall. Sechs Monate nachdem Ihr Bruder ermordet wurde. Sie wurden von einem Polizisten verfolgt. Der Polizist hieß übrigens Frank Simon. Er arbeitet heute bei einer Geldtransportfirma. Verdient da wahrscheinlich einen hübschen Batzen mehr.«
    »Sie hatten also einen Unfall.«
    »Der Wagen kam mit über hundert Meilen Tempo von der Fahrbahn ab und stieß mit einem Starkstrommast zusammen. Als man den Strom endlich abgestellt und sie aus dem Auto gekratzt hatte, waren sie halb gar gegrillt.«
    Jim schloß die Augen. »Haben Sie den Bericht über den Unfall gelesen?«
    »Sicher.«
    »Stand da irgend etwas über den Wagen drin?«
    »Er war frisiert.«
    »Gibt es eine Beschreibung?«
    »Eine schwarze Ford-Limousine, Baujahr 1954. Auf einer Seite stand ›Klapperschlange‹ Paßt alles-. Die Burschen können keinen Ärger mehr machen.«
    »Sie hatten noch einen Komplizen, Mr. Nell. Ich weiß nicht, wie er heißt, aber sein Spitzname war Bleicher.«
    »Das muß Charlie Spender sein«, antwortete Mr. Nell ohne zu überlegen.
    »Er hat sich mal die Haare gebleicht. Ich erinnere mich noch genau daran. Der Erfolg waren weiße Strähnen, und er hat dann versucht, es wieder dunkel zu färben. Die weißen Strähnen wurden orange.«
    »Wissen Sie, was er jetzt macht?«
    »Er ist Berufssoldat geworden. Meldete sich acht- oder neunundfünfzig zur Armee, nachdem ein Mädchen aus der Gegend ein Kind von ihm erwartete.«
    »Wie könnte ich ihn erreichen?«
    »Seine Mutter lebt in Stratford. Sie kann Ihnen sagen, wo Sie ihn finden können.«
    »Können Sie mir ihre Adresse geben?«
    »Nicht, bevor Sie mir nicht verraten haben, worum es geht.«
    »Das kann ich nicht, Mr. Nell. Sie würden mich für verrückt halten.«
    »Lassen wir es auf einen Versuch ankommen.«
    »Ich kann wirklich nicht.«
    »Also schön, mein Sohn.«
    »Würden Sie-« Doch die Leitung war schon tot.
    »Verdammt!« fluchte Jim und legte den Hörer auf die Gabel.
    Im selben Augenblick klingelte der Apparat unter seiner Hand, und er zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Schwer atmend starrte er auf das Telefon. Es

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