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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Seil aus einem T-Shirt geknotet?«
    »Ja. Aus dem von meinem Begleiter. Ich habe mehr von seinem tätowierten Körper zu sehen bekommen, als mir lieb war. Dann habe ich die Taschenlampe an einen Ast gebunden, damit sie herabhing und im Wind baumelte.«
    »Aber wie haben Sie uns gefunden?«
    »Mit meinem BlackBerry.«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte wehmütig. Er hat Satellitennavigation und ich einen selbst gebastelten Spielzeugkompass
… obwohl das eine so gut wie das andere funktioniert, dachte Brynn. »Das Sheriff’s Department hat nicht genug Geld für diese Dinger.«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass Sie sich zum Joliet Trail und dann nach Norden durchschlagen würden, um entweder zur Interstate oder nach Point of Rocks zu gelangen.«
    »Ich hatte mich für die Interstate entschieden. Die Kletterei wäre zwar schwierig geworden, aber es ist der kürzere Weg, und es würden bei unserem Eintreffen schon jede Menge Lastwagen auf der Straße sein.«
    »Wie kommt es, dass Sie sich nicht verirrt haben?«
    »Ich habe einen guten Orientierungssinn.« Sie betrachtete ihn fragend. »Warum machen Sie das, Hart?«, fragte sie. »Es ist aussichtslos.«
    »Ach, Brynn, wir sind doch beide viel zu schlau für solche simplen Verhandlungstricks.«
    Sie fuhr unbeirrt fort. »Weniger als zwei Prozent der Täter kommen mit einem Mord davon - und das sind meistens Drogenmorde, bei denen das Opfer allen egal ist oder es so viele Verdächtige gibt, dass Ermittlungen sich von vornherein nicht lohnen. Doch die Sache heute Abend … man wird nicht aufhören, bis man Sie erwischt hat … Sie sind doch nicht dumm, Hart.«
    Er schien abermals gekränkt zu sein. »Das war gönnerhaft … Und was Sie versuchen, ist billig. Ich habe Sie respektvoll behandelt.«
    Das stimmte. Sie hätte sich am liebsten entschuldigt.
    Er streckte sich und massierte sich den lädierten Arm. Das Einschussloch befand sich am Rand des Ärmels. Die Kugel hatte anscheinend weder den Knochen noch wichtige Gefäße verletzt. »Eine ganz schön verrückte Tätigkeit, die wir da ausüben, meinen Sie nicht auch, Brynn?«, sagte er nachdenklich.
    »In dieser Hinsicht haben wir nichts gemeinsam.« Sie schnaubte verächtlich.

    »Aber sicher haben wir das … Nehmen Sie nur heute Abend: Wir sind hergekommen, weil wir entsprechende Aufträge angenommen hatten. Und auch jetzt haben wir dieselben Ziele. Wir wollen einander aufhalten und lebend aus diesem gottverdammten Wald entkommen. Wer jeweils unseren Gehaltsscheck unterschreibt, ist Nebensache. Es spielt keine große Rolle, warum wir hier sind. Wichtig ist, dass wir hier sind.«
    Sie musste lachen.
    Doch er fuhr fort, als hätte sie ihm zugestimmt. Und sah ihr dabei in die Augen. »Aber glauben Sie denn nicht auch, dass es das alles wert ist?«, fragte er erregt. »Sogar nach allem, was heute Abend schiefgegangen ist, nach all dem Mist bin ich immer noch davon überzeugt. Ich würde das Dasein, das ich führe, um nichts in der Welt eintauschen wollen. Sehen Sie sich doch all die gewöhnlichen Leute an - diese wandelnden Toten. In denen steckt kein Funken Leben mehr, Brynn. Sie sitzen herum und regen sich über irgendwas auf, das sie im Fernsehen gesehen haben und das überhaupt keine Auswirkungen auf sie persönlich hat. Sie gehen zur Arbeit, kommen nach Hause, reden belangloses Zeug, von dem sie keine Ahnung haben oder das sie nicht interessiert … Mein Gott, empfinden diese Leute die Langeweile denn nicht als unerträglich? Mir würde es so ergehen. Ich brauche mehr, Brynn. Sie nicht auch?« Er knetete sich mit der unverletzten Hand den Nacken. »Sagen Sie mir, wo sie ist. Bitte. Sonst wird es schlimm.«
    »Ich sage es Ihnen, und Sie lassen mich dafür am Leben?«
    Eine Pause. Dann: »Nein, das wird wohl kaum gehen. Aber ich habe Ihre Telefonnummer. Ich weiß, Sie haben einen Mann und wahrscheinlich auch Kinder. Falls Sie es mir verraten, wird Ihrer Familie nichts geschehen.«
    »Wie heißen Sie mit vollem Namen?«
    Er schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn.
    »Also gut, Hart, ob das nun Ihr Vor- oder Nachname ist, hören Sie zu: Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht zu schweigen
…« Sie zählte ihm vorschriftsgemäß seine Rechte auf, von Anfang bis Ende. Dabei benutzte sie nie eines dieser in Folie eingeschweißten Kärtchen, die von den Kautionsstellern verteilt wurden. Sie hatte sich den Wortlaut schon vor Jahren eingeprägt.
    »Sie nehmen mich fest?«
    »Haben Sie Ihre Rechte verstanden?«
    »Ich

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