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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nur Einbildung. Es musste am Wind liegen, der gleichmäßig wehte, Blätter aufwirbelte und in den Ästen rauschte.
    Doch dann hörte sie es erneut. Ja, zweifellos. Jemand flüsterte: »Brynn.«
    Ihr Kiefer bebte vor Schreck. Hart!
    Das war unheimlich. Als hätte er einen sechsten Sinn, mit dem er ihre Nähe spüren konnte.
    Wieder ein Flüstern, aber diesmal undeutlich und von den Geräuschen des Waldes kaschiert.

    In all ihrer Erschöpfung und Qual hatte Brynn beinahe den Eindruck, dass die Stimme wie die von Graham klang. Doch das war natürlich unmöglich. Ihr Mann lag in seinem Bett und schlief.
    Oder in einem anderen Bett und schlief.
    »Brynn …«
    Sie hob den Finger an die Lippen. Michelle nickte und griff unter der Jacke nach dem Messer.
    Die Schritte waren wieder zu hören, diesmal anscheinend aus unmittelbarer Nähe, und sie hielten genau auf den Baumstamm zu, hinter dem die drei verborgen lagen.
    Manchmal muss man kämpfen, und manchmal muss man weglaufen …
    Manchmal muss man sich auch verstecken.
    Als sie an die Männer mit ihren lauten, lauten Waffen dachte, fiel ihr auch etwas anderes wieder ein: ihr erster Ehemann, wie er mit vor Entsetzen und Schmerz weit aufgerissenen Augen durch den Einschlag des aus kurzer Entfernung abgefeuerten Projektils zurücktaumelte, während Brynns Dienstwaffe klappernd auf dem Küchenboden landete.
    War hier irgendeine ausgleichende Gerechtigkeit am Werk, eine Art göttliche oder spirituelle Vergeltung?
    Würde sie nun ein ähnliches Schicksal wie Keith erleiden?
    Die Schritte kamen näher.
    Brynn verteilte lautlos weitere Blätter über sich und den beiden anderen. Dann schloss sie die Augen und musste daran denken, dass Joey früher geglaubt hatte, man würde dadurch verschwinden.

66
    »Brynn«, rief Graham erneut mit verhaltener Stimme, so laut er es gerade noch wagte.
    Er lauschte. Nichts.
    Das Schreien hatte vor Kurzem aufgehört. Und sie hatten niemanden gesehen. Doch wenig später war Graham der festen Überzeugung, er habe irgendwo in der Nähe die flüsternde Stimme einer Frau und ein Rascheln gehört. Er konnte die genaue Richtung jedoch nicht bezeichnen, und so riskierte er es, Brynns Namen zu rufen.
    Es gab keine Antwort, aber er hörte mehr Rascheln, und sie gingen auf das Geräusch zu. Munce hielt die Schrotflinte bereit.
    »Brynn?«
    Vor ihnen lag eine große umgestürzte Eiche. Die Männer sahen sich nach allen Richtungen um. Graham runzelte die Stirn und wies auf sein Ohr. Munce schüttelte den Kopf.
    Doch dann hielt der Deputy inne und zeigte auf eine Lichtung mit Felsen und Sträuchern. Graham sah in etwa hundert Metern Entfernung eine Gestalt von rechts nach links vorbeihuschen. Sie trug ein Gewehr oder eine Schrotflinte bei sich.
    Die Killer. Sie waren tatsächlich hier!
    Graham deutete auf das Funkgerät, das der Deputy ausgeschaltet hatte. Doch Munce schüttelte den Kopf und wies nun selbst auf sein Ohr, was vermutlich bedeuten sollte, dass das Knistern und Rauschen des Funkgeräts ihre Position verraten würde.
    Munce bog hastig auf einen Pfad ein, den Graham bis dahin gar nicht bemerkt hatte. Er begriff, dass der Deputy den Bewaffneten seitlich umgehen wollte.

    Was, zum Teufel, mache ich hier?, dachte Graham.
    Und schloss sich gleich darauf dem wahnsinnigen Vorhaben seines Partners an.

67
    Die Schritte entfernten sich von der Eiche.
    Brynn wagte es endlich, ihren Kopf zu heben, aber nur ganz vorsichtig, damit die Blätter kein Geräusch machten.
    Doch als sie über den Baumstamm spähte, sah sie lediglich einen Schemen, der in das frühmorgendliche Dämmerlicht eintauchte.
    Die Männer hatten sich ihrem Versteck bis auf wenige Schritte genähert. Hätte Amy auch nur einen einzigen Laut von sich gegeben, wären sie nun alle drei tot. Brynns Hände zitterten.
    Die Männer verschwanden hinter einer Wand aus Bäumen.
    »Los«, flüsterte sie. »Sie entfernen sich von uns. Wie es aussieht, steigen sie den Hügel wieder hinunter. Wir müssen uns beeilen. Es ist nicht mehr weit bis zur Straße.«
    Sie standen auf, schüttelten die Blätter ab und machten sich auf den Weg.
    »Das war knapp«, sagte Michelle. »Warum sind die beiden plötzlich abgehauen?«
    »Vielleicht haben sie etwas gehört. Ein Reh oder sonst irgendwas.« Brynn fragte sich, ob ihr Schutzengel, der Wolf, die Männer abgelenkt hatte. Sie sah zu Amy. »Ich bin stolz auf dich, Kleines. Du bist ganz leise geblieben.«
    Amy drückte Chester an sich und sagte nichts. Sie sah störrisch

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