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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Keine Warnung, kein Befehl, keine Aufforderung, sich zu ergeben.
    Er war einfach vorgetreten und hatte den Abzug gedrückt.
    Eric Munce lag auf dem Bauch. Sein unterer Rücken war zerfetzt und schwarz vor Blut. Seine Füße zuckten ein wenig, ein Arm bewegte sich. Eine Hand ballte sich zur Faust und öffnete sich wieder.
    »Hart, ich hab ihn erwischt«, flüsterte der Schütze.
    Ein anderer Mann kam hinter dem Gebüsch hervor. Er atmete schwer und hielt eine Pistole in der Hand. Nachdem er den halb bewusstlosen Deputy kurz gemustert hatte, drehte er ihn auf den Rücken. Graham begriff, dass dieser zweite Kerl - der
offenbar Hart hieß - absichtlich Lärm gemacht hatte, um Munce abzulenken.
    Fassungslos drängte Graham sich so tief wie möglich in die Basaltnische. Er war nur sieben Meter von den Männern entfernt, getarnt durch einige Schösslinge und ein Dutzend brauner Farne aus dem Vorjahr. Er spähte zwischen den Pflanzen hinaus.
    »Scheiße, Hart, das ist ja schon wieder ein Cop.« Er sah sich um. »Da müssen noch mehr sein.«
    »Siehst du noch jemanden?«
    »Nein, aber wir können ihn fragen. Ich habe tief gezielt. Ich hätte ihn auch töten können. Aber ich habe absichtlich tief gezielt, damit er am Leben bleibt.«
    »Das war gut mitgedacht, Comp.«
    Hart kniete sich neben Munce. »Wo sind die anderen?«
    Graham presste sich fest an den Felsen, als könnte er darin eintauchen. Seine Hände zitterten, und er konnte kaum seine Atmung kontrollieren. Ihm war so, als müsse er sich gleich übergeben.
    »Wo sind die anderen? … Was?« Er senkte den Kopf. »Ich kann dich nicht hören. Rede lauter, und sobald du mir alles erzählt hast, holen wir dir Hilfe.«
    »Was hat er gesagt, Hart?«
    »Er hat gesagt, da sei niemand sonst. Er sei allein hergekommen, um nach ein paar Frauen zu suchen, die vor zwei Einbrechern geflohen seien.«
    »Sagt er die Wahrheit?«
    »Keine Ahnung. Warte … er sagt noch etwas.« Hart lauschte und stand auf. »Nichts weiter. Wir sollen uns ins Knie ficken«, sagte er teilnahmslos.
    Der Kerl namens Comp sah Munce an. »Tja, wenn hier einer gefickt wurde, dann doch wohl du, Kumpel.«
    Hart stutzte. Er kniete sich noch einmal kurz hin und stand wieder auf. »Der ist hinüber.«

    Graham starrte den reglosen Körper des Deputy an. Er wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen.
    Dann sah er in drei Metern Entfernung Munces Schrotflinte liegen, wo sie im hohen Bogen hingeflogen war. Sie war halb von Blättern bedeckt.
    Bitte, schaut nicht in diese Richtung, dachte Graham. Lasst sie liegen. Ich will diese Waffe. Ich will sie so sehr wie nichts anderes auf der Welt. Er erkannte, wie leicht es ihm fallen würde, die Männer zu töten. Er wollte die beiden hinterrücks abknallen. Ihnen die gleiche Chance geben, die sie dem Deputy eingeräumt hatten.
    Bitte …
    Während der Mann, der Munce ermordet hatte, Wache hielt, durchsuchte Hart den Toten und nahm ihm das Funkgerät ab. Er schaltete es ein und lauschte dem verrauschten Funkverkehr.
    »Es gibt mehrere Suchtrupps«, sagte Hart zu Comp, »aber die sind alle drüben an der Sechs-Zweiundachtzig und am Lake Mondac … Vielleicht hat dieser Junge ja die Wahrheit gesagt. Er muss einfach auf Verdacht hergekommen sein.« Hart richtete eine Taschenlampe auf die Brust des Toten und las das Namensschild ab. Dann sprach er in das Funkgerät. »Hier ist Eric. Kommen.«
    Er erhielt eine blecherne Antwort, die Graham nicht verstehen konnte.
    »Der Empfang ist schlecht. Kommen.«
    Wieder Rauschen.
    »Sehr schlecht. Hier drüben gibt es keine Anzeichen für irgendetwas Ungewöhnliches. Habt ihr verstanden? Kommen.«
    »Bitte wiederholen, Eric. Wo bist du?«, fragte eine Stimme.
    »Ich wiederhole, schlechter Empfang. Hier ist niemand. Kommen.«
    »Wo bist du?«

    Hart zuckte die Achseln. »Im Norden. Nichts Ungewöhnliches. Was macht die Suche am See?«
    »Bislang ohne Ergebnis, aber wir suchen weiter. Die Taucher haben keine Leichen gefunden.«
    »Das ist gut. Ich melde mich, falls sich hier noch etwas ergibt. Ende.«
    »Ende.«
    Graham starrte die Schrotflinte an, als könnte er sie dadurch zwingen, unsichtbar zu werden.
    »Aber wieso ist niemand außer ihm hier?«, grübelte Hart. »Das kapiere ich nicht.«
    »Die sind eben nicht so schlau wie du, Hart. Das ist der Grund.«
    »Wir sollten uns beeilen. Nimm seine Glock und die Reservemagazine.«
    Graham drückte sich wieder an den Fels.
    Lasst die Schrotflinte liegen. Bitte, lasst die Schrotflinte

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