Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind
heißt …?, grübelte Mankewitz.
»Es gibt Neuigkeiten.«
»Legen Sie los.«
»Zunächst mal habe ich den Sheriff da oben angerufen, Tom Dahl. Ich habe mich als Freund der Feldmans gemeldet - als trauernder Freund Ari Paskell. Und ich habe Druck gemacht: Wie kommt es, dass Sie die Mörder noch nicht gefunden haben? Et cetera.«
»Okay.«
»Ich bin sicher, er hat mir meine Identität geglaubt.«
»Und was hat er über den Fall erzählt?«
Jasons sah ihn ungläubig an. »Tja, nichts. Aber das war mir von vornherein klar. Ich wollte bloß dafür sorgen, dass er wegen meines Auftauchens in jener Nacht nicht noch nachträglich Verdacht schöpfte. Was den Fall angeht, habe ich andere Quellen.«
Mankewitz nickte. Er traute dem Urteilsvermögen des Mannes. »Und was macht unsere Freundin?«
Damit war Deputy Kristen Brynn McKenzie gemeint. Gleich nach den Ereignissen des 17. und 18. April hatte Jasons sich darüber informiert, wer im Mordfall Feldman ermittelte. Da gab es zum einen Brindle, dieses Arschloch von einem FBI-Agenten, und außerdem einige Cops aus Milwaukee, aber nur diese Kleinstadtfrau betrieb die Sache wirklich mit Nachdruck.
»Die lässt sich nicht aufhalten. Sie hat sich wie eine Bulldogge in den Fall verbissen. Und sie ist besser als das FBI und das Milwaukee Police Department zusammen.«
»Das bezweifle ich.«
»Nun, sie arbeitet härter als alle anderen. Seit den Morden ist sie viermal in Milwaukee gewesen, um Hinweisen nachzugehen.«
»Fällt das überhaupt in ihre Zuständigkeit?«
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand deswegen Einwände erheben wird. Nach all dem Mist, der in Kennesha County passiert ist. Und der toten Anwältin.«
»Wieso haben die es überhaupt auf mich abgesehen?«
Der schmächtige James Jasons erwiderte nichts darauf. Ist auch gar nicht nötig, dachte der Gewerkschaftsboss. Die Antwort ist sowieso klar: Weil ich der Meinung bin, dass hart arbeitende Immigranten ins Land gelassen werden sollten, um die Jobs all derjenigen zu übernehmen, die zu faul zum Arbeiten sind.
Ach, und weil ich das in aller Öffentlichkeit sage.
»Miss McKenzie wird demnach nicht aufhören, bis sie den Ereignissen auf den Grund gegangen ist.«
»Sie wird nicht aufhören«, echote Jasons.
»Will sie sich einen Namen machen?«
Jasons überlegte stirnrunzelnd. »Sie ist jedenfalls nicht darauf aus, eine Kerbe in ihre Pistole zu schnitzen, schneller befördert zu werden oder so.«
»Worum geht es ihr dann?«
»Bösewichte hinter Gitter zu bringen.«
Jasons erinnerte Mankewitz an die Aprilnacht im Wald - eine unbewaffnete Brynn McKenzie oben auf einer Klippe warf Felsen und Baumstämme auf ihre mit einer Schrotflinte und Automatikpistolen ausgestatteten Verfolger. Erst als Jasons mit der Bushmaster das Feuer eröffnet hatte, zog sie sich zurück.
Mankewitz wusste ohne jeden Zweifel, dass er Deputy McKenzie nicht mögen würde. Aber er musste sie respektieren.
»Was genau hat sie herausgefunden?«
»Das weiß ich nicht. Sie war im Hafengebiet unterwegs, im Arbeiterviertel, im Brauereiviertel, drüben in Madison, unten in Kenosha. Einmal ist sie sogar nach Minneapolis gefahren. Sie macht nicht halt.«
Die Bulldogge.
»Gibt es etwas, das ich benutzen kann? Irgendetwas?«
»Ja, eine Sache«, sagte Jasons aus dem Gedächtnis - er schien nie auf Notizen angewiesen zu sein.
»Raus damit.«
»Sie hat ein Geheimnis.«
»Kommen Sie zur Sache.«
»Okay. Vor sechs oder sieben Jahren war sie noch mit ihrem ersten Mann verheiratet. Er war Staatspolizist, mit Auszeichnungen, allseits beliebt. Und er war jähzornig. Hatte sie schon mehrfach geschlagen.«
»Was für ein Arschloch - eine Frau zu verprügeln …«
»Tja, dann wurde er angeschossen.«
»Angeschossen?«
»In seiner eigenen Küche. Es gab eine Untersuchung. Der Schuss hatte sich versehentlich gelöst. Ein bedauerlicher Unfall.«
»Okay. Worauf läuft das hinaus?«
»Es war beileibe kein Unfall, sondern Absicht. Die Sache wurde vertuscht. Andernfalls hätte sie bis nach Madison Wellen schlagen können.«
»War es die Art von Vertuschung, für die Leute ihren Job verlieren, falls sie ans Licht kommt?«
»Ihren Job und vermutlich auch ihre Freiheit.«
»Sind das bloß Gerüchte?«
Jasons öffnete seinen Aktenkoffer und nahm eine dünne Mappe heraus. »Mitnichten. Hier ist der Beweis.«
Für so einen schmächtigen Zwerg brachte der Kerl wirklich erstaunliche Resultate.
»Ich hoffe, es ist nützlich.«
Mankewitz klappte die
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