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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Brynn, wie die beiden Männer hinter ihr aus verschiedenen Richtungen
in die Auffahrt liefen und sofort die Verfolgung aufnahmen. Damit war eine Frage beantwortet: Sie hatte Hart doch verfehlt.
    Der hagere Kerl blieb stehen und feuerte die Schrotflinte ab. Sein Schuss ging fehl.
    »O gütiger Herr, beschütze uns«, flüsterte sie wie sonst jeden Abend beim Tischgebet, allerdings so inbrünstig wie noch nie.
    Brynn hatte schon mehrmals die Sonderfahrschulung der Staatspolizei absolviert und die dort gelernten Techniken häufig bei der Verfolgung von Temposündern oder flüchtigen Straftätern anwenden können. Hier jedoch ging es um das Gegenteil: Sie musste sich vor einem Angriff in Sicherheit bringen, was etwas war, womit sie nie im Leben gerechnet hätte. Dennoch kamen die vielen Übungsstunden ihr nun zugute: Ihre linke Hand umfasste das Lenkrad, die rechte mit der Pistole legte sich hinter den Beifahrersitz. Zwei lange Football-Felder … Kurz vor dem Ende der Auffahrt fragte sie sich, ob sie wenden und vorwärts weiterfahren oder einfach im Rückwärtsgang bleiben und mit dem Heck voran dem Lake View Drive bis zur Landstraße folgen sollte. Ein Wendemanöver konnte sich als verhängnisvoll erweisen, auch falls es nur fünf Sekunden erfordern würde.
    Die Männer rannten weiterhin auf sie zu.
    Ich fahre so weiter, beschloss Brynn. Hauptsache, ich kann erst mal auf Abstand gehen.
    Es war die richtige Entscheidung, sah sie. Die beiden Kerle waren näher als gedacht. Brynn hörte den Schuss nicht, aber plötzlich schlugen einige Schrotkugeln in die Windschutzscheibe ein und überzogen das Verbundglas mit einem Netz aus feinen Rissen. Der Honda bog auf die Privatstraße ein. Brynn beschleunigte so weit wie möglich, den Blick fest durch die schmutzige Heckscheibe gerichtet, und bemühte sich, nicht die Kontrolle zu verlieren. Das Fahrzeug schlingerte hin und her
und drohte entweder am rechten Fahrbahnrand gegen einen Felsen oder Baum zu prallen oder auf der gegenüberliegenden Seite die Böschung zum See hinunterzurutschen.
    Doch es gelang Brynn, den Wagen im Griff zu behalten.
    Sie ging ein wenig vom Gas, fuhr aber immer noch fast fünfzig. Das Getriebe protestierte lautstark. Brynn bezweifelte, dass es im Rückwärtsgang bis zur Landstraße durchhalten würde. Sie musste so bald wie möglich wenden. Der Lake View Drive war dafür zu schmal, aber sie konnte die Auffahrt von Nummer 2 benutzen. Bis dahin lagen noch etwa dreihundert Meter der gewundenen Strecke vor ihr, doch es blieb keine andere Wahl.
    Vom Nach-hinten-Starren tat ihr der Nacken weh. Brynn warf einen Blick auf den Getränkehalter. »Verdammt noch mal.« Der Mann, der nach dem Wagenschlüssel gesucht hatte, hatte außerdem ihr Mobiltelefon an sich genommen. Ihr wurde klar, dass ihr rechter Zeigefinger immer noch um den Abzug der Waffe lag. Glocks haben einen ziemlich geringen Abzugswiderstand. Brynn legte die Pistole auf den Sitz.
    Dann schaute sie kurz durch die Windschutzscheibe. Keine Spur von den zwei Typen. Sie wandte sich wieder um und steuerte den Wagen durch eine Linkskurve. Die Einfahrt zum Lake View Drive Nummer 2 war nun weniger als zweihundert Meter entfernt.
    Das Ziel kam immer näher. Brynn ging noch etwas vom Gas; das laute Heulen des Getriebes ließ nach.
    Mit Schwung einbiegen, dachte sie. Dann sofort in den Vorwärtsgang wechseln und …
    Die Fahrerseite des Wagens wurde auf voller Breite von einer Schrotladung erwischt. Beide Scheiben zerbarsten in hunderte kleiner Glaswürfel und regneten auf Brynn herab. Eine der Schrotkugeln drang durch ihre rechte Wange und schlug ihr einen Backenzahn aus, der zusammen mit einem Schwall Blut in ihren Schlund geriet und sie zum Würgen brachte. Ihr schossen
Tränen in die Augen, und sie konnte die Straße nicht mehr sehen.
    Brynn wischte sich über das Gesicht und schaffte es, den Zahn auszuhusten. Dabei spritzte reichlich Blut auf das Lenkrad und ließ es schlüpfrig werden. Sie rutschte ab und verfehlte eine Kurve. Der Wagen raste mit fast sechzig Kilometern pro Stunde über die Straßenkante und weiter den steilen felsigen Hügel hinunter zum See.
    Brynn wurde aus dem Sitz gerissen und konnte das Bremspedal nicht mehr erreichen. Der Honda rollte rücklings den Hang hinab. Schließlich flog er etwa zwei Meter nach unten und schlug mit dem Kofferraum auf eine Kalksteinplatte auf, sodass die Motorhaube steil nach oben wies. Brynns Pistole wurde ihr gegen das Ohr geschleudert.
    Der Wagen verharrte

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