Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
ausgezeichnet in den Kram passt, musst du mir nicht mit irgendwelchen glühenden Beteuerungen kommen. Liebe ist kein Synonym für Bequemlichkeit, merk dir das.«
»Okay, Ann.« Sein Ton war geschäftsmäßig kurz angebunden. »Ich dachte wirklich, du hättest mehr Vertrauen zu mir. Wie ich sehe, muss ich noch eine Menge an mir tun. Vielleicht glaubst du mir dann irgendwann, dass ich dich niemals belügen würde.«
Es ging ihr verflixt an die Nieren, dass er ärgerlich mit ihr war. Ann verstand sich selbst nicht mehr. Zeitlebens hatte sie sich vorgenommen, eine Heirat unter rein praktischen Erwägungen zu betrachten.Wenn sie erst mal in einer richtigen Familie lebte, käme das Glück irgendwann von selbst, hatte sie für sich argumentiert. Jetzt wies sie Jasha zurück, aber nicht, weil er sich in einen Wolf verwandelte oder wegen der Sache mit der Ikone, sondern weil er sie nicht wirklich liebte? Er reichte ihr den kleinen Finger, und sie griff nicht zu? Was wollte sie eigentlich? Die ganze Hand? Auf einem Silbertablett serviert?
Nein, sie wollte wissen, ob sie ihm mehr bedeutete als ihre Vorgängerinnen.
»Von klein auf musste ich um Zuneigung betteln, bei den Nonnen, bei den Eltern anderer Kinder, und das habe ich restlos satt. Okay, wenn es sein muss, werde ich euch die Ikone dalassen, aber nicht wegen der Prophezeiung deiner Mutter.« Sie heftete den Blick auf ihn. Quittierte seine Verärgerung und Fassungslosigkeit mit einem kühlen Schulterzucken. »Ich werde nicht deine Frau, du musst mich nicht heiraten, bloß um deine Familie zu schützen.«
»Okay, du willst mir einfach nicht glauben. Wer nicht hören
will, muss fühlen.« Er umklammerte ihre Handgelenke, riss sie an sich und küsste sie.
Seine Leidenschaft traf sie wie ein Wirbelsturm, eine Mischung aus Sex und Wut. Sie durfte ihm auf gar keinen Fall nachgeben, ermahnte sie sich, zumal er sich unmöglich benahm. Wenn das so einfach gewesen wäre! Sie versuchte, das ahnungsvolle Prickeln zu ignorieren, das durch ihren Schoß flutete, versuchte sich von ihm loszureißen. Und stellte fest, dass ihre Hände einen eigenen Willen entwickelten, seine Schultern umschlangen und ihn an ihren Körper zogen.
Als er den Kopf hob, hatte sie weiche Knie und klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn. Sie wäre ihm überallhin gefolgt, hätte alles für ihn getan -
»Jasha!«, rief Firebird von der Veranda her. »Ann!«
Jasha hob mit dem Zeigefinger Anns Kinn an, seine goldgesprenkelten Augen rot gerändert. »Erinnere dich an diesen Kuss, wenn du das nächste Mal beteuerst, dass dich meine Liebe kaltlässt.«
»Jasha!«, brüllte seine Schwester abermals. »Ann!«
Er warf einen Blick zu Firebird. »Wir sprechen uns noch«, meinte er zu Ann.
»Spar dir den Atem«, muffelte Ann, während sie ihm zum Haus folgte.
»Kommt ins Haus. Schnell! Beeilt euch!« Firebird verschwand im Innern.
Jasha blickte über seine Schulter zu Ann.
Die beiden hatten nur einen Gedanken.
Konstantine.
Gemeinsam stürmten sie durch den langen Flur.
Alle standen im Wohnzimmer, ihre Blicke auf Rurik geheftet.
Jashas Bruder telefonierte und schüttelte dabei immer wieder ungläubig den Kopf.
»Er hat eben einen Anruf von seinen Leuten in dem schottischen Ausgrabungsgebiet bekommen«, erklärte Firebird.
Ann begriff die Anspannung und Aufregung nicht, die ihr von der kompletten Familie Wilder entgegenschlug.
Kaum dass Rurik auflegte, fragte Jasha wie aus der Pistole geschossen: »Was war denn?«
Rurik musterte Jasha entrückt, als sähe er einen Geist vor sich. »Das Grab … mein Team hat bei den Grabungsarbeiten Gold entdeckt. Bislang ist es zwar nur abgeplatztes Blattgold von einem Sarkophag, aber sie vermuten, dass sie einem gigantischen Schatz auf der Spur sind.«
»Gratuliere!« Jasha schüttelte seinem Bruder kräftig die Hand.
»Ich hab Anweisung gegeben, dass sie bis zu meiner Rückkehr mit der Bergung des Sarges warten. Eins ist jedoch jetzt schon klar - wir haben das von mir gesuchte Grab lokalisiert, es handelt sich um die Grabstätte eines großen keltischen Eroberers.« Rurik senkte die Stimme. »Das Grab datiert tausend Jahre zurück.«
»Tausend Jahre.« Allmählich schwante es Ann. »Das ist definitiv kein Zufall.«
»Ganz bestimmt nicht.« In Ruriks braunen Augen spiegelte sich tiefe Genugtuung. »Dieser Typ kannte den ersten Konstantine Varinski.«
29
A limo holte Jasha und Ann vom Flughafen ab und fuhr sie durch die sommerliche Hitze zu dem französisch
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