Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
»Heute hat er erfahren, dass ich von irgendeinem Scheißtypen schwanger bin. Und du bist für ihn wie ein eigenes Kind. Er ist wütend auf Jasha und nimmt für dich Partei.«
Konstantine schlug Jasha auf die andere Wange, und der Knall echote durch das ganze Haus. »Wie kannst du es wagen, meinen Moralkodex mit Füßen zu treten? Hast du gar
keinen Respekt vor deinem Vater? Keinen Funken Ehrgefühl? Einem unschuldigen Mädchen Gewalt anzutun - ich fass es nicht!«
Ann riss sich von den beiden los und sprang zu Jasha. »Wie können Sie es wagen, ihn zu schlagen? Dazu haben Sie nicht das Recht!«
»Ann. Es ist schon okay.« Jasha hockte weiterhin neben seinem Vater, die Abdrücke von dessen Fingern leuchteten feuerrot auf seinen Wangen.
Konstantine blickte zu ihr hoch. »Sie sind meine Seelentochter. Ich würde mit jedem anderen Mann genauso verfahren, wenn er Sie zu irgendetwas genötigt hätte. Aber Jasha - schlimm, dass es mein Jasha sein muss, mein leiblicher Sohn. Ich hab das Recht, ihn zu disziplinieren. Ich hab ihn nämlich eine ganz andere Moralauffassung gelehrt.«
»Also, wissen Sie, er ist mein …« Was war er für sie? Ann hatte zwar keine Ahnung, wie sie es umschreiben sollte, trotzdem plapperte sie unbekümmert weiter. »Er ist … na ja, irgendwie ist er mein Schicksalsgefährte, und ich sag Ihnen eins: Lassen Sie die Finger von ihm.«
Der Patriarch der Familie maß sie mit schief gelegtem Kopf. »Ihr Schicksalsgefährte, sagen Sie? Woher wissen Sie das so genau?«
Sie zuckte mit den Achseln, ein hilfloses Rollen ihrer Schulterblätter. »Ich wusste es gleich beim ersten Mal, als ich ihn sah, dass er … der Eine ist.«
»Und deshalb verziehen Sie ihm?«
»Ich glaube … das ergab sich zwangsläufig.«
Konstantines Blick glitt von ihr zu Zorana, die ihre Hände vor der Brust verschränkt hielt. »Ich bin ehrlich gesagt froh darüber.« Und dann wieder zu Jasha. »Aber du machst mir Kummer. Was hast du dir dabei gedacht?«
»Nichts. Ich war ärgerlich. Ich begehrte sie. Und sie … lief
vor mir weg.« Jasha blickte zu Ann, und was sie in seinen Zügen las, ängstigte und faszinierte sie zugleich.
Er begehrte sie. Wenn sie wieder vor ihm weglief, würde er sie erneut verfolgen und jagen.
Konstantine fuhr mit unbewegter Miene fort. »Folglich bist du ihr wie ein Tier, ohne Hirn oder Herz, nachgestiegen und hast sie gegen ihren Willen überwältigt.«
»Nein!« Ann fasste Jashas Hand. »Ich … er … es war ganz anders. Ich wusste es vorher nicht, aber nachher … war ich …«
Abermals schweifte Konstantines Blick zu Zorana.
Ihre Blicke trafen sich.
Ann gewahrte ein dunkel feuriges Aufblitzen in seinem.
Zorana schlug verschämt die Augen nieder, ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen.
Irgendetwas hatten die beiden mental ausgetauscht. Eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten.
Jasha hielt Anns Hand umklammert und umschloss mit seiner anderen die seines Vaters. »Papa, ich verdiene es, von dir gezüchtigt zu werden, und ich bin dir dankbar, dass du für Ann Partei ergreifst. Aber mal ganz ehrlich, wenn ich wieder in der Situation wäre, würde ich genauso handeln wie das erste Mal … weil ich mit Ann zusammen sein will.«
»Verstehe.« Konstantine drohte Jasha mit erhobenem Zeigefinger. »Du bist aber kein Tier. Schreib dir das hinter die Ohren. Der Instinkt kann dein Freund sein - und dein Feind. Benutze deinen Verstand, mein Junge, und denk nicht mit dem kleinen Kopf .«
Alle lachten. Jasha umschloss ihre Taille und geleitete Ann aus der Küche.
Sie war erleichtert, dass er sie erlöste. Dass die Wilders sie mit Nettigkeiten und Zuneigung überschütteten, wurde ihr irgendwie zu viel.
Jasha lief zu der verwitterten Steinbank unter dem alten Ahornbaum und klopfte mit der flachen Hand auf den Platz neben sich.
Sie setzte sich und schaute in eine unbestimmte Ferne, ihre Schultern eingesunken, ihre Hände umklammerten den kühlen Steinrand.
»Soso, ich bin dein Schicksalsgefährte, was?«
»Schätze mal, ja.« Und sie hatte gedacht, ihr wäre wohler, wenn sie Konstantines Moralpredigt erst entkommen wären! Stattdessen zeigte sich eine flammende Röte auf ihren Wangen. »Dabei weiß ich nicht mal genau, was das ist.«
»Aber ich.«
Gleich würde er ihr brühwarm erklären, dass sie ihn liebte, was ja auch stimmte. Das brauchte er ihr bestimmt nicht auf die Nase zu binden, denn das wusste sie selbst. »Es ist nicht, was du denkst.«
»Doch. Ich weiß es.« Er umschloss
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