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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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erklärte: »Ann arbeitet eben effizienter als Sie.«
    Auf jeden Fall. Immerhin musste sie etwas beweisen.
    Sie musste sich profilieren - das hatte sie inzwischen kapiert, nachdem ihr vor einem halben Jahr ein Licht aufgegangen war. Da hatte sie es endlich gerafft: Jasha schien zwei elementare Tatsachen nicht zu erkennen.
    Dass sie eben kein graues Mäuschen war, sondern ein Mensch. Und zudem eine Frau. Mit Gefühlen und Sehnsüchten.
    Andererseits wusste sie alles über ihn, einschließlich der Tatsache, dass er voll auf gut aussehende, selbstbewusste Frauen abfuhr. Demnach musste sie schleunigst ihren Typ ändern.
    Und das hatte sie getan.

    Sie fönte ihre Haare, bis sie sich seidig glänzend um ihre Schultern bauschten, und trug Make-up auf - einen Hauch Rouge für die blassen Wangen und Mascara, damit ihre blauen Augen unter den dunklen Wimpern sinnlich erstrahlten.
    Mist, um sich vor einem Mann nackt zu zeigen, musste sie noch etwas kaschieren …
    Sie drehte sich mit dem Rücken zum Spiegel und blickte stirnrunzelnd auf das auffällige Mal, das sie von Geburt an hatte. Blöderweise war es mit den Jahren nicht verblasst. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, es entfernen zu lassen. Gleichwohl behagte ihr die Vorstellung nicht, es einem Arzt zu zeigen, der sie dann mit peinlichen Fragen gelöchert hätte. Womöglich hätte sie ihm nicht mal antworten können - zumal sie den Fleck nicht erklären konnte. Wie erklärte man jemandem das Unmögliche?
    Hastig tupfte sie mit einem Schwämmchen Make-up auf die Stelle. Schlüpfte in Höschen, Kleid und Pumps.
    Sie betrachtete sich im Spiegel.
    Obwohl sie fand, dass sie hinreißend aussah, fühlte Ann sich trotzdem wie ein verschrecktes Kaninchen.
    Okay, Ann. Du gehst jetzt in den Salon, nimmst dir ein Glas Wein, drapierst deinen Luxuskörper aufreizend vor den Kamin und wartest auf Jashas Rückkehr. Das schaffst du schon. Du musst bloß nach unten laufen …
    Trotz des heulenden Sturms vernahm sie einen lauten Knall.
    Sie kannte dieses Geräusch. Immerhin war sie mitten in Los Angeles aufgewachsen.
    Ein Schuss.
    Sie lief zum Fenster, duckte sich dicht an die Wand. Schob behutsam die Vorhänge auseinander und spähte nach drau ßen.
    Das Fenster ging zur Hausfront hinaus. Unheilvolle Gewitterwolken
stoben über den dunklen Himmel. Der raue Wind trieb den Regen in schrägen Bahnen vor die Scheibe. Blitze zuckten über dem baumbestandenen Park, tauchten Zedern, Kiefern, Fichten und Rhododendronbüsche in ein gespenstisches Helldunkel.
    Sie sah zwar das nass glänzende Dach ihres Wagens, aber ansonsten keine Menschenseele, weder einen schimmernden Gewehrlauf noch eine verdächtige Bewegung in dem angrenzenden Waldstück.
    Und wenn da draußen in der Wildnis jemand war?
    Ann ließ den Vorhang sinken - im selben Augenblick vernahm sie einen hohen, schrillen Schrei, dann fiel ein weiterer Schuss. Sie sprang vom Fenster weg und warf sich auf den Boden.
    Minutenlang blieb es still.
    Schließlich riskierte sie einen erneuten Blick nach drau ßen … und starrte wie gebannt auf den Waldboden hinter den vom Blitz gefällten Bäumen.
    Schüsse und ein unmenschlicher Schrei. Schrien Panter so? Hatte jemand einen Panter erlegt?
    Gab es in Washington überhaupt Panter?
    Von wegen ekelhaft perverses Gruselschloss - sie nahm alles zurück und behauptete das Gegenteil! Hier drin war sie wenigstens sicher, geschützt vor dem Unwetter, vor streunenden Tieren und dem Verrückten mit der Knarre. Vielleicht war Jasha deswegen so gern hier; hier konnte er den schützenden Panzer ablegen, der ihn nach Anns Ansicht sonst umgab.
    Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer.
    Jemand ging unten durchs Parterre. Irgendjemand … oder irgendetwas.
    Sie hörte leise Schnüffellaute, unterbrochen von dumpfem Knurren.

    Hatte sie den Alarm wieder eingeschaltet?
    Nein. Hatte sie nicht. Und irgendjemand da draußen im Wald hatte ein Gewehr.
    Hatte ein Verrückter, irgendein durchgeknallter Massenmörder, Jasha erschossen und sich ins Haus geschlichen?
    Sie war ja so was von bescheuert! Typisch für sie, immer gleich alles zu dramatisieren. Ann Smith, die tüchtige Geschäftsführungsassistentin bei Wilder Wines, hatte verdammt schwache Nerven. Dabei war ihr noch nie etwas Schlimmes passiert. Trotzdem mischte sich ein schaler Geschmack von Angst in ihren Speichel. Sie zog ihre Highheels aus, packte in jede Hand einen, klemmte sie sich wie spitze Waffen vor die Brust.

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