Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
ihr.
Vier lausige Jahre war sie mittlerweile in seinem Unternehmen beschäftigt, drei davon als seine persönliche Assistentin, und da vertraute er ihr nicht?
Dieses Arschloch.
Sie rollte um die hintere Hausecke. Und drückte wütend aufs Gas.
Der BMW heulte auf, um dann mit quietschenden Reifen über den Asphalt zu schießen. Was Ann einen heftigen Adrenalinschub verpasste.
Jasha liebte seine Autos. Vermutlich stand er soeben kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Irgendwann einmal - es lag weit zurück - war sie genauso sorglos und unbekümmert gewesen, allerdings mit tödlichen Folgen. Damals war sie noch ein Kind gewesen, und alle hatten beteuert, dass es nicht ihre Schuld gewesen sei. Die sonst so strenge Schwester Mary Magdalene hatte Ann sogar ernsthaft ins Gewissen geredet, dass sie sich nichts vorzuwerfen habe.
Sie machte sich zwar keine Vorwürfe, aber sie hatte ihre Lektion gelernt. So etwas würde ihr nie wieder passieren. Seitdem zeichnete sie sich durch Vertrauenswürdigkeit und Verantwortungsbewusstsein aus.
Wieso vertraute Jasha ihr nicht?
Sie steuerte über den kreisförmig angelegten Vorplatz. Sie brauchte bloß auf die Tube zu drücken und von hier zu verschwinden. Dann war sie ihn ein für alle Mal los.
In diesem Moment stürzte Jasha aus der Eingangstür und rannte direkt vor den Wagen.
Dieses Arschloch hatte vielleicht Nerven!
Sie stieg voll in die Bremse.
Verdammt gute Nerven.
Sie riss das Lenkrad herum.
Verfluchte Hacke!
» Hör mir zu«, brüllte er. »Ich brauch dich!«
»Ja, ja«, schrie sie zurück. Was er vermutlich gar nicht hörte, da das Wagenfenster fest geschlossen war. Und wenn schon. Ann fand es einfach mordsmäßig gut, ihn anzuschreien.
Sie legte den Rückwärtsgang ein und fuhr auf die gegenüberliegende Seite des Vorplatzes.
Er setzte über die Wiese und hechtete ihr abermals vor den Wagen. »Ann, bleib bei mir.«
Sie drehte erneut und fuhr einfach quer über den vornehmen englischen Rasen.
»Ann …« Er lief mit schützend vor sich ausgestreckten Armen vor dem BMW her und grinste sein jungenhaftes Grübchenlächeln. »Bitte …«
Am liebsten hätte sie ihm das scheinheilige Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.
Als hätte ihr Wunsch prophetische Wirkung, flog etwas an ihrer Fahrerseite vorbei, bohrte sich in Jashas Schulter.
Er stolperte rückwärts und fiel hin.
Was war das?
Egal. Bloß weg hier!
Sie drückte aufs Gas, brauste an ihm vorbei. Sauste über den Vorplatz und spähte zaghaft zurück.
Er hatte sich aufgerappelt und stand schwankend da wie ein Betrunkener. Sie bremste scharf. In seiner Schulter steckte ein Pfeil, komplett mit Federn.
Großer Gott, Ann verstand die Welt nicht mehr.
Er kippte vornüber. Schleppte sich in geduckter Haltung auf die Veranda.
Nicht schlecht. Jetzt konnte sie wenigstens in aller Ruhe verschwinden.
Und warum wendete sie dann und lenkte wieder in Richtung Haus? Weil da irgendein beknackter Idiot mit Pfeilen um sich schoss!
Sie sollte türmen. Schleunigst das Weite suchen. In seinem Wagen. Solange sie in dem Auto saß, konnte ihr gar nichts passieren.
Jasha hatte es halb auf die Veranda geschafft, wo er zusammensackte. Seine Beine waren unter ihm weggeknickt und ragten schlaff in die Auffahrt hinein.
Sie steuerte den Wagen neben ihn. Sprang auf der Beifahrerseite heraus, packte ihn unter den Armen und versuchte ihn wegzuzerren.
Er brüllte vor Schmerz, wehrte sich jedoch nicht. Der Bursche war wahrhaftig kein Leichtgewicht.
Dann machte es Plopp. Der Vorderreifen des BMW war getroffen. Der Wagen senkte sich zur rechten Seite hin.
Ein Schuss.
Panische Angst gab ihr die Kraft, ihn zum Haus zu ziehen.
Er schrie erneut auf, und als sie erschrocken losließ, stöhnte er: »Bring mich ins Haus.« Er half ihr, indem er mit den Beinen über den Boden robbte. Seine Jeans schürfte über den rauen Schieferboden der Veranda.
»O Gott, o Gott, o Gott«, murmelte Ann wie ein Mantra.
Sobald sie ihn über die Schwelle und in die Halle geschleift
hatte, knallte sie die Haustür zu und schloss hektisch ab. Lief zum Telefon.
»Was machst du da?« Jasha rollte sich zu ihr herum.
»Einen Krankenwagen anrufen!« Sie schüttelte hektisch den Hörer. »Mist, die Leitung ist tot.«
»Er hat das Kabel durchgeschnitten.«
Sie stürzte sich auf ihre Handtasche. Wo war ihr Handy? »Ich probier’s auf dem Handy.«
»Das dauert zu lange. Los, zieh mir den Pfeil raus.«
»Unmöglich. Das schaff ich nicht. Im Krankenhaus
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