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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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helfen.
    Die Wahrheit konnte sie jedoch nicht verleugnen.
    Wenn Jasha wollte, verwandelte er sich in einen Wolf. Er war ein Raubtier, ein Killer. Er war der Nachkomme von Mördern,Vergewaltigern und Attentätern.
    Sie zog das Böse an. Und geriet dauernd an die falschen Menschen.
    Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte: Jasha war einer von ihnen.

16
    A ls Jasha und Ann durch den hinteren Eingang ins Freie traten, dämmerte es bereits. Er steckte die Nase in die Luft und nahm Witterung auf.
    »Sind sie hier?« Sie spähte durch die dichte Hecke, die das Haus umstand, gewahrte in ihrer Fantasie hungrig glitzernde Augen, die im Gebüsch lauerten und jeden ihrer Schritte beobachteten.

    »Nein, sie sind weg. Ich wette, mein Cousin hat sich aus dem Staub gemacht, um mit dem Jäger abzurechnen.«
    »Du meinst, er bekommt Geld dafür?« Diese prinzipienlose Ratte.
    »Er bekommt, was er verdient.«
    Sie riss den Kopf herum, starrte Jasha entgeistert an. »Willst du damit andeuten, dass er ihn umbringen wird?«
    »Keine Ahnung. Schon möglich. Kümmert dich das?« Jasha verriegelte die Tür, dann legte er mit einer endgültig anmutenden Geste eine Hand auf die Klinke, als sagte er dem Haus Lebewohl.
    »Na, hör mal! Immerhin geht es um ein Menschenleben.«
    »Der Jäger war betrunken und schoss auf frei herumstreifende Wölfe - auf mein Rudel, auf meinen Leitwolf. Nachher wusste er nichts Besseres zu tun, als völlig aufgelöst zur Polizei zu rennen. Dann tat er sich mit einem Fremden zusammen, sah mit eiskalter Genugtuung zu, wie der mit einem Pfeil auf mich zielte, und schoss mit seiner Flinte auf den Reifen meines BMW.«
    Bestürzt über Jashas aufbrausenden Zorn, lenkte sie ein: »Ich hätte den Wagen erst gar nicht nehmen dürfen.«
    »Ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt auf den Reifen zielen wollte. Womöglich hatte er es auf dich abgesehen.« Jasha fixierte sie eindringlich, seine Lippen zu einer dünnen, blassen Linie aufeinandergepresst. »Bei der Vorstellung, dass der Typ ebenso gut dich hätte erwischen können, bricht mir der kalte Schweiß aus.«
    »An so was hab ich in dem Moment gar nicht gedacht.« Unwillkürlich umklammerte sie die Ikone in ihrer Hosentasche.
    Verfolgte der Tod sie - von Neuem?
    »Sein Problem, wenn mein Cousin ihn umnietet. Ehrlich
gesagt lässt mich das völlig kalt«, setzte er mit Nachdruck hinzu.
    Ann war da anders gestrickt. Sie verabscheute Brutalität - aber wessen Brutalität sollte sie in diesem Fall geißeln? Die des Jägers, der auf edle geschmeidige Raubtiere geschossen hatte, die frei im Wald herumliefen? Oder sollte sie seinen Cousin verteufeln, einen mutmaßlichen Killer, der es auf das Leben des Jägers abgesehen hatte? Beide waren grausam, und vielleicht - vielleicht war Jashas Einstellung gar nicht so falsch. Und außerdem konnte sie es ohnehin nicht ändern.
    »Solange der Varinski damit abgelenkt ist, können wir unbeobachtet verschwinden. Hast du die Ikone? Und dein Handy?« Als sie beide Male zustimmend nickte, lief er über die Auffahrt zum Wald. »Na, komm schon. Auf zu neuen Abenteuern.«
    Bevor sie mit einem letzten Schritt im Dunkel des Waldes verschwand, blieb sie stehen und schaute zurück zu Jashas Schloss, das sich gespenstisch in den dämmrigen Abendhimmel erhob.
    War wirklich erst ein Tag vergangen, seitdem sie vor dem Portal vorgefahren und mitten in diese Gruselstory geraten war? Seitdem fühlte sie sich zunehmend von einem Sog der Ereignisse mitgerissen, den sie nicht zu stoppen wusste. Unseligerweise hielt das Leben keine Schilder mit der Aufschrift »Letzte Ausfahrt« bereit, seufzte sie leicht verzweifelt.
    Wenn ich du wäre, würde ich umkehren, hätte ihr der feige Löwe aus »Alice im Wunderland« geraten.
    Sie spähte zu Jasha, der im Schutz der Bäume auf sie wartete.
    Vermutlich hatte der feige Löwe einen ungeheuer feinfühligen Charakter. Aber Jasha hatte versichert, dass sie keine andere Wahl hätten.

    Lebender Köder oder mausetot.
    Sie ging zu ihm.
    Auf einmal war es stockfinster. Nachts waren die Gerüche des Waldes intensiver; von der Erde stieg der Duft vertrockneten Herbstlaubs auf; die wogenden Zweige der Bäume wisperten und tuschelten, erfüllten die Luft mit würzigem Kiefernnadelaroma. Sie konnte die Hand nicht vor Augen sehen, stolperte und fluchte.
    Was hatte sie erwartet? Flutlicht oder stimmungsvolle Fackelbeleuchtung? Sie hatte drei Paar Socken übereinandergezogen, damit ihr Jashas Wanderschuhe wenigstens

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