Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
gewesen, hätte dich bestimmt nichts aufhalten können.«
Ann fixierte Jasha verblüfft.
Er funkelte seine Schwester an.
Zorana verfolgte den Disput schweigend, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
Firebird ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Hör auf, mir mit Vorschriften zu kommen, als wärst du mein …«
»Dein Vater?«, versetzte Jasha.
»Ja.« Firebird seufzte und murmelte: »Als wärst du mein Vater.«
»Lass gut sein, Jasha.« Ann stand auf, lief zu Firebird und setzte sich neben sie. Umschlang begütigend ihre Schultern. »Wird es euren Vater sehr aufregen, wenn er die Sache mit der Schwangerschaft erfährt?«
Firebird rieb sich die Schläfen. »Er ist sehr altmodisch, und er glaubt, ich bin noch Jungfrau. Von daher ist er bestimmt noch entrüsteter als Jasha und Rurik.« Sie senkte die Stimme. »Wenn ich Pech habe, setzt er mich achtkantig vor die Tür.«
»Er vergöttert dich.« Rurik klopfte Firebird beschwichtigend auf die Schulter.
»Umso schlimmer«, seufzte Zorana.
»Ich weiß. Oder meint ihr etwa, ich wüsste das nicht?« Firebird presste eine Hand auf ihren Leib. »Ich wollte es ihm an jenem Abend beichten … versteht ihr, als die Party war.«
»Wie weit bist du schon?« Jashas Blick klebte auf ihrer Hand, die das Baby in ihrem Bauch zu schützen schien.
»Etwa im sechsten Monat«, räumte sie ein.
»Im sechsten Monat?«, rief ihr Bruder.
Firebird und Zorana gestikulierten hektisch, dass er leiser sprechen sollte.
»Schrei nicht so, Jasha«, sagte Ann streng.
»Wie kannst du im sechsten Monat sein? Bei der Figur?«, wollte er mit gesenkter Stimme wissen.
»Es ist ihr erstes Kind«, erklärte Zorana ihm. »Da fällt es oft nicht so auf, zudem hat Firebird sich geschickt gekleidet.«
»Aha, folglich warst du informiert«, griff Rurik seine Mutter an.
»Sprich nicht so mit Mama«, schimpfte Firebird. »Ich hab es ihr gebeichtet, als wir im Krankenhaus waren und sie mich gefragt hatte.«
Von der Tür polterte eine weitere Stimme zu ihnen herüber. Konstantine mischte sich ein. »Vielleicht ist Firebirds Kind der vierte Sohn, der in der Prophezeiung erwähnt wird.« Er stand da, schwer auf seine Gehhilfe gestützt, seine buschigen Brauen fragend hochgezogen.
Alle saßen wie erstarrt, schauten ihn mit schreckgeweiteten Augen an.
Nach einer kurzen Weile stand Firebird auf. Sie lief zu ihm und schob ihren Arm unter seinen. »Papa, du darfst noch nicht allein aufstehen!«
»Ich musste mal zur Toilette, und meine ganze Familie sitzt in der Küche und brüllt sich an. Was sollte ein alter Mann wie ich da tun?«
Jasha machte sich heimlich Vorwürfe. Er hätte moderater sein müssen.
Konstantine hob eine Hand und umschloss mit zitternden Fingern Firebirds Kinn. »Dann wirst du mich also zum Großvater machen, hm?«
»Ja, Papa.« Unvermittelt füllten sich die Augen seiner Tochter mit Tränen, und sie schluchzte hemmungslos.
»Ich sollte dir den Hosenboden stramm ziehen oder dich vor die Tür setzen.«
»Ich weiß, Papa.« Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Wangen.
»Aber erst mal muss ich für kleine Jungs.« Er strafte Jasha und Rurik mit einem vernichtenden Blick. »Ob mir mal einer meiner beiden Söhne helfen kann? Auf die Idee kommt ihr Dumpfbacken wohl nicht von selbst, he?«
Rurik stürzte zu ihm und half ihm mit dem Rollator.
Zorana wandte sich erleichtert seufzend wieder ihrer Hausarbeit zu.
Jasha umarmte seine Schwester und murmelte: »Herzlichen Glückwunsch, Kleine.«
Ann sank auf ihren Stuhl. Die gespannte Atmosphäre in der Küche verlor sich. Die Krise war vorüber.
Fürs Erste zumindest.
28
A nn hatte zwar keinen großen Hunger, aber als Zorana gegen eins den Tisch deckte, gab ihr Magen ein hörbares Knurren von sich, dass alle lachten.
»Was für ein Kompliment!« Zorana klatschte aufgeräumt in die Hände.
»Es riecht sündhaft lecker!«, erklärte Ann.
Und es schmeckte auch so. Nach der langen zermürbenden Wanderung lief Ann allein bei den himmlischen Düften das Wasser im Mund zusammen. Das Lamm in Kräuterkruste, goldbraun gebratene Kartöffelchen, glasierte Karotten und frischer grüner Salat mit sonnenverwöhnten Tomaten aus dem Garten der Wilders waren ein wahrer Augenschmaus. In den Gläsern funkelte granatroter Wein. Zudem hatte Zorana drei Desserts gezaubert: die Rhabarber-Pastete, Zitronenmeringen und einen goldbraunen, zimtduftenden Apfelkuchen.
»Dieses Festmahl ist zu deinen Ehren, für das, was du für unsere Familie
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