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Nachtsplitter

Nachtsplitter

Titel: Nachtsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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ausgeschlafen?«
    »Geht so«, sagte ich. »Pia hat mich total früh aus dem Bett gezerrt.«
    »Wie war's denn gestern?« Frau Bauer setzte sich auf die Küchenbank. »Hattet ihr einen schönen Abend?«
    Wenn meine Mutter so etwas fragt, könnte ich jedes Mal ausflippen, weil ich genau weiß, dass siemich kontrollieren will. Bei Pias Mutter ist das anders. Ihr geht es wirklich nur darum, ob wir einen schönen Abend hatten.
    »War ganz okay«, sagte Pia. »Es war eine Menge los, aber die Bands hätten besser sein können.«
    »Habt ihr etwas von dem Unfall mitbekommen?«, fragte Pias Mutter. »Es soll ja ganz fürchterlich auf der Autobahn gekracht
     haben.«
    Die Neuigkeit hatte sich offenbar schon herumgesprochen. Die Buschtrommeln in unserem Ort schienen auch sonntags hervorragend
     zu funktionieren.
    »Die Polizei ist irgendwann auf dem Platz aufgetaucht«, erzählte Pia. »Sie haben die Leute befragt. Und auf dem Rückweg sind
     wir an dem kaputten Auto vorbeigekommen. Sah gar nicht gut aus.«
    Mich schauderte, als ich an den völlig zerfetzten Wagen dachte. Wer wohl darin gesessen hatte?
    »Renate, komm mal her!« Die Stimme von Pias Vater ertönte aus dem Wohnzimmer. »Sie bringen gerade etwas über den Unfall in
     den Nachrichten!«
    Pias Mutter erhob sich und ging ins Wohnzimmer. Pia und ich folgten ihr. Herr Bauer saß auf dem Sofa, der Fernseher lief.
     Auf dem Bildschirm war ein Reporter vor einem Metallgeländer zu sehen. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass er auf
     unserer Autobahnbrücke stand. Genau an der Stelle, wo Pia und ich gestern Abend auf dem sonnenwarmen Beton gesessen und Wein
     getrunken hatten. Als ichnoch keine Kratzer und blauen Flecken an den Beinen gehabt hatte. Als alles noch in Ordnung gewesen war. Der Reporter sah
     mit betroffenem Blick in die Kamera.
    »Hier, genau hinter mir, hat sich gestern gegen dreiundzwanzig Uhr ein furchtbarer Unfall ereignet. Ein Kleinwagen ist von
     der Fahrbahn abgekommen und gegen die Leitplanke geprallt, woraufhin er sich mehrmals überschlug. Die Fahrerin, eine fünfunddreißigjährige
     Frau, hatte keine Chance. Sie konnte nur noch tot aus dem völlig zerstörten Wrack geborgen werden. Ihre zehnjährige Tochter,
     die sich auf dem Rücksitz befand, hat den Unfall schwer verletzt überlebt. Sie befindet sich im Krankenhaus und schwebt zurzeit
     noch in Lebensgefahr.«
    Pias Mutter, die sich auf der Sofalehne niedergelassen hatte, schüttelte den Kopf. »Wie schrecklich!«
    Mir war kalt geworden. Gerade wurde in einer Rückblende die Autobahn kurz nach dem Unfall gezeigt. Noch einmal sah ich die
     Polizeiautos, das Blaulicht, das zerstörte Auto. Ich wollte nicht hinsehen, doch die Bilder übten eine unheimliche Faszination
     auf mich aus. Auch Pia starrte gebannt auf den Bildschirm.
    Jetzt wurde ein Polizist interviewt. Er trug keine Uniform, offenbar handelte es sich um einen leitenden Beamten.
    »Leider müssen wir davon ausgehen, dass bei diesem furchtbaren Unfall Fremdverschulden eine Rolle gespielt haben könnte. Nach
     jetzigem Ermittlungsstandist der Wagen von der Fahrbahn abgekommen, weil er von einem Gegenstand getroffen wurde.«
    »Um was für einen Gegenstand handelt es sich?«, fragte der Reporter.
    »Dazu kann ich aus ermittlungstechnischen Gründen jetzt noch nichts sagen«, antwortete der Polizist. »Aber wir sind ziemlich
     sicher, dass der Gegenstand von dieser Brücke gefallen ist oder geworfen wurde. Er prallte gegen die Windschutzscheibe des
     Wagens und hat die Fahrerin vermutlich so erschreckt, dass sie das Lenkrad verriss.«
    »Haben Sie einen Verdacht, wer den Gegenstand von der Brücke geworfen haben könnte?«, wollte der Reporter wissen.
    »Wir stehen mit unseren Ermittlungen noch ganz am Anfang und verfolgen zurzeit verschiedene Spuren. Gestern hat hier in unmittelbarer
     Nähe ein Rockfestival stattgefunden. Vermutlich haben unzählige Besucher im Lauf des Abends diese Brücke benutzt, um zum Festival
     zu gelangen. Mit Sicherheit hat der eine oder andere etwas beobachtet, das uns weiterhelfen könnte.« Der Polizist sah jetzt
     direkt in die Kamera. »Ich möchte bei dieser Gelegenheit alle Zeugen, die sich gestern Abend auf dem Festival oder in der
     Nähe der Autobahnbrücke aufgehalten haben, bitten, sich bei der Polizei zu melden. Jede noch so kleine Beobachtung, jedes
     noch so belanglos erscheinende Detail kann wichtig sein. Vielen Dank.«
    Der Bericht wurde mit einer Chronologie von Unfällen,die aufgrund

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