Nachtwelt
wie
die versucht Fliegen zu fangen. Mimi betrachtet ihre Freundin. Sie ist groß,
über 1,80 Meter und schlank. Petra hat ein schönes Gesicht und in diesem
Moment, im Profil, mit leicht erhobenem Kinn, sieht sie stolz und gelassen aus.
Auf einmal sieht Mimi Petra, wie sie sie noch nie gesehen hat - als Kriegerin.
Vielleicht tragen Petra und sie tatsächlich ein
unsichtbares Schwert mit sich. Das Glück findet schwer den Weg zu ihnen. Wenn
das Leben sie am wenigsten will, richten sie sich auf und fangen an zu kämpfen.
Mimi lächelt, während sie diesem Gedanken nachhängt.
„Na, Süße, worüber freust du dich?“
„Über nichts. Du siehst heute wirklich gut aus.“
„Vielen Dank.“
„Wann kommt Ben?“
„In ungefähr einer halben Stunde, die haben zur Zeit
so viele OPs.“
Ein gutes Jahr sind Ben und Petra ein Paar. Im letzten
Sommer hat Petra ihren Chef auf eine Messe für Medizintechnik begleitet. Dort
hat sie Ben, seines Zeichens Anästhesist an der Uniklinik Kiel, kennen gelernt.
Bei einer schnellen Drehung an einem der Stände hat
Petra ihm den Kaffeebecher aus der Hand geschlagen. Während sie zu ihm hoch
schaute und sich in seinen schönen, grünen Augen verlor, lief ihm der Kaffee
heiß über das Hemd.
Petra stammelte diverse Entschuldigungen und wischte
ihm den Kaffee noch fester in die Fasern seines Hemdes. Er lachte und sagte sie
könne es wieder gutmachen, wenn er sie zum Essen einladen dürfte.
Mimi hatte für jeden Idioten und jedes Arschloch das
Petra anschleppte nette Worte. Sie hat Petra immer ermuntert es mit diesem oder
jenem zu versuchen. Petra konnte nicht aufhören an den Männern zu zweifeln und
behielt jedes Mal Recht. Jeder auf seine Art schenkte ihr einen anderen
Albtraum. Als der letzte sie fast zu Grunde richtete fing auch Mimi an, Petras
Bekanntschaften zu misstrauen.
Direkt nach ihrem Kennen lernen war Petra sicher: Ben
ist Mr. Right. Während Mimis Freundin völlig durchgeknallt und euphorisch war,
zweifelte Mimi und ermahnte Petra zur Vorsicht.
Vier Monate waren die Zwei zusammen, als Ben sich
während einer Party zu Mimi setzt: „Mimi, ich will Petra heiraten. Was sagst du?!“
Mimi verschluckt sich an ihrem Bier . Hält der
gerade bei mir um die Hand meiner besten Freundin an? Was für ein Arsch.
Wahrscheinlich ist der Weihnachten nicht mehr da.
Weil Mimi nichts erwidert redet Ben weiter: „Ihr steht
euch doch so nah und wenn du unsere Heirat aus irgendwelchen Gründen nicht
billigst, würde Petra darüber bestimmt unglücklich sein. Außerdem würde auch
ich mich freuen deinen Segen zu haben. Ich hab’ dich richtig gern und mit der
Heirat wärst du so etwas wie eine kleine Schwester.“
„Ben, ich bin sieben Jahre älter als du.“
„Ja, aber ich bin fast fünfzig Zentimeter größer. Da
ist das Wort klein doch wohl angebracht.“ Er knufft Mimi in die Seite
und lacht. In diesem Moment erlag sie Bens Charme und sagte: „O.k., heirate
Petra und mach’ uns glücklich.“
Tatsächlich ist Ben zur Winterzeit noch da. Petra und
er haben die perfekte Beziehung. Sie sind wie zwei Synchronschwimmer. Bewegt
sich der eine, dann bewegt sich auch der andere. Es ist, als wären sie durch
eine Unzahl von Fäden miteinander verbunden.
Über Weihnachten und Neujahr hatte die Clique ein Haus
in der Pampa Mecklenburg Vorpommerns gemietet. Am Heilig Abend wollte Ben Petra
den Heiratsantrag machen. Gegen 22:00 Uhr warf er Mimi einen viel sagenden
Blick zu. Die zwang die restlichen Leute, von denen keiner eine Ahnung hatte,
mit ihr nach draußen zu gehen. Vor der Tür gab sie Anweisungen. In den einsamen
Apfelbaum neben dem Haus mussten noch zehn Lichterketten, mit insgesamt
eintausend Lämpchen, gehängt werden. Der Strom hierfür kam aus der benachbarten
Garage. Mimi verteilte an die Freunde hundert Fackeln, die kreuz und quer
aufgestellt und angezündet wurden. Es hatte viel geschneit und als endlich alle
Fackeln brannten und der Apfelbaum funkelte und blinkte, sah alles wie ein
einziges Wintermärchen aus.
Petra und Ben kamen nach Draußen und Ben zog die
verwirrte Petra zum Apfelbaum. Die Clique verschwand diskret in Richtung Hütte.
„Petra, ich habe immer geglaubt, dass mein Leben
perfekt sei. Aber in dem Moment, in dem du mir den Kaffee auf mein Hemd
geschüttet hast und ich dich sah, wusste ich, dass mein Leben nur mit dir einen
Sinn macht. Darum frage ich dich, willst du meine Frau werden?“
„Ja, ja, JAAA!!“
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