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Nachtzug nach Lissabon: Roman (German Edition)

Nachtzug nach Lissabon: Roman (German Edition)

Titel: Nachtzug nach Lissabon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pascal Mercier
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Lachen, es war wie Zugfahren, wie das Gefühl, das klopfende Geräusch auf den Schienen, ein Geräusch voll von Geborgenheit und Zukunft, möge nie mehr aufhören.
    »Heute ist Samstag«, sagte Natalie schnell, als es zu Ende war, »da haben die Buchhandlungen nur bis vier auf. Ich gehe jetzt gleich los.«
    »Natalie? Ich möchte, daß dieses Gespräch unter uns bleibt. Als hätte es nicht stattgefunden.«
    Sie lachte. »Welches Gespräch denn? Até logo .«
    Gregorius betrachtete das Bonbonpapier, das er nachts im Liceu wieder in die Manteltasche getan und heute morgen berührt hatte, als er in die Tasche faßte. Er nahm den Telefonhörer von der Gabel und legte ihn richtig herum wieder auf. Drei Nummern für den Namen Rubin hatte ihm die Auskunft genannt. Die zweite war die richtige gewesen. Er hatte das Gefühl gehabt, von einer Klippe ins Leere zu springen, als er wählte. Man konnte nicht sagen, daß er es überstürzt getan hatte oder aus einem blinden Impuls heraus. Mehrmals hatte er den Hörer in der Hand gehabt, hatte ihn wieder eingehängt und war ans Fenster getreten. Am Montag war der erste März, und das Licht war heute morgen anders, das erstemal war es das Licht, das er sich vorgestellt hatte, als der Zug im Schneegestöber den Bahnhof Bern verließ.
    Nichts sprach dafür, das Mädchen anzurufen. Bonbonpapier in der Manteltasche war kein Grund, aus heiterem Himmel eine Schülerin anzurufen, mit der man noch nie ein persönliches Wort geredet hatte. Und schon gar nicht, wenn man weggelaufen war und ein Anruf ein kleines Drama bedeutete. War es das gewesen, was die Sache entschieden hatte: daß nichts dafür sprach und alles dagegen?
    Und nun hatten sie zusammen gelacht, minutenlang. Es war wie eine Berührung gewesen. Eine leichte, schwebende Berührung ohne Widerstand, etwas, das jede körperliche Berührung wie ein plumpes, geradezu lächerliches Manöver aussehen ließ. In der Zeitung hatte er einmal einen Bericht über einen Polizisten gelesen, der einen überführten Dieb hatte laufen lassen. Wir haben zusammen gelacht , hatte der Polizist zur Entschuldigung gesagt, da konnte ich ihn nicht mehr einsperren. Es ging einfach nicht mehr.
    Gregorius rief Mariana Eça und Mélodie an. Es nahm niemand ab. Er machte sich auf den Weg in die Baixa, zur Rua dos Sapateiros, wo Jorge O’Kelly, wie Pater Bartolomeu gesagt hatte, immer noch hinter dem Ladentisch seiner Apotheke stand. Es war das erste Mal seit seiner Ankunft, daß man den Mantel offen tragen konnte. Er spürte die milde Luft auf dem Gesicht und merkte, wie froh er war, daß er die beiden Frauen am Telefon nicht erreicht hatte. Er hatte keine Ahnung, was er ihnen hätte sagen wollen.
    Im Hotel hatten sie ihn gefragt, wie lange er noch zu bleiben gedenke. »Não faço ideia« , ich habe keine Ahnung, hatte er gesagt, und dann hatte er die Rechnung für das Bisherige bezahlt. Die Frau beim Empfang war ihm mit dem Blick bis zum Ausgang gefolgt, er hatte es im Spiegel an der Säule gesehen. Jetzt ging er langsam zur Praça do Rossio. Er sah Natalie Rubin vor sich, wie sie zur Buchhandlung Stauffacher ging. Wußte sie, daß man es wegen der persischen Grammatik bei Haupt am Falkenplatz probieren mußte?
    Bei einem Kiosk lag ein Plan von Lissabon aus, auf dem alle Kirchen mit ihren Silhouetten eingezeichnet waren. Gregorius kaufte den Plan. Prado – das hatte Pater Bartolomeu erzählt – hatte alle Kirchen gekannt und alles über sie gewußt. In einigen von ihnen war er mit dem Pater gewesen. Die müßte man herausreißen! , hatte er gesagt, wenn sie an den Beichtstühlen vorbeigegangen waren. Eine solche Demütigung!
    O’Kellys Apotheke hatte eine Tür und Fensterrahmen in Dunkelgrün und Gold. Über der Tür ein Äskulapstab, im Fenster eine altmodische Waage. Als Gregorius eintrat, klingelten mehrere Glocken, die zusammen eine sanfte, scheppernde Melodie ergaben. Er war froh, sich hinter den vielen Kunden verstecken zu können. Und nun sah er, was er nicht für möglich gehalten hätte: einen Apotheker, der hinter dem Ladentisch rauchte . Der ganze Laden roch nach Rauch und Medizin, und gerade zündete sich O’Kelly eine neue Zigarette mit der Glut der alten an. Dann trank er einen Schluck Kaffee aus einer Tasse auf der Theke. Niemand schien sich zu wundern. Mit seiner rasselnden Stimme erklärte er den Kunden etwas oder machte einen Scherz. Gregorius hatte den Eindruck, daß er sie alle duzte.
    Das also war Jorge, der beinharte Atheist und

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