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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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Proteus-Bakterien auf dem Agar gefunden hatte, dieselben auf eine frische Schale mit Nährboden. Dann etikettierte er den Deckel mit »L. B., 29. Dezember 1941« und stellte sie hinten in den Inkubator.
    Daraufhin schaltete er das Licht aus, verschloß sorgfältig die Tür und nahm sich vor, die Schale in ein oder zwei Tagen noch einmal zu kontrollieren.

11
    David ritt auf seinem grauen Ackergaul voraus. Brunek folgte dicht hinter ihm auf dem Motorrad der Deutschen. Weit hinter ihnen marschierten achtzehn bewaffnete Männer und Frauen, die den gesamten Weg zu Fuß zurücklegten und sich dabei am Flußlauf orientierten. Einer von ihnen, Antek Wozniak, trug die Chemikalien, mit denen man an der Brücke den Sprengstoff herstellen wollte.
    Dieser fünfzehnte Tag nach Weihnachten war bitterkalt, stürmische Winde heulten über den zugefrorenen Fluß, ein metallgrauer Himmel spannte sich über die mühselig vorwärts stapfende Schar von Partisanen, denen immer wieder der Schnee ins Gesicht geweht wurde. Dennoch hatten sich alle bereitwillig zu diesem Einsatz eingefunden und waren überzeugt, daß die einzige Antwort auf die Greueltaten der Deutschen im Handeln bestand.
    David wandte sein Gesicht vor dem unbarmherzigen Wind nicht ab. Der Gedanke, daß jetzt endlich etwas unternommen wurde, ließ ein Hochgefühl in ihm aufsteigen. Sobald sie die Waffen aus dem Zug besorgt hätten, gäbe es nichts mehr, was die Gruppe nicht erreichen konnte. In der vergangenen Nacht hatten sie sich sogar über die Möglichkeit unterhalten, das für die Deutschen so wichtige Depot zu zerstören, ohne das Sofia für die Deutschen jeden Wert verlor.
    {151} Zu seinem Leidwesen hatte Brunek dagegengehalten, daß sie für die Zerstörung der Einrichtung Artillerie und ausreichend Leute bräuchten, denn es handle sich um eine große Anlage, die sorgfältig bewacht werde. Dabei hatte David erneut seinen Wunsch geäußert, einen der nächtlichen Züge nach Auschwitz zu stoppen und aus den Gefangenen eine Armee zu bilden, aber Brunek und Moisze hatten ihn einmal mehr vor einer solchen Wahnsinnstat gewarnt. »Wo sollten wir denn so viele Leute verstecken? Wie könnten wir sie ernähren?« Doch David wollte nichts einsehen. Er wußte, daß die Zeit kommen würde, wo sie auf die Insassen der Nachtzüge zurückgreifen müßten, um eine Armee zu bilden. Er und Abraham wären dann vorbereitet.
    Die von Neuschnee bedeckte Brücke, die sich über das weiße Flußbett erstreckte, fügte sich unauffällig in ihre trügerisch friedliche Umgebung. Die allgegenwärtigen Kiefern trugen schwer an ihrem Kleid aus weißem Pulver, so daß ihre Zweige tief herabhingen.
    Nach kurzer Zeit hatten die Partisanen die Stellungen bezogen, die ihnen David, Brunek und Antek, nach letzten ermutigenden Worten, zugewiesen hatten. So hatte es nicht lange gedauert, bis sich an der Weichsel wieder eine friedliche Atmosphäre verbreitet hatte. Nichts deutete darauf hin, daß sich im Wald zwanzig bewaffnete und kampfbereite Partisanen verbargen. Außerdem waren fünf Wagen sowie Pferde am Flußufer versteckt und getarnt worden. Edmund Dolata wiederholte noch einmal die Instruktionen an die acht Männer aus Sofia, die sich unbemerkt aus der Stadt hatten schleichen können und deren Aufgabe es war, die Ladung des Güterzuges zu einem vorbereiteten Depot bei der Höhle zu transportieren. Es handelte sich um zuverlässige treue Männer, die sich ihrer Aufgabe mit Entschlossenheit stellten.
    David Ryż, der am selben Tag nach Dabrowa hinuntergeritten war und beobachtet hatte, wie ein Teil des Zuges entladen wurde, war daraufhin zur Höhle zurückgeeilt, um seine Kameraden über seine Erkenntnisse zu informieren. Zwei Güterwaggons, einer voller Gewehre, Maschinenpistolen und Munition, sowie ein zweiter mit Handgranaten und Mörsern gehörten zu dem Zug, der zudem noch auf Tiefladern Panzer für die Ostfront transportierte. Ungefähr fünfzig Soldaten bewachten den Zug. David hatte Dolata unterrich {152} tet, der daraufhin die Wagen aufgetrieben und zum Fluß gebracht hatte, ohne daß Dieter Schmidt etwas merkte.
    So wartete nun eine Handvoll Widerstandskämpfer und blickte, zwischen Hoffen und Bangen hin und her gerissen, durch den Schleier, den der fallende Schnee bildete.
    Leokadja Ciechowska, die ihr dickes schwarzes Haar zusammengebunden hatte und darüber eine Strickmütze trug, spielte am Drücker ihres Gewehrs und hielt geduldig ihre Stellung auf einer Erhebung über den Gleisen.

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