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Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Runde fest, zu der ich weder etwas beitragen konnte noch wollte.
    – Und, fragte Wolfertshofer unvermittelt derb, ist es gekauft?
    Stan nickte.
    – Zwei Wochen könnte ich mir vorstellen. Wo wir das stattfinden lassen, müsste ich mir noch überlegen.
    Wolfertshofer strahlte.
    – Dann kannst du mir gleich einen Vertrag schicken, oder? Und Vorschuss!
    – Prost!
    Schließlich malte Wolfertshofer das gegenwärtige und künftige Programm weiter aus. Wie er als Bruder Barnabas auftreten würde. In Gegenwart einer hübschen Frau und eines einflussreichen Veranstalters ließ er sich nicht lumpen und gab die Rampensau. Emma unterhielt sich glänzend, steuerte Geschichten aus Italien bei und ließ sich als südländische Expertin hofieren.
    Vielleicht war Wolfertshofer müde geworden, jedenfalls schien er irgendwann das Interesse an unserem Kreis zu verlieren. Am Nebentisch hatte sich eine Gruppe von Kartenspielern niedergelassen, die ihn zunehmend in ihren Bann zog. Er erhob sich und klopfte auf den Tisch.
    – War mir ein Vergnügen! Aber jetzt muss ich mal bei den Burschen da drüben angreifen!
    Die Gelegenheit war günstig. Ich fasste Emma am Arm.
    – Dann lass uns gehen!
    Stan winkte ihr zu.
    – Wir sehen uns!
    Ich war heilfroh, als wir endlich draußen waren. Emma gestand mir, dass sie sich geschämt habe, Wolfertshofer um ein Autogramm zu bitten. Ob ich das gelegentlich nachholen könnte? Ich hätte ihr noch viel mehr versprochen.
    Als wir bei mir – sie mit Klosterlikör, der sich noch in meinem Küchenschrank gefunden hatte, ich mit Tee – zusammensaßen, fragte sie, was sie schon die ganze Zeit über hatte wissen wollen.
    – Woher kennst du Stan?
    – Ich wünschte, ich müsste diese Geschichte nie wieder erzählen.
    – Was ist daran so schlimm?
    – Er war mal mein Freund.
    Die Vorgeschichte, die zu unserer Bekanntschaft geführt hatte, sparte ich aus, denn meine Vergangenheit war kein Ruhmesblatt.
    An einem grauen Novemberabend in ebenso grauer Vorzeit hatte ich das sichere Gefühl gehabt, dass alle meine hochfliegenden Pläne in den Sand gesetzt waren. Ins Trudeln geraten zu sein, das wäre zu milde ausgedrückt, ich war im Sturzflug in das schwärzeste Loch meines Lebens unterwegs. Mit kaum mehr Geld und keinem Plan ging ich in den Atzinger, wo ich einen Billigschweinebraten essen und ein paar Bier zischen wollte. Mit dem mir verbliebenen Resthumor betrachtete ich das als meine Henkersmahlzeit. Ich saß allein am Tisch, hatte meine Portion bereits verputzt und Überschlagsweise noch drei Bier gut. Am Nebentisch verhandelten zwei Männer Geschäfte und bekamen sich in die Haare. Nach einigen Hakeleien hin und her wurde der Ältere laut.
    – Das ist mir wurscht, schrie er, wie du das machst. Ich habe gesagt, dass das Büfett eine Fuhre für zwei ausgewachsene Männer ist. Morgen früh ziehst du das durch, und wenn das Ding nicht Punkt neun Uhr bei mir im Laden steht, dann kannst du dir weitere Jobs von mir in die Haare schmieren.
    Das war ein Ruf, der an mich erging, auf ein Stichwort dieser Art hatte ich sehnlich gehofft. Ich packte meine Jacke, Bierdeckel und Glas und rückte nach nebenan.
    – Servus, sagte ich zu dem Älteren. Abregen, bitte schön! Ich bin ja noch rechtzeitig gekommen. Ist doch logisch, dass du das Büfett Punkt neun in deinem Laden hast.
    Er starrte mich an, dann herrschte er den anderen an.
    – Warum machst du denn das Maul nicht auf, du Depp, dass du einen Partner hast?
    Er knallte das Geld für seine Zeche auf den Tisch und verschwand. Mit dem anderen saß ich an diesem Abend noch lange zusammen.
    – Stan Bolzmann, oder? fragte Emma.
    – Genau.
    Stan hatte einen alten Ford Transit, mit dem er Fuhren aller Art erledigte. Einer seiner Hauptkunden war eben jener Choleriker, in dessen Auftrag er Altmöbel aus München und dem Umland in seinen Laden karrte. Seit diesem Job arbeiteten wir zusammen. Allerdings war die Arbeit knochenhart und schlecht bezahlt. So heckten wir einen Plan aus, den ich auch später beibehielt: Wir inserierten kostenlose Haushaltsauflösung. Interessante Stücke bunkerten wir, Schrott entsorgten wir. Nach einem halben Jahr verfügten wir über eine gut gefüllte Garage, die wir zur Lagerung unserer Antikstücke angemietet hatten. Als Partner machten wir in Schwabing einen Laden auf, parallel dazu verdingten wir uns weiter als Möbeltransporteure. Unser neues Geschäft florierte. Während sich ältere Leute damals nichts sehnlicher wünschten als so

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