Nackt schlafen ist bio
für eine Fahrt in den Norden eingeplant hatten, sagte er uns ab.
»Nein, nein, erst nach Weihnachten«, antwortete ich. »He, ich gehe heute Abend mit meinen Eltern essen, ich glaube, Dimitris ist auch dabei. Willst du nicht mitkommen?«
»Ja, gern – um sieben bei Browne’s, oder?«
»Exakt.«
Als es so weit war, trafen Dimitris und ich als Erste im Lokal ein, bald darauf erschienen meine Eltern und Emma. Nach etwa zehn Minuten hoffte ich, dass Jacobs Pünktlichkeit seiner Klugheit nicht nachstand und er jeden Moment hereinschneien würde. Denn meine Mutter war bereits ein bisschen beschwipst und hatte Dimitris ganz unvermittelt mit der Frage konfrontiert, wann er denn zuletzt Liebeskummer gehabt habe. Ich hatte sie schon zweimal unterbrochen, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, aber sie ließ sich nicht davon abbringen. Glücklicherweise ging Dimitris ganz souverän mit der Situation um und versuchte sich in einer vagen und dennoch zufriedenstellenden Betrachtung dessen, was man im Allgemeinen unter Liebeskummer verstand. Trotzdem wurde es langsam peinlich.
Endlich tauchte Jacob auf. Es war komisch – in jener Nacht vor drei Monaten, als Emma und ich nach Ramallah gekommen waren, hatte ich mich förmlich danach gesehnt, diesen Mann in die Arme zu schließen, was ich mir damit erklärt hatte, dass ich mich nachts um zwei am anderen Ende der Welt in einer Krisenregion befand. Doch jetzt empfand ich dasselbe. Und ging es mir dabei wirklich vor allem darum, Dimitris vor dem inquisitorischen Kreuzverhör meiner Mutter zu retten? Nun, vielleicht lag es ja daran, dass ich Jacob eine Weile nicht gesehen hatte und mich von dieser Heimaturlaub-Euphorie anstecken ließ. Wie auch immer, ich stand auf und drückte ihn zur Begrüßung so innig an mich, wie ich nur konnte. Dimitris umarmte ihn ebenfalls, meine Eltern und meine Schwester schlossen sich an. Dann setzte er sich, nahm sich ein Stück Brot, und schon schnitten er und Dad ein ganz neues Gesprächsthema an, nämlich welche Hürden und Hindernisse es bei Geschäftsgründungen im Nahen Osten zu überwinden galt.
Auch ich setzte mich wieder und hörte zu, war aber unruhig und zappelig, als hätte ich etwas sagen wollen, es aber nicht zu Ende bringen können.
Ich bestellte mir ein Glas Rotwein, von dem ich mir zumindest ein bisschen Entspannung erhoffte. Doch kaum stand das volle Glas vor mir, wurde mir klar, dass ich etwas ganz anderes wollte als Wein. Nämlich Jacob noch einmal umarmen.
23. DEZEMBER , 298. TAG
Nur natürlichen Lippenstift verwenden
Mittlerweile ist der Öko-Trend ja längst in aller Munde – selbst große Konzerne geben sich einen umweltfreundlichen Touch, auch wenn sie im Grunde nur ein klein bisschen weniger krebserregende Inhaltsstoffe verwenden oder ihre Produkte in konzentrierterer Form auf den Markt bringen, damit den Konsumenten kleinere Portionen davon genügen.
Umgekehrt gibt es aber auch Unternehmen und Produkte, die so ungeheuer ökologisch sind, dass es kaum zu fassen ist. Nehmen wir nur einmal den Lippenstift, den ich heute gekauft habe: Er stammt von PeaceKeeper Cause-Metics, einem Unternehmen, das Kosmetika auf Mineralbasis und aus reinen Naturstoffen herstellt. Die Bestandteile werden auf der Firmenwebsite detailliert aufgeführt, und PeaceKeeper wurde auch als einer der sichersten Kosmetikahersteller Amerikas eingestuft. Sämtliche Gewinne aus dem Verkauf der Lippenstifte kommen Organisationen zugute, die sich für die Gesundheit von Frauen und für Menschenrechte engagieren. Die Verpackung ist recycelbar. Und in ein bis zwei Jahren haben sie wahrscheinlich auch herausgefunden, wie man das eigentliche Schraubröhrchen des Lippenstifts aus biologisch abbaubarem Material herstellt. (Andere haben es schon vorgemacht und produzieren Röhrchen auf der Basis jenes umweltfreundlichen und zugleich so bedenklichen Stoffes namens Mais.)
Es ist vorbildlich und bestürzend in einem, wie viele ethische Erwägungen in ein einzelnes Produkt wie dieses einfließen können – vielleicht sollten die Leute von PeaceKeeper sich ja überlegen, ihre Dienste der Ölindustrie anzutragen.
25. DEZEMBER , 300. TAG
Auf die Toilette gehen, ehe man ein Flugzeug besteigt
Natürlich haben Flugzeugtoiletten nichts mit Weihnachten zu tun, aber heute habe ich mal keine Lust, mich um logische Zusammenhänge zu kümmern, und außerdem werde ich in weniger als 24 Stunden, wenn Ian und ich nach New York fliegen, Bekanntschaft mit Toiletten
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