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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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dem Shuttlebus vom Flughafen zum American Colony-Hotel nach Jerusalem fahren, von dort die Straße entlang zur Bushaltestelle gehen und einen Bus anhalten musste, mit dem ich nach Ramallah fahren konnte, um dann in Ramallah vom Bahnhof aus mit einem Taxi zu seiner Wohnung zu fahren, weil es zu weit war, um zu Fuß zu gehen, und um diese Uhrzeit keine öffentlichen Busse verkehren, beschloss ich, dass wir lieber die finanziellen und ökologischen Kosten in Kauf und gleich ein Taxi nehmen sollten.
    Nachdem wir dem Grenzposten in Kalandia kurz unsere kanadischen Pässe unter die Nase gehalten hatten, fuhren wir in den Kreisverkehr hinein und bogen von dort in eine andere »Straße« ein (Übersetzung: eine geborstene Betonpiste mit kreuz und quer verlaufenden Rissen und Spalten), kamen an einem »Spielplatz« vorbei (Übersetzung: eine staubige Rutsche, die horrormäßig aus einem Clownsmund ragte) und schlängelten uns zwischen mehreren Hügeln und Verkehrskreiseln hindurch. Der Fahrer verfuhr sich, also mussten wir eine Weile im Auto sitzen bleiben und darauf warten, dass er die Orientierung wiederfand. Wir glotzten einen streunenden Esel an, er glotzte zurück. Ich spürte, wie meine sonst immer so entspannte Schwester auf dem Rücksitz nach ihrer Notration Lorazepam kramte und sich den Puls maß. Der Taxifahrer rief irgendwo an, und fünf Minuten später tauchte hinter uns ein zweiter Wagen auf. Zu diesem Zeitpunkt war Emma fast am Durchdrehen, aber ich sah im Seitenspiegel, dass Jacob am Steuer saß. Er stieg aus, kam zu uns herüber und sagte in sehr energischem Tonfall etwas auf Arabisch zu unserem Fahrer, bevor er dafür sorgte, dass wir für die Fahrt nicht übermäßig geschröpft wurden. Um 2.30 Uhr saßen wir schließlich sicher in Jacobs Auto und fuhren mit ihm in seine Wohnung.
    Ich hatte keine Blumen – weder fair gehandelte noch andere – als Gastgeschenk dabei. Aber ich war mir auch nicht sicher, ob Jacob wirklich etwas für Rosensträuße mit Schleierkraut übrig hatte. Und überhaupt: Wenn eine Frau einem Mann einen Strauß von egal was überreichte, konnte das im Palästinensergebiet womöglich schon zu Problemen führen.
    Auch eine Umarmung war hier selbstverständlich nicht angebracht, was mich umso mehr frustrierte, weil ich im Taxi zwar nicht gerade Panikattacken gehabt hatte, aber Jacob einfach liebend gern um den Hals gefallen wäre, als er aus dem Auto stieg und zu uns kam. In einem fremden Land ist ein vertrautes Gesicht eine Wohltat.
    Am nächsten Morgen machte er eine kleine Wohnungsführung mit uns und wies mit Rücksicht auf mein Faible für Ökologie darauf hin, dass hier die meisten Leute solarbeheizte Wassertanks auf den Dächern hatten und ihre Wäsche auf Wäscheständern oder -leinen trockneten – das war’s allerdings auch schon. Das Leitungswasser sei wahrscheinlich trinkbar, aber er empfehle für alle Fälle trotzdem Wasser aus Flaschen, und obwohl es in der Stadt eine Fülle frischer lokaler Produkte gebe, seien bestimmte Dinge – wie etwa ein biologisch-dynamischer Shiraz-Rotwein – eher schwer aufzutreiben. Dann gestand Jacob noch, dass er vermutlich mehr Plastiktüten benutze als nötig – was er mir unbedingt beweisen wollte, wozu er die untere Küchenschublade aufzog, die prallvoll mit Erdölfolien in allen Regenbogenfarben war –, aber ansonsten recht minimalistisch lebe. Er fahre sogar alle zwei Wochen in eine Siedlung bei Westjerusalem, um dort Papier und Flaschen zu entsorgen.
    Moment mal, dachte ich – Westjerusalem? Er fährt für das Recycling über die Grenze? Wenn das nicht echtes Engagement war!
    Ich fragte ihn über die ökologische Situation insgesamt hier aus und wollte vor allem wissen, ob Umweltfragen überhaupt eine Rolle spielten oder ob er es müßig fände, mitten in einem solch zugespitzten Konflikt ökologisch korrekt leben zu wollen. Einerseits sah es ganz so aus, als ob Wichtigeres auf der Tagesordnung stünde als Mülltrennung, wenn aber andererseits so viele Zivilisten bereit waren, für dieses Land zu sterben, sollte man doch meinen, dass sie es nicht völlig zumüllen wollten.
    »Da haben die Leute wirklich ein Brett vor dem Kopf«, sagte er. »Bei der Auseinandersetzung hier geht es vor allem um Land und um Wasser, aber wenn nicht geeignete Maßnahmen zur Müllkontrolle ergriffen werden, liegt bald überall Giftmüll herum. Das rafft aber keiner.«
    Ich erkundigte mich, ob es im palästinensischen Gebiet im Westjordanland irgendwo

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